Spar Österreich schafft es an die Spitze
Bericht: Gabriele Jiresch
Nun hat auch NielsenIQ den Jahresrückblick im österreichischen Lebensmittelhandel per 31.12.2020 preisgegeben: Spar ist für 2020 neuer Marktführer. In Österreich erreichte Spar ein Umsatzplus von 16 %, dieses Ergebnis liegt deutlich über der allgemeinen Marktentwicklung, die NielsenIQ mit +10 % angibt. Somit gewinnt Spar 1,8 %-Punkte Marktanteil und hat den Olymp mit 34,6 % Marktanteil erreicht.
Dieses Jahr 2020 wird bei Spar lange in Erinnerung bleiben: nicht nur, weil der Ausbruch der COVID-19-Krise vieles zum Stillstand brachte, auch weil man innerhalb der Spar die Nachfolge von Dr. Gerhard Drexel und Mag. Rudolf Staudinger trotz Krise unaufgeregt regelte: Mag. Fritz Poppmeier ist seit 1. Jänner 2021 offiziell Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Beruflich kennt man den Handelsmanager bereits lange Jahre und weiß um seine Leidenschaft für den Spar-Einzelhandelsvertrieb. Diese Verantwortung verblieb in seinem Ressort, so wie Logistik, Zweigniederlassungen, Expansion, Regio Kaffee, Kommunikation und Strategie. Nur die Personalpolitik gab Fritz Poppmeier an Hans K. Reisch weiter.
Das klare Ziel immer vor Augen zu haben, so wird es auch in Zukunft sein: die Marktführerschaft zu verteidigen und den Kunden stets in den Fokus allen Handels zu stellen.
In seinem „Team“ befinden sich als Vorstandsmitglieder nun KR Hans K. Reisch, Mag. Marcus Wild, Mag. Markus Kaser und Mag. Paul Klotz.
Ursprung des Erfolgs schon vor Jahrzehnten
Die Weichen für den heutigen Erfolg wurden schon viel früher gestellt, genau genommen vor 66 Jahren mit der Gründung der Spar in Österreich. Vor 10 Jahren hat man die Strategie im Vorstand dann noch einmal präzisiert: Man will Marktführer werden und das mit dem Blick auf den Konsumenten. Er stand und steht immer im Zentrum.
Diese Marktführerschaft ist umso beachtlicher, als die Krise – wie viele andere Krisen im übrigen auch – vieles sichtbarer macht. Sichtbar wurde, dass Spar auf der einen Seite im Segment Lebensmittel mit den selbstständigen Kaufleuten, den Filialen und Interspar einen großen Satz nach vorne gemacht hat.
Auf der anderen Seite hat Hervis aufgrund der Lockdowns stark unter der fehlenden Kundenfrequenz gelitten. Die Shopping-Center der SES mussten naturgemäß ebenfalls Federn lassen – hier konnten auch digitale Neuerungen wie Yip.at die Verluste nicht auffangen.
Dieses Sichtbarmachen der Stärken und Schwächen eines Handelsbetriebes hat dem Kunden gezeigt, welche Macht in jenen Supermärkten steckt, die alles haben: vom Brot über das Gemüse, das Waschmittel, ebenso das Handtuch, den Besen und sogar das TV-Gerät. Die Erfüllung des Konsumentenwunsches, alles in einem Einkauf erledigen zu können, zeigte den Erfolg des One-Stop-Shoppings, dem man speziell mit Interspar nachkommen konnte. Gepaart mit der erwarteten Qualität lautet die Devise für alle Outlets jeder Größe. „Spar muss drinnen sein, wo Spar drauf steht“.
Nicht beirren lassen
Nach der ersten Ernüchterung, die die Pandemie-Maßnahmen mit sich brachte, besann man sich schnell wieder der Ziele und Strategien, die der neue Vorstandsvorsitzende Fritz Poppmeier zusammenfasst:
- Wien steht weiter im engen Fokus der Spar. Mit Mag. Alois Huber und seinem Team hat man einen perfekten Verantwortlichen, der den Weg auch für selbstständige Kaufleute in der Bundeshauptstadt ebnet.
- Die Länder Slowenien, Ungarn und Italien sollen noch stärker entwickelt werden, denn Spar will noch mehr als internationaler Handelskonzern wahrgenommen werden, der er de facto schon ist. In den genannten Ländern hat sich der Online-Handel exorbitant entwickelt (Slowenien +150 %, Ungarn + 250 %. In Österreich stiegen 2020 die Bestellungen in den drei Online-Shops (Lebensmittel, Haushalt und Freizeit sowie Weinwelt) um +50 %, der Umsatz wuchs um +60 %).
- Erweiterungspläne in der Logistik setzt man in Wels und in einem neuen Lager in der Emilia Romagna (Italien), sowie in einem Tann-Fleischverarbeitungswerk im italienischen Monselice
- In Kroatien stellt man sich in der Logistik neu auf
- Bei Hervis wurde die „Schaffenspause“ genutzt, um ein neues Ladenkonzept zu entwickeln (Europark), das nun ausgerollt wird
Sieger war die Marke Spar
Der Brutto-Verkaufsumsatz in allen drei Geschäftsfeldern Lebensmittelhandel, Sportfachhandel und Shopping-Center wuchs insgesamt um 5,6 % auf 16,6 Mrd. Euro. Insgesamt waren die Bedingungen für den Handel in den acht Ländern, in denen Spar tätig ist, sehr unterschiedlich. Aber der Lebensmittelhandel und die Marke Spar konnten das Konzernergebnis vor Ertragssteuern auf 353 Mio. Euro steigern. In Österreich erwirtschaftete Spar einen Verkaufsumsatz brutto von 8,32 Mrd. Euro, was einem Zuwachs von +16 % entspricht.
In den Ländern Nordost-Italien, Slowenien, Ungarn und Kroatien konnte Spar einen Gesamtumsatz von 6,20 Mrd. Euro erwirtschaften und somit ein kräftiges Umsatzwachstum von +6,5 % (wechselkursbereinigt) erreichen. In allen vier Ländern gehört Spar mittlerweile zu den Top 3 des jeweiligen Lebensmittelhandels: In Nordost-Italien ist man mit 2,43 Mrd. Euro Bruttoverkaufsumsatz ebenfalls Marktführer, in Ungarn mit 2,10 Mrd. Euro sowie in Slowenien mit 924 Millionen Euro Umsatz jeweils die starke Nr. 2. In Kroatien hat sich Spar mit 733 Millionen Euro Umsatz bereits an die dritte Stelle gesetzt.
Expansion in Zahlen und Menge
Die Anzahl der Standorte der Spar Österreich-Gruppe wuchs von 3.207 (2019) auf 3.242 (2020). Neben neuen und zahlreichen modernisierten Standorten in allen Vertriebslinien wurde mitten im ersten Lockdown im Mai 2020 auch das neue Shopping-Center Aleja Laibach in Slowenien eröffnet. Mit Ende 2020 betreibt die Spar Österreich-Gruppe in den vier Nachbarländern Italien, Ungarn, Slowenien und Kroatien 1.293 Spar-, Despar- und Eurospar-Märkte und 109 Interspar-Hypermärkte.
In Italien hat man sich die Lizenz für acht der zwölf Provinzen der Region Lombardei gesichert und wird ab sofort die Expansion dorthin vorantreiben.
Für die laufenden Expansionsprojekte stemmte der Spar-Konzern im Jahr 2020 ein beachtliches Investitionsvolumen von 720 Millionen Euro.
Auch für das Jahr 2021 sind die Expansionspläne so vorgesehen, wie in den vergangenen Jahren. Besonders freut man sich auf die Eröffnung des Standortes am Schottentor in Wien, der in seiner Einzigartigkeit überraschen wird. Für die außergewöhnliche Präsentation von Lebensmitteln hat man bei Spar immer etwas über, vor allem im Vorstand. Gerade die operativen Tätigkeiten in Italien haben dem Lebensmittelhändler gezeigt, wie liebevoll und vielfältig man mit der Warenpräsentation umgehen kann und welcher Einfachheit es oftmals nur bedarf ein gutes Produkt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stellen. „Es ist eine Freude Lebensmittelhändler zu sein“, dieses Gefühl versprüht Fritz Poppmeier. Wenn man mit der „Liebe zum Produkt“ auch noch das magische Kleeblatt „Logistik-Vertrieb-Marketing-Sortiment“ verknüpft, dann hat man auf Dauer Erfolg. Das ist auch der Grund, warum der Handelsmanager sicher ist, dass online stationär nie ersetzen kann.
Die Spar-Kaufleute
Der Turbo des Erfolgs heißt abermals: gutes Sortiment und gute Mitarbeiter, sowie Kaufleute. Haltung, Kultur und „the winning spirit“, wie es Poppmeier bezeichnet, sind auch in der DNA eines Spar-Kaufmanns/Kauffrau enthalten. Sie verhalten sich wie „Gastgeber“ dem Konsumenten gegenüber und erfahren dadurch eine hohe Wertschätzung. 696 Standorte werden von selbstständigen Spar-Kaufleuten betrieben, ihre Verkaufsumsätze sind ebenfalls deutlich über der Branche gestiegen. Dies, obwohl einige Standorte in den Tourismusgebieten massive Umsatzeinbrüche hinnehmen mussten. Grund für die sehr positive Entwicklung der Spar-Kaufleute sind die Expansion und die permanente Modernisierung ihrer Märkte. Alleine 2020 wurden 70 Einzelhandels-Standorte erneuert.
Es wird jedenfalls im heimischen Lebensmittelhandel spannend, was das angelaufene Jahr 2021 bringen wird, wenn Spar alle Asse im Ärmel weiter ausspielt.
Wie der neue Spar-Vorstandsvorsitzende die ersten Monate des Jahres 2021 erlebt hat und welche Schwerpunkte er heuer noch setzen will, hat er uns in einem persönlichen Gespräch geschildert. Hier geht's zum Interview.
Und: Lesen Sie hier einen Kommentar von Hanspeter Madlberger mit seinen Interpretationen zu den Erfolgsfaktoren des Lebensmittelhändlers.