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Das Bier steht für die Region: zehn Privatbrauereien haben sich zu einer Einheit zusammengeschlossen.

Bier: Einheitsbier in Österreich?

Zehn Privatbrauereien schließen sich zu den „Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs“ zusammen. Weitere sollen folgen, um dem Biereinheitsbei Einhalt zu gebieten.

Es hat gepoltert am Gerstenboden: Aktuell 10 Brauereien haben sich zu den „Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs zusammengeschlossen“. Diese sind: die Ottakringer Brauerei (Wien), Stieglbrauerei zu Salzburg, Braucommune in Freistadt (Oberösterreich), Privatbrauerei Hirt (Kärnten), Mohrenbrauerei (Vorarlberg), Brauerei Murau (Steiermark), Brauerei Schloss Eggenberg (Oberösterreich), Trumer Privatbrauerei (Salzburg), Bierbrauerei Schrems (Niederösterreich) und Privatbrauerei Zwettl (Niederösterreich). Weitere sollen folgen, wenn man sich in der Branche umhört.

Warum haben sie das gemacht? Es heißt: Die bunte Szene der regionalen Privatbrauereien macht nur noch rund ein Drittel aus. Die unabhängigen Privatbrauereien sehen deshalb die Ursprünglichkeit der österreichischen Brautradition gefährdet. Mit einem Siegel „Österreichische Privatbrauerei 100% unabhängig“ will man dem Konsumenten die Tradition, heimische Herkunft und private Managementführung (Unternehmertum) vermitteln. Hinter den Kulissen ist es ein Statement gegen den Marktführer Brau Union, der in den Aussagen als „Konzern“ betitelt wird.

Was sagt das Siegel?

Das Siegel zeichnet somit Unternehmen aus, die zu 100%  in österreichischem Eigentum stehen. Sie tragen damit zum Gemeinwohl des Landes bei und leisten mit ihren Steuern und Abgaben einen fairen Beitrag zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und anderen Aufgaben der öffentlichen Hand. Von den Steuern der Privatbrauereien profitieren alle Österreicherinnen und Österreicher. Die Biere, die derzeit dieses Siegel tragen, machen einen Anteil von rund 28 % des österreichischen Biermarktes (Inlandsausstoß 8 Mio. Hektoliter im Jahr 2020) aus.

Und hier kommt der zweite Punkt: es geht um Marktanteile. Wie retailreport.at im letzten Jahr hinterfragt hat, so wurden die Brauereien aufgrund von Corona 2020 stark gebeutelt und werden nun aktiv.

Herkunft und Steuern

In Österreich brauen vom Neusiedler- bis zum Bodensee aktuell 309 (im Jahr 2015 waren es noch 214) österreichische Brauereien weit mehr als 1000 verschiedene Biere. Im übrigen ist das die höchste Brauereidichte weltweit.

Die Vielfalt ist somit gegeben und Nachhaltigkeit wird vom Lebensmittelhandel sowieso „vorgeschrieben“. Der Gast entscheidet meist über Regionalität. Denn: Mehr als jeder Dritte trinkt am liebsten Bier aus der eigenen Region. Das bedeutet, das insbesondere beim Lebensmittel Bier die Österreicher stark regional orientiert sind. 

Hier schließt sich der Kreis: Jedes Bier ist regional gebraut und konsumiert und in den Köpfen der Konsumenten stark mit der eigenen Region verankert.

Schließlich geht es aber nicht ohne auch Steuern anzusprechen: Teile des Gewinns der Brau Union (mit Standorten in Leoben, Zipf, Schwechat, Schladming,…) werden auch wieder in die österreichischen Standorte investiert, d.h. mit unterschiedlich hoher Wertschöpfung verteilt in ganz Österreich. Die Gruppe Brau Union Österreich leistete in 2020 eine Biersteuer von 104,8 Mio. Euro (auf Anfrage). 

Weiters stellt die Brau Union Österreich ihren Anteil der direkten und indirekten Wertschöpfung im Nachhaltigkeitsbericht ausführlich dar: 73 % des Beschaffungsvolumens der Brau Union in Österreich (österr. Lieferanten oder österr. Niederlassungen ausl. Lieferanten), Getreide: 70 % aus Österreich, Hopfen: 70 % aus Österreich. „Die Brau Union Österreich trägt somit als die größte Brauerei etwa die Hälfte der gesamten Wertschöpfung aller österreichischer Brauereien“, so auf Anfrage.

Wie sich die Dinge weiter entwickeln, werden wir versuchen zu beobachten.

Die Mitglieder des neuen Vereins Unabhängige Privatbrauereien Österreichs, v.l.n.r. Josef C. Sigl (Trumer Privatbrauerei), Josef Rieberer (Brauerei Murau), Karl Trojan (Bierbrauerei Schrems), Hubert Stöhr (Brauerei Schloss Eggenberg), Heinz Huber (Mohrenbrauerei), Ewald Pöschko (Braucommune Freistadt), Klaus Möller (Privatbrauerei Hirt), Dr. Heinrich Dieter Kiener (Stieglbrauerei zu Salzburg), Siegfried Menz (Ottakringer Brauerei) und Karl Schwarz (Privatbrauerei Zwettl). © Anna Stöcher

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geschrieben am

22.09.2021