Mehr Augenmaß bei KV-Verhandlungen erwünscht
Die Vorgehensweise der GPA-djp wird von Arbeitgeberseite nicht gerade goutiert: noch vor dem Start der offiziellen Kollektivvertragsverhandlungen fordert man von Arbeitnehmerseite ein Gehalts-Plus von 4,4% - und richtet die Forderung über die Medien aus.
„Ich bin irritiert über die Vorgangsweise der GPA-djp. Vor dem offiziellen Auftakt der KV-Verhandlungen monetäre Forderungen über die Medien auszurichten, ist unüblich. Dazu kommt, dass die Forderungen der Gewerkschaft weit überzogen sind“, sagt Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Die Verhandlungen zum Kollektivvertrag für mehr als 420.000 Angestellte im österreichischen Handel beginnen am kommenden Dienstag (22. Oktober 2019). Schon im Vorfeld hatte die Gewerkschaft ihre Forderungen nach 100 Euro mehr für alle Handelsangestellten sowie nach drei zusätzlichen freien Tagen publik gemacht. „Das geht an der wirtschaftlichen Situation im österreichischen Handel komplett vorbei. Da braucht es mehr Augenmaß und Realitätssinn“, fordert Arbeitgeber-Chefverhandler Buchmüller von der Gewerkschaft.
Dem sozialpartnerschaftlichen Spirit widerspricht auch ein weiteres, für die Bundessparte Handel nicht nachvollziehbares Vorgehen: „Gemeinsam haben Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Handel eine Reform der Öffnungszeiten-Zuschläge mit der Zielsetzung einer Vereinfachung vereinbart und dieses auch gemeinsam ausgearbeitet. Das Paket war fertig. Die Gewerkschaft hat es aber buchstäblich in letzter Minute gekippt“, sagt Handelsobmann Buchmüller. Dieses Vorgehen werfe die Frage auf, ob die Vertreter der Arbeitnehmer tatsächlich an einer Verbesserung und Vereinfachung des Handels-Kollektivvertrages interessiert sind.
Klare Worte findet auch der Präsident des Handelsverbandes, Stephan Mayer-Heinisch: "Der österreichische Handel hat zurzeit mit einem starken Rückgang der Verbraucherstimmung und einer schwachen Konjunkturentwicklung zu kämpfen. In dieser schwierigen wirtschaftlichen Phase ein Gehaltsplus von 4,4 Prozent zu fordern, ist aus unserer Sicht schlicht realitätsfremd."