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Alpla Studie präferiert Sammelquotenerhöhung

Sammelquote sollte erhöht werden

Das Turnier hat begonnen, die Haupt-Teilnehmer heißen Plastik, Glas, Wellpappe, Papier. Etwas Klarheit in die Verwirrung bringt eine Studie von ALPLA.

ALPLA gehört zu den führenden Unternehmen für Kunststoffverpackungen und ist an 178 Standorten rund um die Welt aktiv. Es werden maßgeschneiderte Verpackungssysteme, Flaschen, Verschlüsse und Spritzgussteile hergestellt. 

Nun entsteht naturgemäß sofort der Eindruck, dass ein Unternehmen wie ALPLA eine Studie in Auftrag gibt, die ihren Werkstoff in ein gutes Licht rückt. Weit gefehlt. „Die aktuelle Diskussion wird oft sehr emotional geführt. Wir wollen mit dieser umfassenden Studie die Sachlage objektiver darstellen“, erklärte Dr. Christoph Hoffmann, Director Corporate Strategy, Sustainability & Circular Economy bei ALPLA. Und er holt sich Roland Fehringer an seine Seite. Dieser ist lange in der Branche tätig und forscht seit Jahren unabhängig für viele Unternehmen aus allen Branchen für die Nachhaltigkeit. Ein "Kapazunder", wie man auf österreichisch sagen würde. Ein anderer diese Art ist Harald Pilz von to4to.

Für die Studie nahm Roland Fehringer Verpackungen von acht im österreichischen Lebensmittelhandel erhältlichen Produktkategorien her und erstellte die Ökobilanz nach ISO 14044. retailreport.at wird die Studie hier übernehmen. 

Die Auswertung der Studie

PET vor Glas bei Mineralwasser
Bei Wasser liegt die 1-Liter-Glas-Mehrwegflasche nur beim Klimawandel vor der Flasche aus Polyethylenterephthalat (PET) ohne Rezyklatanteil. Beim Versauerungspotenzial und beim Sommersmog ist bereits die PET-Flasche ohne Rezyklat günstiger als die Glas-Mehrwegflasche. Rezyklatanteile (rPET) vergrößern den Abstand deutlich. Der Wasserverbrauch ist bei Mehrweggebinden um 50 % höher als bei Einweggebinden. „Theoretischer Sieger ist die PET-Mehrwegflasche mit 100 % Rezyklatanteil“, erklärt Roland Fehringer. „Allerdings gibt es in Österreich kein entsprechendes System und der Vorteil ist auf den Klimawandel beschränkt, denn bei Versauerung und Sommersmog ist die PET-Einwegflasche aus 100 % rPET leicht im Vorteil.“ Christoph Hoffmann ergänzt: „Wir werden uns zukünftig vermehrt mit Mehrwegsystemen auseinandersetzen und in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden praktikable Lösungen entwickeln. In einigen Märkten gibt es bereits Mehrweglösungen von ALPLA. Allerdings muss man wissen, dass die Konsumenten in Österreich PET-Mehrweg bei Wasser und Limonade nicht ausreichend gut akzeptiert haben und es daher vom Markt genommen wurde. Die Verhältnismäßigkeit von Zusatzkosten und Umweltnutzen muss unbedingt untersucht werden.“ Die Glas-Einwegflasche zeigt auch hier durch die Bank die höchsten Umweltauswirkungen.

HDPE schneidet bei Milch gut ab
1-Liter-Flaschen aus High Density Polyethylen (HDPE) sind bei Milch ökologisch vorteilhafter als die untersuchten Alternativen. Einzig beim Sommersmog hat die Einwegflasche, die zur Gänze aus rPET besteht, geringere Auswirkungen als die HDPE-Flasche ohne rHDPE. Der Getränkeverbundkarton zeigt leichte Vorteile gegenüber der Glas-Mehrwegflasche und der 50-%-rPET-Flasche. Einfachere Verbundkartonsysteme können noch besser abschneiden als die hier bewertete Variante. Die Glas-Einwegflasche weist bei allen Kriterien die gravierendsten Auswirkungen auf die Umwelt auf.

Limonade in der rPET-Flasche top
Bei kohlesäurehaltiger Limonade liegen 0,5-Liter-Einwegflaschen aus PET mit maximal 50 % Rezyklatanteil leicht hinter der Glas-Mehrwegflasche in Hinblick auf den Klimawandel. Alle drei untersuchten PET-Mehrwegflaschen und die PET-Einwegflasche mit 100 % rPET liegen vor der Glas-Mehrwegflasche. Bei den drei anderen Umweltauswirkungen liegt PET – mit und ohne Rezyklat – in Front, wobei die PET-Einwegflasche mit 100 % rPET sogar die Mehrwegvarianten ökologisch übertrumpft. Deutlich höhere Umweltauswirkungen zeigen die Aluminiumdose und die Glas-Einwegflasche.

Nachfüllbeutel für Waschmittel ökologisch günstig
1,8-Liter-Nachfüllbeutel aus Polypropylen (PP) haben sich in der Studie als ökologisch nachhaltigste Verpackungslösung für Waschmittel herauskristallisiert. Hier können auch 1,5-Liter-PET- und HDPE-Flaschen aus 100 Prozent Rezyklat nicht mithalten. Laut Studienautor wird derzeit nur ein einstelliger Prozentsatz der Nachfüllbeutel recycelt, der Rest wird thermisch verwertet. „In der mangelnden Recyclingfähigkeit sehen wir einen Nachteil“, kommentiert Christoph Hoffmann.

PET bei Nahrungsmitteln klarer Sieger
Bei Nahrungsmitteln wurden eine Erdnussbutter-Einwegverpackung aus PET, ein Einwegglas für Marmelade und eine Weißblechdose für Mais analysiert. Um einen fairen Vergleich zu ermöglichen, wurde das Füllvolumen, das zwischen 310 und 420 Millilitern liegt, auf 350 Milliliter normiert. Klarer Sieger ist das Gebinde aus PET. Das Einwegglas hat doppelt so hohe Umweltauswirkungen, die Blechdose gar bis zu siebenmal höhere. Der Rezyklatanteil bei PET-Gebinden wirkt sich positiv aus, aber schwächer als bei Getränken, da die Transportverpackung bei den kleinen Gebinden vergleichsweise aufwändiger ist.

Resümee der Studie
Die Glas-Einwegflasche ist bei den untersuchten Material-Inhalt-Kombinationen – mit Ausnahme der „Nahrungsmittel“, dort schneidet die Konservendose aus Blech am schlechtesten ab – das ökologisch ungünstigste Gebinde (am ungünstigsten ist die 0,33-L-EW-Glasflasche, Anm. der Redaktion). Die Aluminiumdose liegt bei den untersuchten Anwendungen fast immer hinter den Kunststoffgebinden, aber vor Glas-Einweg. Bei Wasser und Limonade wäre die PET-Mehrwegflasche beim Klimawandel leicht zu favorisieren, bei den anderen Umweltauswirkungen liegt die PET-Einwegflasche mit 100 Prozent rPET voran. Zwischen Glas-Mehrweg und PET-Einweg ohne Rezyklatanteil lässt sich für Österreich kein klares Ranking ableiten. Die Erhöhung des Rezyklatanteils bei Kunststoffflaschen reduziert in jedem Fall die Umweltbelastung und lässt die Glas-Mehrwegflasche somit hinter sich.

„Für unsere Kunden und uns selbst sind die vorliegenden Ergebnisse sehr wertvoll, um bei der Entwicklung nachhaltiger Verpackungslösungen die richtigen Entscheidungen zu treffen“, erklärt Christoph Hoffmann.

Studienkriterien
In der Studie erfasst sind die Herstellung von Gebinde, Verschluss, Etikette, Verkaufs- und Transportverpackung, die Abfüllung und das Waschen von Mehrweggebinden, die Auslieferung zum Lebensmitteleinzelhandel und der Rücktransport von Mehrweggebinden, sonstige Transporte wie Rohmaterialanlieferung, Gebinde und Verschlüsse zur Abfüllung, die separate Sammlung der Gebinde beziehungsweise die Sammlung gemeinsam mit dem Hausmüll sowie die stoffliche und energetische Verwertung.

Von der Studie nicht erfasst sind die Herstellung der Inhalte, Verluste bei Transport und Lagerung, Einkaufsfahrt zum Handel, Kühlprozesse zu Hause, Verlust durch beschädigte Verpackungen und mögliche Unterschiede in der Haltbarkeitsdauer zwischen den verschiedenen Verpackungssystemen.

Alle im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel angebotenen Gebinde wurden von c7-consult eingekauft und Gebinde, Verschlüsse und Etiketten gewogen. Daten zu Verkaufs- und Transportverpackungen, Transportentfernungen, Energie- und Wasserverbrauch bei der Abfüllung stammen aus vertraulichen Informationen aus der Getränkewirtschaft und früheren Analysen von c7-consult. Die Umrechnung in Wirkungskategorien und Sachbilanzgrößen erfolgte mit Hilfe der Umweltdatenbank Ecoinvent 3.5. Kritische, ergebnisrelevante Parameter wie Umlaufzahl von Mehrweggebinden, Distributionsentfernung zum Lebensmitteleinzelhandel, Masse des Getränkeverbundkartons für Milch, Sekundärmaterialanteil bei Aluminiumdosen sowie die Sammel- und Verwertungsquote in Österreich wurden in der Sensitivitätsanalyse untersucht und bewertet. Das abschließende Peer Review durch Harald Pilz von to4to bestätigt die Ergebnisse der Ökobilanz.


 

Alpla Studienpräsentation