Schattenseite der Zivilgesellschaft
Unter der Polarisierung in unserer Gesellschaft leiden aktuell so manche Berufsgruppen und Branchen. Vom Politiker angefangen, über Medien bis hin zu diversen Wirtschaftszweigen, wie zum Beispiel die Verpackungsindustrie. Bist du nicht für etwas, bist du dagegen. Ein Mittelweg ist kaum noch zu finden. Doch er wäre zusehends hilfreich, um Probleme sachlich anzugehen und zu lösen.
Bleiben wir bei einem der „Pfui Deibel“ der Nationen, der Verpackung. Neben aller negativen Attribute, die sowieso überall ausgeschlachtet werden, hat die Verpackung einen ganz wesentlichen Vorteil: sie schützt das Produkt. Im Falle von Lebensmitteln ein äußerst wichtiger Faktor. Untersuchungen sprechen von einem deutlich höheren CO2-Ausstoss der entsteht, wenn noch mehr Lebensmittel erzeugt werden. Das würde aber passieren, wenn Lebensmittel aufgrund unzureichender Verpackungen rascher entsorgt werden müssten. Denn: nur 2% des weltweiten CO2-Ausstosses ist auf Verpackung zurückzuführen, der Rest entfällt auf Reisen, Bewegung, Heizen. Experten sprechen von folgenden Zahlen: ein interkontinental Flug in Europa verbraucht soviel CO2 wie eine 30 Jahre dauernde Plastikflaschen-Produktion.
Auf der anderen Seite ist auch die alternative Produktion von Plastikflaschen durch Mais etwa mit Vorsicht zu genießen, denn es handelt sich dabei immer noch um ein Lebensmittel. Alternativen, die nicht aus dem Lebensmittelbereich kommen, sind anzustreben. Die Suche nach Alternativen aus umweltschonenden Bereichen hat längst begonnen.
Und dass der Umgang mit Müll immer noch eine Frage von Bildung und sozialem Umfeld ist, beweisen die Müll-Berge in armen Ländern, wo die Bevölkerung zuerst darauf schauen muss, dass sie sich ernähren kann. Auch hier meinen Experten: Würde man aus dem Jangtsekiang den Müll entfernen, so hätte man nahezu die Hälfte der Welt-Müll-Problematik gelöst und das „marine littering“ dazu.
Was aber alles nicht heißt, dass wir in Österreich und in Europa behutsam mit Müll an sich, dessen Vermeidung und Alternativen zu Verpackungsmüll umgehen müssen. Ein Pfandsystem für Plastikflaschen steht in Österreich ebenso im Raum, wie die prinzipielle Einschränkung von Plastik. Denn: derzeit kostet das „virgin material“ immer noch weniger als das Recyclat – auch aus dem Grund, weil Recyclat nicht für alle Hersteller von Getränkeverpackung in ausreichendem Ausmaß erhältlich ist. Wichtig ist, Plastik im Kreislauf zu halten, denn wir als Gesellschaft sind verpflichtet jenes Plastik, das wir in die Umwelt bringen, auch wieder heraus zu bringen. Die Kunst, Plastik zu recyceln, wird uns in den nächsten Jahren massiv beschäftigen. Auch wenn wir Österreicher in dieser Aufgabe immer federführend waren, so gibt es genug zu tun.
Fakt ist: In Zukunft gilt für Verpackung: weniger ist mehr in einem sicheren Ausmaß für die Produkte und die Forcierung einer Wiederverwertung.
Einige Maßnahmen der Unternehmen
Ovotherm
Der Marktführer in Eierverpackungen aus Plastik war der erste, der auf recycliertes Rohmaterial zurückgriff. Die eigenen Anlagen in beispielsweise Ungarn verwerten Limonadenflaschen und Ovotherm macht Eierverpackungen daraus. Jedes Jahr werden 710 Millionen Flaschen wiederverwertet. Mehr über das Recycling unter www.earthfriendlypackaging.net.
ALPLA
ALPLA und BillerudKorsnäs gründeten mit dem auf Papierflaschen spezialisierten dänischen Unternehmen ecoXpac ein Joint Venture. Nach Abschluss der Transaktion wird ecoXpac zu gleichen Teilen ALPLA und BillerudKorsnäs gehören. Bei der laufenden Entwicklung der Papierflasche, die ecoXpac im Jahr 2010 begann, war BillerudKorsnäs bisher treibende Kraft, seit 2015 zusammen mit der Carlsberg Group.
Gemeinsames Ziel von ALPLA und BillerudKorsnäs ist es, Verpackungsinnovationen in eine nachhaltige Richtung zu lenken. Die beiden Unternehmen wollen der Entwicklung zum Durchbruch verhelfen. Dafür bündeln sie ihre Ressourcen, Kompetenzen und Stärken und unterstützen so ecoXpac bei der Kommerzialisierung einer vollständig biobasierten und recyclingfähigen Papierflasche.
Waldquelle
Die Waldquelle hat immer stark auf die 1l-Glas-Mehrwegflasche gesetzt und ist in diesem Segment seit vielen Jahren österreichischer Marktführer. Im vergangenen Jahr hat Waldquelle ein Wachstum von +14% im Mehrweg-Segment verzeichnet. Heuer investiert die Waldquelle mehrere 100.000 Euro in die Aufrüstung der Glaslinie (v.a. in die Technik sowie in den Zukauf von Kisten und Flaschen), um diesen wachsenden Trend weiterhin vollständig bedienen zu können.
Gleichzeitig tritt der Eigentümer der Waldquelle, die tschechische KMV-Gruppe, stark ein für das Zwangspfandsystem und arbeitet in Tschechien federführend gemeinsam mit einigen Handelspartnern an einer Umsetzung. Dies sind wichtige Vorarbeiten, um die Sammelquote von 90% zu erreichen und andererseits die Mengen an notwendigem Recyclat sicherzustellen. Für die Waldquelle ist es essentiell, dass Plastik richtig entsorgt wird und anschließend recycelt werden kann, da es nur so im Kreislauf gehalten werden kann.
Ja! Natürlich
Green Packaging Updates sind das Graspapier, das mittlerweile beim einigen Produkten aus dem Gartenbereich angewendet wird. Graspapier wird aus einer Kombination von sonnengetrocknetem Gras und Frischfaser erzeugt. Es besteht zu 100% aus nachwachsenden Rohstoffen, enthält keinerlei Schadstoffe und punktet in der Produktion durch Einsparungen beim Wasser- und Energieverbrauch.
Ja! Natürlich Käsescheiben in der Feinkost werden nun auf Papiertassen gelegt, die im Altpapier entsorgt werden können. Konkret handelt es sich bei dieser Verpackungsrevolution um eine beschichtete Papierschale aus 80% Frischfaser und nur 20% Kunststoff. Die Sensation: der CO2-Fußabdruck konnte mit der neuen Papiertasse im Vergleich zur bisher verwendeten Plastiktasse um rund zwei Drittel reduziert werden. Für das naturbraune Papier wird zum Großteil heimisches Holz verwendet und auch die Fertigung der Packung erfolgt durch die Firma Mondi zur Gänze in Österreich. So können Transportwege minimal und die Wertschöpfung in Österreich gehalten werden. Nach einer Testphase von 9 Monaten in Kooperation mit dem Lieferanten Salzburgmilch startet die neue Verpackung bei den Käsescheiben aus Heublumenmilch in der Feinkost.
Hofer
Hofer stoppt bei der Eigenmarke „Zurück zum Ursprung“ als erster Lebensmittelhändler Österreichs bei vier Produkten den Einsatz von zusätzlichen Plastikdeckeln: Seit 29. April werden österreichweit Frisch- und Hüttenkäse sowie Natur- und Fruchtjoghurts im 400g-Becher der Bio-Eigenmarke ohne zusätzlichen Kunststoffdeckel über der Platine geliefert.