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Tchibo Shop in Shop

Tchibo: „Unser Geschäftsmodell funktioniert“

Nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich sein – das ist die Stoßrichtung, die Geschäftsführer Erik Hofstädter für Tchibo/Eduscho vorgibt. Wie auch bisher setzt man dabei auf den Dreiklang von eigenen Filialen, Depots im Lebensmittelhandel sowie den eigenen Onlineshop – und auf Kundennähe.

Von Michaela Schellner

„2021 haben wir 315 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet und liegen damit auf dem Vorjahresniveau. Das ist – auch angesichts der zahlreichen Herausforderungen – eine tolle Leistung des gesamten Teams“ bilanziert Tchibo/Eduscho-Geschäftsführer Erik Hofstädter im Vorfeld des jährlich am 1. Oktober stattfindenden Tags des Kaffees im Rahmen eines Hintergrundgesprächs mit ausgewählten Journalisten. „Unser Geschäftsmodell, das auf dem Dreiklang aus 130 eigenen Filialen, 5.000 Depots im Lebensmittelhandel und unserem Onlineshop beruht, funktioniert“, so der Manager. Wie sich die Umsatzanteile auf die einzelnen Vertriebskanäle verteilen, sagt Hofstädter nicht. Nur so viel: „Alle drei entwickeln sich gut.“

Shop-in Shop wird ausgebaut

Die Partnerschaft mit dem Lebensmittelhandel hat man im Vorjahr und auch heuer weiter ausgebaut. Zusätzlich zu den 5.000 Depots (darunter 800, die zusätzlich zu Kaffee auch Non Food-Waren anbieten) hat man neun Shop-in-Shop-Standorte eröffnet. Ein zehnter soll bis Jahresende noch folgen. Dort werden auf einer Verkaufsfläche von 50 bis 60 Quadratmetern Tchibo-Waren angeboten. Kooperationen gibt es mit Billa Plus, der Spar-Gruppe, MPreis und Eurogast Grissemann in Zams. Hofstädter: „Für uns sind diese Shops eine tolle Möglichkeit, um weiße Flecken in Regionen abzudecken, in denen wir nicht so stark mit eigenen Filialen vertreten sind. So können wir trotzdem nah am Kunden sein und sie rasch und unkompliziert mit den neuesten Trends verwöhnen.“ 2023 will man diesen Kurs weiterverfolgen, wenngleich man die Zehner-Marke aufgrund des fehlenden Standort-Potenzials dann nicht mehr anpeilt. „Aber wir prüfen natürlich, an welchen Standorten wir dieses Konzept noch ausrollen können.“

Marktführer im Röstkaffeemarkt

Hofstädter, der seit knapp 1,5 Jahren an der Spitze des in Wien ansässigen Tochterunternehmens des gleichnamigen Hamburger Kaffeerösters steht, hat aber auch darüber hinaus viel vor, um das Unternehmen weiterzuentwickeln. Unter anderem liegt der Fokus darauf, Tchibo/Eduscho als Kaffeedestination Nummer eins weiter zu festigen und zwar nicht nur über das Kaffeesortiment selbst, sondern auch in Bezug auf Maschinen, Zubereitungsarten und verschiedene damit in Zusammenhang stehende Kompetenzartikel. In Kürze (KW 43) kommt etwa die erste Siebträgermaschine des Unternehmens für den Heimgebrauch auf den Markt. „Jetzt können wir wirklich alle Zubereitungsarten anbieten“, so Hofstädter stolz.

Dass die als Ziel gesetzte Festigung auch 2021 gelungen ist, bestätige der Ausbau der Marktführerschaft in allen drei Kaffeekategorien Espresso, Einzelportionen und Filterkaffee. Der Marktanteil liege je nach Segment bei 25 bis 30 Prozent. Konkreter wird Hofstädter nicht. Der Kaffeemarkt selbst ist im Vorjahr um 2,5 Prozent gewachsen.

Volatiler Rohkaffeepreis

Aktuell dominieren Preissteigerungen das Geschehen; bedingt durch eine wetterbedingt schlechter ausgefallene Ernte in Brasilien sowie eine steigende Nachfrage in Asien sowie in den Kaffeeanbauländern selbst, klettert der Rohkaffeepreis nach oben. Und auch der schwache Euro-Kurs (Kaffee wird in Dollar gehandelt) trage nicht zu einer Entschärfung der Lage bei. „Dass wir unseren Kunden trotzdem ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis sowie beste Qualität bieten können, ist unseren langjährigen Partnerschaften mit Kaffeekooperationen in den Anbauländern zu verdanken“, betont Hofstädter.  

Großen Wert legt Tchibo/Eduscho auch weiterhin auf Nachhaltigkeit. Bis 2025 sollen 50 Prozent des Kaffeesortiments nachhaltig zertifiziert sein. Aktuell liegt der Wert bei 30 Prozent.  

Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

Dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben hat man sich aber auch im vorhin bereits angesprochenen Non Food-Sortiment, das mit 50 Prozent Umsatzanteil ein wesentliches Geschäftsfeld des Unternehmens ist. Die wöchentlich wechselnden Themenwelten rund um Mode, Küchen- und Badutensilien über Dekoration und Schmuck bis hin zu Technik-Gadgets sind – so der Geschäftsführer – für die Kunden nicht mehr wegzudenken. Die Verfügbarkeit sei gesichert und genügend Ware vorhanden. „Auch hier hat es sich ausgezahlt, dass wir unseren Lieferanten immer ein verlässlicher Partner waren und nach wie vor sind. Das hat uns auch in Krisenzeiten sehr geholfen“, macht Hofstädter deutlich. Die wichtige Weihnachtssaison, für die Hofstädter auf eine steigende Konsumlaune hofft, ist auch entscheidend für den Abschluss des heurigen Jahres.  

Aber zurück zur Nachhaltigkeit. Mit Ende des Jahres 2022 wird die verwendete Baumwolle zu 100 Prozent aus nachhaltigen Quellen stammen. Außerdem hält man am Einsetzen von PET-Flaschen für Tchibo-Textilien aus recyceltem Material fest (2021 wurden hierfür 133 Millionen Flaschen verarbeitet).

Stolz ist Hofstädter auch auf die Kooperation mit dem Start-up Too Good To Go, dank der man die Lebensmittelverschwendung in den eigenen Filialen weiter reduzieren wird. Eine Stunde vor Ladenschluss können sich die Kunden eine Snack-Überraschungsbox zu einem günstigen Preis abholen. Täglich wandern zwischen 150 und 200 Boxen über den Ladentisch.

Und weil man auch in Sachen Onlinehandel nachhaltiger agieren will, wurden mit der Österreichischen Post Mehrwegverpackungen für den Versand getestet. Aktuell läuft die Evaluierungsphase des Projekts. „Woran wir beim Versand direkt an unsere Endkonsumenten noch arbeiten, ist uns bei unseren Handelspartnern schon gelungen. Dort liefern wir unsere Ware bereits in Mehrwegverpackungen an“, erklärt Hofstädter.

Herausfordernde Energiekosten

Wie alle Unternehmen derzeit ist auch Tchibo/Eduscho von den hohen Energiepreisen betroffen. Evaluiert werde derzeit u.a. eine Anpassung der Werbe- und Schaufensterbeleuchtung. In welcher Höhe die auch dadurch bedingten Mehrkosten schlagend seien, könne man nur schwer sagen. „Das ändert sich beinahe täglich. Bei den Logistikkosten gab es zuletzt wieder eine Entspannung, dafür schnellen die Preise in anderen Bereichen in die Höhe“, so Hofstädter. Fest stehe jedenfalls, dass es in nächster Zeit sicherlich nicht billiger werde.

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geschrieben am

22.09.2022