markta eröffnet zweite Filiale
Von Michaela Schellner
Der regionale Nahversorger markta gibt in Sachen Expansion seiner stationären Geschäfte Gas. Nach der Eröffnung der ersten Filiale in der Alser Straße 16 im neunten Wiener Gemeindebezirk im Sommer 2023 (retailreport.at hat berichtet) hat das Unternehmen nun in der Zollergasse in Wien-Neubau seinen zweiten Standort präsentiert. „Wir möchten uns als Marktplatz mit lokalen Erzeugnissen von Klein- und Mittelbetrieben im Grätzl sowie der gesamten Stadt etablieren und hochwertige Lebensmittel für alle zugänglich machen“, so markta-Gründerin und Geschäftsführerin Theresa Imre.
Regionales aus dem In- und Ausland
Dementsprechend bietet der neue Markt, für den ein Investitionsvolumen von 500.000 Euro notwendig war und der mit seinem innovativen Store-Design modernes Einkaufserlebnis mit Marktplatzflair kombiniert, auf 400 Quadratmetern Fläche rund 1.500 Produkte von über 250 regionalen Lieferanten an. Rund 60 Prozent der Waren kommen aus einem Umkreis von 100 Kilometern Entfernung; nationale Grenzen wolle man sich aber nicht setzen und Regionalität breiter denken. So seien etwa Ungarn oder die Ukraine weniger weit von Wien entfernt, als Vorarlberg und: „Kaffee oder Zitrusfrüchte werden bei uns nicht angebaut, also haben wir hier die Prämisse ‚so nah wie möglich, aber so fern als nötig‘ ausgegeben. Wir achten jedoch sehr genau auf die Produktionsbedingungen und garantieren auch die lückenlose Rückverfolgbarkeit“, betont Imre. Was sie damit meint: Waren hierzulande im Glashaus zu produzieren könne einen deutlich schlechteren CO2-Abdruck haben, als diese aus dem Ausland zu importieren. Aber: „Es geht schon bewusst um Produkte, die es bei uns nicht gibt.“
Fairness beim Einkauf
Der Großteil des Sortiments ist biozertifizierte Ware; angeboten werden aber auch Produkte ohne Zertifizierung, für die faire Herstellungsbedingungen jedoch eine Voraussetzung sind. „Konventionell hergestellte Produkte werden wir nicht anbieten“, macht die gebürtige Steirerin Imre klar. Auch auf Eigenmarken und Aktionsangebote verzichte man bewusst, denn: „Die Produzenten sollen im Vordergrund stehen. Außerdem bin ich der Meinung, dass Aktionen die Lebensmittelverschwendung nur verstärken, weil man dann mehr kauft, als man wirklich braucht.“ Was sich Imre aber für die Zukunft vorstellen kann sind co-gebrandete Produkte.
Wer bei markta einkauft, könne aber je nach Kategorie dennoch das eine oder andere Schnäppchen machen. Bei Obst und Gemüse sei man häufig günstiger als die Bio-Waren der klassischen Supermärkte; für Fleisch müsse man aber schon mit 20 bis 30 Prozent höheren Kosten rechnen. „Je mehr Verarbeitungsschritte nötig sind, desto teurer wird es“, so Imre, die aber auch anmerkt: „Wir geben heute nur mehr zwölf Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus. Früher waren es 25 Prozent.“
Fairness ist der Unternehmerin, die mit Herz und Seele für mehr Bewusstseinsbildung kämpft, in ihren Märkten auch Workshops und Verkostungen für Schulen, Kindergärten und Kunden anbieten sowie den Austausch in der Nachbarschaft stärken will, auch in der Zusammenarbeit mit den Lieferanten ein großes Anliegen. „Zwei Drittel des Verkaufserlöses erhalten die Landwirte, ein Drittel bleibt bei uns.“ Möglich sei das, weil man keine Zwischenhändler bedienen müsse. Am Wiener Franz-Josefs-Bahnhof betreibe man ein eigenes Logistikzentrum, über das die Waren in Kooperation mit der Österreichischen Post oder Veloce an die Filialen geliefert werden.
Vision: Zehn Standorte in Wien
Die Umsatzerwartung für den Standort beläuft sich mit rund 400 Kunden pro Tag auf 1,5 Millionen Euro. Gemeinsam mit der Filiale in der Alser Straße rechnet Imre mit drei Millionen Euro Gesamtumsatz für 2025. Aber: „Wer weiß, wie viele Standorte ich heuer noch aufsperre“, lacht Imre. Und ihre Pläne dahingehend sind ambitioniert. In den kommenden drei Jahren soll das Filialnetz in der Bundeshauptstadt auf zehn Standorte anwachsen. Für die nächsten Projekte ins Auge gefasst hat sie hierfür Gegenden wie den Naschmarkt (Wien 6) oder den Kutschkermarkt (Wien 19). Potenzial gebe es trotz der hierzulande höchsten Supermarktdichte in ganz Europa genug. Imre: „Wir arbeiten derzeit mit 250 Lieferanten zusammen, aber es stehen noch 2.000 auf unserer Warteliste.“ Um möglichst vielen davon die Möglichkeit zu geben, in den markta-Regalen vertreten zu sein und die lokalen Kundenbedürfnisse bestmöglich abzudecken, gebe es je Standort auch ein unterschiedliches Sortiment. Auch in weiteren Märkten wolle man das so handhaben.
Stemmen will die 34-Jährige das Wachstum gemeinsam mit ihren 25 Mitarbeitern (Büro + Filialen) sowie ihren Investoren. An Bord sind die KFB2 GmbH (34,06 %) rund um Immobilienunternehmer Fabian Kaufmann und die HeSe GmbH (9,46 %) rund um Heinz Senger-Weiss, der 15 Jahre lang im Vorstand und der Geschäftsführung des größten Speditions- und Logistikunternehmens Österreichs „Gebrüder Weiss” war. Imre selbst hält 56,48 % der Unternehmensanteile. Julian Hödlmayer, mit dem sie sich kurzfristig die Geschäftsführung geteilt hat (retailreport.at hat berichtet), hat markta bereits im März 2024 wieder verlassen.
Onlineshop in Warteposition
Ursprünglich gegründet wurde markta als digitaler Bauernmarkt, also als reiner Onlineshop, im Jahr 2018. Damals lag der Fokus darauf, die Konsumenten direkt ohne Zwischenhändler mit landwirtschaftlichen Produkten zu beliefern. Zu Corona-Hochzeiten verzeichnete markta 2.000 Bestellungen pro Tag. „In Summe konnten wir sechs Millionen Euro für die kleinbäuerlichen Betriebe erwirtschaften“, so Imre stolz. Aufgrund von Inflation und steigenden Logistikkosten rechnete sich das Konzept alleine aber nicht mehr. „Wir mussten für die Logistik eins zu eins draufzahlen, das ist sich dann irgendwann nicht mehr ausgegangen.“
Ganz abschreiben will die Unternehmerin diesen Vertriebskanal aber nicht. Im Sinne von Click & Collect sollen die stationären Läden nun in einem ersten Schritt mit dem Onlineshop verknüpft werden. Auch eine komplette Wiedereröffnung schließt Imre nicht aus, dann aber nur als Abomodell. Würden sich 1.000 Konsumenten dazu bekennen, regelmäßig bei markta online einzukaufen, sei dieser Schritt denkbar.