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Mag. Mario Donner, Marketingleiter Hirter Bier

Österreichs Brauereien krempeln die Ärmel hoch

Initiativen zum „Wiederaufbau“ des Geschäftes mit der Gastronomie - eine Serie.

Die Corona Krise stellt Österreichs Brauwirtschaft - vor allem die Brauereien mit hohem Gastronomie-Absatzanteil - vor große Herausforderungen. Besonders betroffen vom Shutdown der Gaststätten sind mittelständische  Regionalbrauereien, deren Geschäft sich traditionell vor allem auf den geselligen außer-Haus-Konsum  der heimischen Bier-Liebhaber und  unserer Urlaubsgäste und weniger  auf den Absatz über den Einzelhandel stützt. Die „Gastronomie-lastigen“ Brauereien befinden sich somit in einer ähnlich prekären Situation wie der Gastro-Großhandel, über dessen Umsatzausfälle durch Corona retailreport.at ausführlich berichtete. 

Nach staatlicher  Hilfe in dieser Notsituation zu rufen, ist das Recht und wohl auch die Pflicht der Interessensvertretungen. Wie nachzulesen, fordert der Brauereiverband vom Finanzminister eine Ermäßigung des Umsatzsteuersatzes, eine Senkung der Biersteuer und 100%igen Schadenersatz der Verderbquote, die den Brauereien bzw. ihren Kunden durch den Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums infolge des Shutdowns in der Gastronomie erwachsen ist.

So notwendig die Liquiditäts- und Finanzspritze durch Vater Staat für die Corona-Opfer in der Wirtschaft ist, noch wichtiger ist in einer Marktwirtschaft die Mobilisierung der Selbstheilungskräfte durch die krisengeschädigten Unternehmen. Welche Maßnahmen ergreifen Sie in den kommenden Wochen, um den Wiederaufbau Ihres Gastronomiegeschäftes voranzutreiben?   Zu diesem Thema befragte retailreport.at vor zwei Tagen eine Anzahl namhafter heimischer Brauereien.

Die Gastro-Projekte  der Privatbrauerei Hirt

Am schnellsten antwortete uns, ganz in Franz Klammer-Manier, Mag. Mario Donner, Marketingleiter der Privatbrauerei Hirt, aus Micheldorf/Hirt im schönen Kärnten. Das Unternehmen erzielte 2019 nicht weniger als  80% seines Umsatzes im Geschäft mit der heimischen Gastronomie und im Export an Gaststätten im Ausland. Um 80% sacken daher auch die Verkäufe in den Shutdown-Wochen bis Mitte Mai ab. Mit Ausfällen bis Ende August ist zu rechnen, weil „Bier-affine“ Großveranstaltungen wie Konzerte, Volksfeste etc. diesen Sommer nicht  stattfinden. 

Der Hirter -Plan zum Wiederaufbau des Biergeschäfts mit den Gastronomiebetrieben sieht im einzelnen folgende Maßnahmen vor:

Kurzfristig werden die Kunden beim Aufbau eines Liefer- und Abholservice  für ihre Gäste unterstützt. Mario Donner: “Wir sind  auch jetzt mit unseren Gastrokunden im Austausch und  beraten sie beim wieder-Hochfahren ihrer Betriebe.“

Schwerpunkt im künftigen  Biermarketing wird, wie bisher schon, der Ausbau des Angebots an Premiumsorten sein: „Hier sind wir sehr gut aufgestellt – 15 Biersorten mit eigenem Rezept und eigenem Sud aus Hirt. Teilweise ganzjährig aber auch saisonale Biere wie das herbstcult oder der Hirter Bock. Spezialitäten wie das Hirter Beerique Limited oder das Hirter Imperial Porter. 2019 brauten wir das beliebt Honigbier. Aus Leidenschaft für das Echte.

Folgende Vertriebsmaßnahmen laufen bereits: „Wir haben den Zustellbereich und das Sortiment der Hirter Genussboten  - ein Lieferservice für regionale Lebensmittel und Hirter Getränke aber auch Mineralwasser und Wein – erweitert. Wir haben entsprechende Themenaktionen für Grillmeister und Genussliebhaber in unserer Bierathek in Hirt und in unserer Genusstheke in Klagenfurt. Weiters pushen wir unseren online Shop www.bierathek.at mit zum Beispiel der Einführung des Genusskartells – Schenken mit echter Leidenschaft.“.

Schützenhilfe in schwierigen Zeiten erhofft sich Hirter auch von der Gemeinschaftsinitiative „Culturbrauer“: „Die Österreichischen Culturbrauer werden weiterhin die Interessen der Privatbrauerein stark vertreten“.

 Mit welchen nach-Corona-Trends beim Bier-Konsumverhalten rechnet die Brauerei?

„Die Sympathie für echte regionale Brauereien ist gegeben und wird immer stärker“.

Freilich, was das Biergeschäft im Einzelhandel betrifft, sei zu befürchten, dass der Wettbewerb zwischen den Österreich-Töchtern multinationaler Bierkonzerne den Preiskampf anheizen werde.

Last but not least: Welche Lehren sollte Österreichs Tourismus-Gastronomie aus  „Ischgl-Gate“ ziehen? Empfehlung aus Hirt„Gewinnoptimierung und nicht Gewinnmaximierung, nachhaltiges Wirtschaften mit Augenmerk auf die Vereinbarkeit von  Ökologie, Soziologie und Ökonomie“.

Bericht: Dr. Hanspeter Madlberger

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24.04.2020