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Kakaoernte Luca_Rinaldini

Programme zeigen Wirkung

Fairtrade setzt sich neben der Produktivitätssteigerung für einen fixen Mindestpreis für die Bauern ein.

„Wir haben immer gesagt, dass wir uns nicht nur für eine Steigerung der Produktivität einsetzen, wenn es um den Kakao- und Kaffeeanbau geht, sondern die Menschen vor Ort stärken“, so Fairtrade Österreich Geschäftsführer, Mag. Hartwig Kirner. Dazu gehört ein ganzes Paket: ein fixer Mindestpreis pro Tonne, eine Prämie, aber auch Unterstützung vor Ort. Dieses Sicherheitsnetz für die Bauern in den Anbauländern ist unbedingt notwendig, um auch in Zukunft die Nachhaltigkeit im Sinne der Gesellschaft und des Anbaus zu gewährleisten.

Zur Zeit ergibt sich folgendes Szenario: Die Rohstoffpreise bei Kakao sind in den letzten Jahren gesunken, auch, weil die Produktivität gesteigert wurde. Viele Programme setzen ausschließlich auf Produktivitätssteigerungen und vernachlässigen den Preis. Die Rohstoffmärkte erleben eine Mengensteigerung, sinkende Weltmarktpreise sind die Folge. Gäbe es nicht Programme, wie Fairtrade, die nachhaltig agieren, hätte man einen kurzfristigen Effekt mit einem bösen Nachspiel für die Bevölkerung.

Auch die Regierung in Elfenbeinküste hat die Auswirkungen erkannt und rechtzeitig reagiert: bis auf weiteres sind Programme, die ausschließlich der Steigerung der Produktivität dienen, verboten, um den Weltmarktpreis nicht noch mehr sinken zu lassen. Diese Maßnahme zeigt Wirkung, denn die Hälfte der Welternte für Kakao stammt aus der Elfenbeinküste.

„Schön langsam geht der Preis wieder in die Höhe“, so Hartwig Kirner. Aber eben langsam. Fairtrade hat der ganzen Debatte sogar noch eins draufgesetzt und vor Monaten den Mindestpreis und die Prämie um 20% erhöht. „Wichtig ist, dass sich der Weltmarkt-Preis bis Oktober erholt, denn dann wird der neue Jahrespreis festgesetzt“, hofft Kirner. Dann beginnt auch die neue Ernte.

Bei Kaffee zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Die Bohne ist auf einem 10-Jahres-Tief angekommen und liegt bei 90 Dollarcent/Pfund. Diese Einnahmen decken nicht einmal die Produktionskosten ab. Der Fairtrade-Mindestpreis allerdings liegt bei 1,40 Dollar/Pfund. 

Bei Bananen gibt es keinen Referenzpreis, da sie nicht über die Börse gehandelt werden. Als verderbliche Ware hängen sie von Jahreskontrakten mit den Partnern ab.

Rosen stagnieren auf einem hohen Niveau und Reis entwickelt sich gut. „Hier konnten wir das Angebot an Fairtrade-Reisprodukten ausweiten, vor allem im Eigenmarkenbereich des Handels“, freut sich Kirner. Auch der Rohrzucker in Fairtrade-Qualität profitiert von den Eigenmarkenumstellungen und auch von der „Zucker-Debatte“ im Allgemeinen. Die heimischen Rübenbauern haben zur Zeit andere Sorgen, die da heißen: Rübenrüsselkäfer und Subventionen.

Alle Maßnahmen von Fairtrade in Österreich würden ohne Unterstützung der Industrie und des Handels massiv erschwert werden, aber Österreichs Unternehmen sind Vorzeigefirmen: OMV hat den Kaffee in ihren Viva-Shops auf Fairtrade umgestellt, ebenso wie das Catering in den ÖBB-Zügen. Kaffeehäuser, wie etwa das Café Hummel schenken nun Fairtrade Kaffee aus und über langjährige Partner wie Tchibo, Gunz, Heindl, Manner, Rewe oder Spar (vor allem mit Regio-Kaffee) lassen sich viele Loblieder singen.

Trotzdem der Wunsch des Geschäftsführers: „Das Thema muss weiter vorangetrieben werden, sowohl beim Handel, als auch bei den Markenartiklern. Nachhaltigkeit ist wichtig und wenn man nicht genug an die Produzenten zahlt, kann man nicht nachhaltig sein. Ein positives Beispiel in Österreich ist die Heumilch. „Unsere Aufgabe ist es, für Fairness gegenüber Kleinbauernfamilien und Arbeiterinnen und Arbeitern auf Plantagen zu kämpfen, und zwar weltweit. Mindestpreise sind dabei ein wirkungsvoller Ansatz.“

Fairtrade 2018 in Zahlen

Der Umsatz mit Fairtrade Produkten in Österreich hat sich um 9% erhöht. Er stieg im Jahr 2018 auf 333 Mio. Euro. Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch sind die Österreicher damit weltweit unter den Top 5. Neben den rund 150 Lizenzpartnern sind es vor allem die 200 Fairtrade-Gemeinden und 53 –Schools sowie über 120 freiwilligen Helfer, die als engagierte Zivilgesellschaft in Österreich zum Erfolg beitragen.

Wieder positiv entwickelt hat sich das älteste Fairtrade-Produkt in Österreich – Kaffee. 4147 Tonnen wurden davon im vergangenen Jahr in Österreich nachgefragt (plus 8 % ggü. dem Vorjahr). „Dabei ist bemerkenswert, dass bereits 27% des Kaffees und der Heißgetränke im Außer-Haus-Markt konsumiert werden, also in der Gastronomie oder in Büros“, zeigt sich Kirner erfreut.

Schon seit 2014 ist Kakao ein Wachstumstreiber – mit einem Plus von 19,6 % im Jahr 2018 stieg die Nachfrage nach Fairtrade-Kakao auf 3217 Tonnen. Produktinnovationen im Heimtextilienbereich sowie der Einsatz von Fairtrade-Baumwolle bei der Herstellung von Berufskleidung oder Einkaufstaschen führten zu einem Anstieg der Nachfrage um 60 % auf 960 Tonnen. Fairtrade-Rohrzucker konnte vor allem durch neue Spezialitätensorten reüssieren, die Gesamtnachfrage stieg um 11,1 % auf 2850 Tonnen.