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KV-Verhandlungen 2022 werden zähe

Auch wenn sie erst im Oktober/November in Verhandlung gehen, so ist die so erkennt man auf beiden Seiten der Verhandlungsteams Anspannung aufsteigen.

Keiner Branche wird es erspart bleiben: die Kollektivvertragsverhandlungen 2022 sind im Anflug. Auf der einen Seite die Teuerung für alle Unternehmen im Hinblick auf Energie, Rohware und Transport, auf der anderen Seite die erwarteten Lohnerhöhungen der Mitarbeiter. Aufgrund der Inflation in Österreich rechnen alle Unternehmen mit deutlichen Prozentsprüngen.

Den Start machen wie gewohnt die „Metaller“ im September, wobei ein Teil der Händler annimmt, dass die Ergebnisse eine Benchmark für die eigenen Verhandlungen im Oktober/November sind. Nicht so der Spartenobmann der Bundessparte Handel in der WKÖ, Dr. Rainer Trefelik. Er sieht in den Ergebnissen der Metaller-Lohnrunden nicht unbedingt DIE Messlatte für alle nachgelagerten Branchenverhandlungen. Was dem Branchensprecher, für den es die bereits dritte KV-Verhandlung ist, nicht besonders gefällt ist, dass es bereits von Seiten der Arbeitnehmer konkrete Aussagen zu Erhöhungen gibt. „Wir wollen aber keinen Dialog ausschließen und hoffen sehr auf faire Verhandlungen, wenn es dann im Herbst soweit ist“, so Trefelik.

Der Handel ist nämlich von einer enormen Divergenz geprägt: auf der einen Seite der Handel mit Bekleidung und Schuhen, Schmuck und auch Elektro, der stark unter der gesunkenen Konsumlaune und der Angst vor Teuerungen leidet. An den „Konkurrenzvertriebsweg“ online hat man sich ein wenig gewöhnt, aber die schlechte Stimmung unter den Konsumenten macht allen schwer zu schaffen.

Auf der anderen Seit steht der Lebensmittelhandel, der die Inflation in Österreich massiv bremst, aber auch unter den Teuerungen leidet: Produkte, Transport und vor allem Energiekosten schlagen voll zu. Trotz der Divergenz bekennt sich der Handel als Gesamtheit zum gemeinsamen Kollektivvertrag.

Nicht nur die reinen Löhne sehen

Rund um die Verhandlungen muss man eine Vielfalt an Themen sehen, die ins Kalkül gezogen werden müssen. Da wären zum einen die Entlastungspakete der Regierung von rund 28 Mrd. Euro, die auch in alle KV-Verhandlungen mit eingerechnet werden müssen. Weiters wurden ja mit der KV-Umstellung im Handel 2021/22 wesentliche Themen wie Lehrlingsentschädigung, Einstiegsgehalt, etc. bereits an die aktuellen Bedürfnisse angepasst. „Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben“, so Trefelik und spricht damit die Möglichkeit an, außer einer klassischen Erhöhung auch andere „Goodies“ mit ins Kalkül zu ziehen. „Handelsausbildung ist ein Schlagwort, das oftmals unter seinem Wert geschlagen wird“, meint Trefelik. Und nicht zuletzt hat auch die Covid-Krise den Handel als größten Arbeitgeber des Landes in Bezug auf Angestellte doch ziemlich gebeutelt und die Nachwehen sind immer noch zu spüren.

Wie sich die Mitarbeiterkosten auf den Handel in Bezug auf prozentuelle Anteile auswirken, das wird spannend. Aktuell gilt die Faustregel, dass von 100% Umsatz in etwa 67% Wareneinsatz und 13-15% Personalkosten ausmachen – im Diskont liegt der Anteil des Personals bei rund 8-10%. Bis dato lagen Miete und Energie bei 2-3%.

Wie sich die Rechnung im nächsten Jahr darstellen wird, darauf sind alle gespannt.

Aus der Branche

Hört man sich unter den Lebensmittelhändlern um, so beginnen sich alle zu rüsten und schauen sich die Personalkosten schon jetzt genau an. Der Sprecher der Rewe Österreich, Paul Pöttschacher meint zu den Verhandlungen: „Für uns haben KV-Verhandlungen bzw. -abschlüsse natürlich starken Einfluss auf unsere Wettbewerbsfähigkeit. 
Durch die Inflationsrate von aktuell 9,3% (Juli 2022) und erwartete Forderungen seitens der Gewerkschaften auf KV-Erhöhung sehen wir eine drohende Lohn-Preis-Spirale, die verhindert werden muss. 
Ein Beispiel: ein Prozent mehr bei den KV-Abschlüssen würde uns mehrere Millionen Euro kosten. 

Entlastungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aber auch Unternehmerinnen und Unternehmern müssen an anderer Stelle, nachhaltig und rasch umgesetzt werden – beispielsweise durch temporäre Senkung von Abgaben oder Kostenabfederungen. Hier sind vor allem die inflationstreibenden Energiekosten zu nennen, wir erwarten hier Mehrkosten allein bei Strom in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe.“ Er geht in diesen Punkten mit dem Spartenobmann d’accord.

Klimabonus als Gutschein

Nicht zuletzt ist ein weiterer Coup gelungen: Ab September 2022 wird der Klimabonus an Bezugsberechtigte, die keine Bankdaten auf FinanzOnline hinterlegt oder kein Bankkonto haben, automatisch in Form von Sodexo-Gutscheinen ausbezahlt. Die Entscheidung, den Klimabonus als Gutschein bereitzustellen, ist dabei die unkomplizierte und praktische Lösung, von der alle profitieren: Weder für den Erhalt, die Einlösung noch für die Annahme der Klimabonus-Gutscheine werden digitale Hilfsmittel benötigt. Ein Umstand, der vor allem für Klein- und Kleinstunternehmen wichtig ist. Um von der durch die Auszahlung des erhöhten Klimabonus gestärkten Kaufkraft zu profitieren, können sie sich ab sofort als teilnehmender Partner im österreichweiten Klimabonus-Netzwerk registrieren. Das prognostizierte Gesamtvolumen der über den Klimabonus-Gutschein ausgeschütteten Anti-Teuerungsmaßnahme wird mit rund einer halben Milliarde Euro erwartet.

„Dadurch gibt es bessere Chancen für den österreichischen Handel, insbesondere für KMU, die es zu nutzen gilt. Das heißt, heimische Handelsunternehmen, aber auch Dienstleister und Tourismusbetriebe sollten sich rasch anmelden. Im Klimabonus-Netzwerk mit dabei zu sein, lohnt sich in jedem Fall“, sagt Rainer Trefelik.

Gabriele Jiresch

 

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geschrieben am

26.08.2022