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Die Handels-KV-Verhandlungen werden weiter fortgesetzt

KV-Verhandlungen abgeschlossen

Zum Handel gehört Optimismus und so wurden auch die Gehalts-Tarife um durchschnittliche 2,55 Prozent erhöht. Allerdings bei einem Drittel sogar um 3,45%

Heute sind die Arbeitgeberseite und die Arbeitnehmerseite zu einer Einigung gekommen, es ist eine gute Mischung als Gesamtpaket.

Der allgemeine Tarif wird im Durchschnitt um 2,55 % erhöht, auch 1800 Euro Einstiegsgehalt wurden festgesetzt und auch die Rahmenbedingungen wurden verbessert.

Im Detail:

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die etwa 430.000 Angestellten und Lehrlinge konnten heute erfolgreich abgeschlossen werden. Durch Anhebung des Einstiegsgehaltes für Verkäufer und Berufseinsteiger auf 1800 Euro steigen die Gehälter für ein Drittel der Angestellten um 3,45 %. Für alle anderen steigen die Gehälter um 2,55 %. Das ergibt ein durchschnittliches Plus (gewichtet) von 2,8 Prozent. 

Für Arbeiten in der Nacht bis 5 Uhr wurde ein Nachtzuschlag von 50 % vereinbart. Das Recht der Beschäftigten ihre Teilzeit aufstocken zu können, dürfen künftig die betrieblichen Sozialpartner per Betriebsvereinbarung regeln. Die Lehrlingseinkommen steigen um durchschnittlich 2,8 %. Darüber hinaus gibt es einen Digitalisierungsbonus von 100 Euro für technisches Equipment.

„Der Abschluss bringt für ein Drittel der Beschäftigung eine wirklich kräftige Gehaltserhöhung, die deutlich über der durchschnittlichen Inflationsrate des letzten Jahres liegt. Gemeinsam mit dem Nachtzuschlag und anderen rahmenrechtlichen Verbesserungen ist das ein positives Signal für Frauen vor allem in jenen Bereichen des Handels, die in der Pandemie einem besonderen Arbeitsdruck ausgesetzt sind“, erklärt die Verhandlerin der Gewerkschaft GPA, Anita Palkovich. 

Es handelt sich um ein positives Zukunftssignal, so Rainer Trefelik, Spartenobmann des Handels in der WKO. Anita Palkovich, Verhandlerin der Gewerkschaft GPA und Rainer Trefelik sind sich hier einig: es wurde ein sehr gutes Gesamtpaket geschnürt, das man tatsächlich so sehen muss. Die Ergebnisse sind zukunftsweisend und sollen in Zukunft auch viel stärker motivieren im Handel einen Arbeitsplatz zu suchen. Frauen, Lehrlinge profitieren besonders. Im Lebensmittelhandel profitiert man vom Nachtzuschlag, aber auch vom höheren Einstiegsgehalt. "Unsere Arbeit als Sozialpartner endet ja nicht heute, sondern wir arbeiten ja weiter miteinander und wir sind gemeinsam gefordert durch die Krise zu kommen", so die beiden Chefverhandler unisono.

 

Chronologie
12.11.2021

Die heute von der Gewerkschaft geforderten 3,5 % mehr Gehalt für die 415.000 Angestellten im heimischen Handel sorgen beim Handelsverband und seinen Mitgliedern für Fassungslosigkeit.

"Während die Politik über einen bundesweiten Lockdown für Ungeimpfte im Handel diskutiert, der die Firmen im Weihnachtsgeschäft nochmals mindestens 350 Millionen Euro wöchentlich kosten würde, fordert die Gewerkschaft ein Gehaltsplus von 3,5 Prozent. Das ist unmöglich machbar und würde tausende Arbeitsplätze im zweiten Jahr der Corona-Pandemie gefährden. Der Arbeitsplatzerhalt muss im Vordergrund stehen", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.

Der österreichische Handel hat zurzeit nicht nur mit einer globalen Beschaffungskrise, hohen Rohstoff- und Logistikkosten, rückläufigen Kundenfrequenzen sowie mit einem erneuten Rückgang der Verbraucherstimmung zu kämpfen. Darüber hinaus müssen alle Händlerinnen und Händler spätestens mit 1.1.2022 auf den neuen Handels-Kollektivvertrag umstellen, der wiederum Lohnerhöhungen und steigenden Kosten mit sich bringt und unbedingt zu berücksichtigen sind. Daher gibt es zurzeit keinerlei Spielraum für überbordende Gehaltserhöhungen, vielmehr sind die bestehenden Zuschläge radikal zu vereinfachen.

11.11.2021

Wo endet die Schmerzgrenze der Händler, wenn es um die neuen Tarife im Kollektivvertrag geht? Diese Kernfrage wird morgen, am 11. 11. weiter gestellt werden, denn die Handels-KV-Verhandlungen setzten fort.
Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen den Tarifen und dem Rahmenrecht. Dazu kommt, dass mit dem verpflichtenden Umstieg auf den neuen KV mit 1.1.2022 der Übertritt nicht kostenneutral im Vergleich zum bisherigen KV erfolgte. Ein Beispiel: Mit der Ausgestaltung des KV neu ist die versprochene Reform der Zuschläge nicht umgesetzt worden.

2020 gingen die KV-Verhandlungen nicht nur wegen Corona so rasch über die Bühne, auch weil man sich auf eine Tarifsteigerung von 1,5% einigte und die Teuerungsrate bei 1,47% lag – man könnte sagen in den harten Zeiten von Lockdown und Co. hat man sich auf ein „Nullsummenspiel“ geeinigt.

Das ist heuer eben anders: Zum einen haben die Metaller bereits einen Abschluss von 3-3,5% hinter sich und wenn man die Inflationsrate der letzten 12 Monate (bis September) betrachtet, dann liegt diese doch deutlich heuer als 2020, nämlich im Durchschnitt bei 2,1%.

In jedem Fall sollte ein Kollektivvertrag von der Arbeitnehmerseite nie als ausschließlich tarifbezogen betrachtet werden, denn auch das Rahmenrecht ist von großer Bedeutung. In diesem fordern die Arbeitnehmer heuer Themen wie Digitalisierungsboni für Lehrlinge oder mehr Urlaub – sehr schwierige Unterfangen für Händler in noch immer corona-gebeutelten Monaten.

Der Handel ist nämlich aktuell immer noch mit starken Problemen konfrontiert: einem Arbeitsplatzerhalt für seine Mitarbeiter in Pandemiezeiten (die Zahlen steigen aktuell wieder enorm an), mit einer enormen Beschaffungskrise, mit einem Rückgang der Verbraucherstimmung (ebenfalls durch steigende Zahlen und diskutierte Lockdowns hervorgerufen) und nicht zuletzt – wie bereits erwähnt wird der Umstieg auf den neuen KV ab 1.1. 2022 den Handel Geld kosten.

Ob es morgen zu einem Abschluss kommt, wird sich weisen.

Gabriele Jiresch

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geschrieben am

23.11.2021