Ein Jahr Billa Pflanzilla
Von Michaela Schellner
Ein Jahr ist es her, als Billa mit seinem ersten plant-based Store im 7. Wiener Gemeindebezirk im Kaufhaus Gerngross gestartet ist. Nicht nur die Idee, sondern auch der Name Pflanzilla sorgte damals gehörig für Aufmerksamkeit, wie auch retailreport berichtet hat. Mittlerweile hat sich der 200 Quadratmeter große Concept-Store, der europaweit der erste im klassischen Lebensmittelhandel ist, etabliert und all jene, die das Konzept anfangs belächelt haben, in die Schranken verwiesen. 137.000 Kunden konnte man im ersten Jahr mit seinem 2.500 Produkte umfassenden Sortiment begeistern. 16 Prozent davon sind exklusiv, also nur hier sowie im Billa Online-Shop erhältlich. Bis Ende Oktober kommen weitere 800 Produkte hinzu. Besonders stolz ist man auf die Listung des ersten Lachsfilets auf Fungibasis aus dem 3D-Drucker von Revo Foods, das in einer limitierten Edition ausschließlich bei Billa Pflanzilla und im Online-Shop angeboten wird.
"Wir sind sehr zufrieden", erklärt Verena Wiederkehr, Head of Plant-Based Business Development bei Billa von retailreport.at angesprochen auf eine erste Bilanz. Zur Umsatzentwicklung hält sie sich bedeckt, merkt aber an, dass sich Billa Pflanzilla in Bezug auf die Wachstumsraten stärker entwickle, als der Markt.
Pflanzlicher Fleischkonsum wächst stärker als tierischer
Laut dem Good Food Institute Europe (GFI), das die Entwicklung von pflanzlichen Lebensmitteln im österreichischen Einzelhandel in den Jahren 2020 bis 2022 analysiert hat, haben solche in nur zwei Jahren ein Umsatzplus von 22 Prozent erreicht. Besonders begehrt sind pflanzliche Fleischprodukte, die ein Verkaufswachstum von 26 Prozent verzeichnen, und pflanzliche Milch und Desserts, deren Verkäufe um 21 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig macht sich eine Kehrtwende beim tierischen Fleischkonsum bemerkbar: Laut Statistik Austria ist dieser von 2012 bis 2022 um rund 10 Prozent gesunken.
Einen Wehrmutstropfen gebe es trotzdem, wie Wiederkehr betont: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Mehrwertsteuer für pflanzliche Milchprodukte nach wie vor bei 20 Prozent liegt, während für tierische Pendants nur zehn Prozent vom Staat eingehoben werden. Wir fordern den Gesetzgeber einmal mehr auf, diese Diskriminierung und Fehlstellung zu korrigieren, um noch mehr Kunden den Zugang zu pflanzlichen Milchprodukten zu ermöglichen."
Langfristige Strategie - weiterer Store denkbar
Für Billa ist das Thema plant-based weit mehr als ein kurzfristiger Trend. Im Rahmen einer eigenen plant-based-Strategie hat man es sich zur Aufgabe gemacht, den Kundenbedürfnissen mit einem vielfältigen Angebot an pflanzenbasierten Produkten Rechnung zu tragen. Insgesamt tummeln sich bei Billa Plus (145 Standorte) 7.000 Produkte im Portfolio, die auch im Zuge von Warengruppenrabatten auf Fleisch, Fisch & Co. preisreduziert angeboten werden. "Wir wissen, dass der Preis für viele unserer Kundinnen und Kunden die größte Hürde ist, bei pflanzenbasierten Produkten zuzugreifen. Deswegen wollen wir auch hier attraktive Rahmenbedingungen bieten", so Wiederkehr.
Ob schon ein weiterer Billa Pflanzilla-Store in den Startlöchern steht und wann ein solcher eröffnen könnte, lässt die plant-based-Expertin offen. "Wir schauen uns um und verfolgen unsere Strategie konsequent weiter. Details können wir aus Wettbewerbsgründen aber nicht verraten."