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Mag. Sigi Menz, Mag. Jutta Kaufmann-Kerschbaum

Bier: Handel konnte nicht alles abfangen

Die Bilanz des Brauereiverbandes ist ernüchternd: die Brauereien haben im In-und Ausland Umsatz verloren.

Die Brauwirtschaft zählt zu den Verlierern in der Krise. Vor allem, weil die Gastronomie geschlossen war/ist, keine Events stattfinden und der Lebensmittelhandel nicht alle Umsätze aus Gastro wettmachen können.

Während der Inlandsabsatz um 4,0 % (rd. -342.000 hl) auf rd. 8,3 Millionen Hektoliter zurückging und die Exporte um 5,7 % (rd. -79.000 hl) nachließen (Gesamtausstoß: -4,2 % auf rd. 9,6 Mio. hl), ist die Entwicklung in der Gastronomie weiter dramatisch. Man fühle sich rund 20 Jahre zurückgeworfen, so Sigi Menz, Brauereiverbandsobmann. Es könnte auch die eine oder andere Brauerei geben, die Bierfässer entleeren müsse, wenn das Ende der offiziellen Haltbarkeit gegeben ist und es keine andere Lösung für Bier gibt, das für die Gastronomie vorgesehen war.

Lager-/Märzenbier weiterhin am beliebtesten

Auch im Corona-Jahr wurde im Inland „Lager-/Märzenbier“ am häufigsten getrunken:
Rd. 5,6 Mio. hl bedeuten eine leichte Zunahme von 1 % (+31.395 hl) bzw. mit rd. 68 % Marktanteil Platz 1 unter den Biersorten. Diese Stabilität war bei allen anderen Biersorten (mit Ausnahme von „Leichtbieren“, deren Marktanteil jedoch unter 1 % liegt) nicht gegeben. Rückläufig waren 2020 demnach u.a. „sonstige Vollbiere“ (-175.594 hl bzw. -14 %), „Spezial“ (-62.120 hl bzw. -17 %), „Pils“ (-60.469 hl bzw. -24 %), „Radler mit Alkohol“ (-36.374 hl bzw. -9 %) und „Weizen“ (-28.401 hl bzw. -25 %). Craftbiere liegen bei etwa 1%.
Bei der Wahl der Gebinde sticht vor allem der Inlands-Rückgang von Fass- und Tankbier (-839.241 hl bzw. -46 %) ins Auge – geschuldet der geschlossenen Gastronomie sowie fehlenden Festen und Großveranstaltungen.

Die 0,5 l-Glasflasche hingegen baute ihre Spitzenposition im Bierland Österreich aus. Sie erreichte 2020 einen Marktanteil von 52 % (rd. 4,3 Mio. hl). Im Vergleich dazu bilanzierte die 0,33 l-Flasche unverändert mit rd. 10 % Marktanteil (rd. 816.000 hl). Gesamt betrug der Mehrweg-Anteil bei Bier im letzten Jahr rd. 62 %, im Inland sind es rd. 66 %. „Der konstant hohe Mehrweganteil freut uns sehr und spiegelt das hohe Umweltbewusstsein der österreichischen Biergenießerinnen und Biergenießer wider. Das ist auch gut so, denn trotz Corona- und Wirtschaftskrise dürfen wir auf die großen Herausforderungen im Bereich Klima- und Ressourcenschutz keinesfalls vergessen“, so die Geschäftsführerin des Brauereiverbandes, Jutta Kaufmann-Kerschbaum, abschließend.

Zeit, um Forderungen zu stellen

Nicht nur eine baldige Öffnung der Gastronomie wird vom Brauereiverband gefordert. Die Ansteckungsgefahr in der Gastronomie sei lange nicht so stark, wie im privaten Bereich, man sei gerüstet, so Menz.

Die Forderungen gehen aber weiter. „Während unsere Brauereien im Schnitt 24 Euro pro Hektoliter Bier an das Finanzministerium abführen müssen, sind etwa in Deutschland nur 10 Euro fällig. Diese offenkundige Diskriminierung, mit einer mehr als doppelt so hohen Besteuerung, muss ein für alle Mal beendet und die Biersteuer auf ein wettbewerbsfähiges Niveau, das heißt um 50%, gesenkt werden", so Menz.

Darüber hinaus fordert der Verband eine rasche und unkomplizierte Ausweitung der Biersteuermengenstaffel von derzeit 50.000 hl auf bis zu 200.000 hl Jahresausstoß. „Der ermäßigte Steuersatz würde vor allem den von der Krise besonders hart getroffenen klein- und mittelständischen Brauereien zugutekommen, den Fiskus aber nur rund 1,4 Millionen Euro bzw. etwa 0,7 % des gesamten Biersteueraufkommens kosten. Das wäre nach der buchstäblich längsten Durststrecke unserer Zeit ein Rettungsanker für viele Betriebe und würde zahlreiche Arbeitsplätze sichern. Zwar mussten bis dato in Österreichs Brauereien praktisch keine Kündigungen ausgesprochen werden. Derzeit befinden sich jedoch rund 3000 Personen – und damit weit mehr als drei Viertel aller direkt in den Brauereien Beschäftigten – in Kurzarbeit. Wenn wir jetzt nicht für Entlastung sorgen, wann dann?“, unterstreicht Menz.

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geschrieben am

11.03.2021