Der Kostendruck ist enorm
Interview: Michaela Schellner
retailreport.at: Herr Obermayr, die Lebensmittelhersteller sind aktuell bei Rohstoffen, Verpackung, Transport-, Logistik- sowie Energiekosten von historisch hohen Preissteigerungen betroffen. Wie geht es Ihnen damit und haben Ihre Handelspartner in den derzeit noch laufenden Jahresgesprächen Verständnis für diese Situation?
Andreas Obermayr: Die Situation ist sehr herausfordernd und in dieser Bandbreite neu. Preisschwankungen gab es zwar immer schon, aber nicht in diesem Ausmaß und nicht an allen Enden und Ecken gleichzeitig. Hier spielen neben dem Klimawandel und der Corona-Pandemie noch weitere Faktoren zusammen, die für eine anhaltend hohe Belastung sorgen.
In der Vergangenheit konnten wir viele Preisschwankungen abfedern, indem wir intern unterschiedliche Maßnahmen getroffen haben. Die derzeit extremen Preissteigerungen und die zunehmend schwierige Beschaffungssituation können nun aber nicht mehr alleine von uns als Hersteller getragen werden. Auch wenn den meisten Handelspartnern die Situation auf den Beschaffungsmärkten durchaus bewusst ist, sind die Verhandlungen zurzeit äußerst herausfordernd.
Aktuell verschärft sich auch die Corona-Pandemie erneut – in Österreich stecken wir mitten in der vierten Welle. Wie haben Sie die vergangenen 20 Monate erlebt?
Die Coronavirus-Pandemie ist nach wie vor eine Herausforderung für die gesamte Branche. Alles in allem haben wir die Situation aber gut gemeistert. Im Jahr 2020 waren wir gerade während der Eindeckungsphase vieler Haushalte gefordert, die Verfügbarkeit unseres Leicht&Cross sicherzustellen. Dank entsprechendem Einsatz aller Mitarbeiter ist uns das auch gut geglückt. Nachfragespitzen gab es außerdem bei den Digestives und im Butterkeksbereich. Für den Bereich Süßwaren war die Situation herausfordernd, da es einerseits eben diese Nachfragespitzen gab, sich aber andererseits das Impuls- und Aktionsgeschäft sehr verändert hat. Die Planbarkeit hat in vielen Bereichen abgenommen.
Inwiefern hat sich diese Veränderung beim Impuls- und Aktionsgeschäft auf Ihre Umsatzentwicklung ausgewirkt?
Die reduzierte Besuchsfrequenz im LEH haben wir bei den Impulsartikeln, zum Beispiel an den Kassenregalen gespürt. Zudem gab es im Verlauf des Jahres eine Verschiebung vom Kurant- zum Aktionsgeschäft, die auch heuer noch anhält. Wir sehen auch geografische Unterschiede durch den fehlenden Tourismus. Insgesamt haben wir das letzte Jahr trotz aller Herausforderungen im LEH auch umsatzseitig gut gemeistert, da wir mit unserem Produktportfolio breit aufgestellt sind. In anderen Bereichen wie beim Tankstellen- oder Snackautomatengeschäft war das weit verbreitete Homeoffice, Home-schooling und die eingeschränkte Reisetätigkeit natürlich massiv spürbar.
Befürchten Sie durch die eben angesprochene Verschiebung zum Aktionsgeschäft eine Wertvernichtung Ihrer Marken?
Aktuell ist die Süßwaren-Kategorie stark von Aktionen und hier insbesondere von 1+1 und 2+1 Aktionen getrieben, da der gesamte Süßgebäckmarkt im Vergleich zum Vorjahr rückläufig ist. Aktionsgeschäft kann aus unserer Sicht aber nur Hand in Hand mit einem gesunden Kurantgeschäft funktionieren und wir beobachten daher die Entwicklung des Aktionsanteils sehr genau, damit es eben nicht zu einer Wertvernichtung kommt und die Wertschöpfung der gesamten Kategorie nicht in Gefahr ist.
Neben einem geänderten Einkaufs- und Konsumverhalten wirken sich auch der Klimawandel und das gestiegene Umweltbewusstsein der Bevölkerung stark auf die Branche aus. Bei der Verpackung von Süßwaren spielt Plastik nach wie vor eine große Rolle. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist eines, das wir als Teil unserer Unternehmensphilosophie seit jeher auf unserer Agenda haben. Daran hat auch die Corona-Pandemie nichts geändert. Es klingt abgedroschen, aber wir haben alle gemeinsam eine Verantwortung für den Planeten Erde. Bei Griesson – de Beukelaer ergreifen wir viele Maßnahmen, sei es das zertifizierte Energiemanagement in unseren Werken, der Einsatz von Wärmerückgewinnung und Photovoltaikanlagen oder eben die Weiterentwicklungen im Verpackungsbereich, wo wir beispielsweise schon vor 3 Jahren bei unserer Cereola Range die Plastiktrays gegen Papiertrays ausgetauscht haben. Hier bleiben wir aber nicht stehen, sondern arbeiten an weiteren Entwicklungen.
Welche sind das?
Wir verfolgen im Moment einige Projekte, deren Umsetzung sich aufgrund vorhandener Lieferschwierigkeiten unserer Partner aktuell etwas verzögert. Unser Ziel ist es, Plastiktrays im gesamten Sortiment überflüssig zu machen und bis 2023 alle unsere Verpackungen recyclingfähig anzubieten.
Ich nehme an, dass dafür Mehrkosten anfallen werden, womit wir wieder beim Thema Preise wären. Wird das zu Preiserhöhungen der Produkte führen?
Die Umstellung alleine ist schon mit höheren Kosten verbunden und die allgemeine Rohstoffentwicklung in diesem Bereich befeuert das natürlich. Wie schon anfangs erwähnt, sind wir mit extremen Kostensteigerungen in fast allen Bereichen des Einkaufs konfrontiert, was aber nichts daran ändert, dass wir auch weiterhin an relevanten Innovationen für die Konsumenten arbeiten.
Können Sie schon verraten, mit welchen Innovationen Sie produktseitig Schwung in den Süßwarenmarkt bringen wollen?
Wir arbeiten laufend an neuen Entwicklungen. Wir haben aktuell mit dem Griesson Soft Cake Cookie eine Symbiose zwischen Cookie und Soft Cake geschaffen. Das Thema Verpackung wird uns weiterhin beschäftigen und für das nächste Jahr haben wir einige Neuerungen in der Pipeline. Verraten kann ich schon, dass wir im ersten Quartal 2022 bei der Prinzen Rolle die Sorten Haselnuss neu vorstellen und die Prinzen Rolle mit Februar 2022 zur besten Version ihrer selbst wird - als Prinzen Rolle Schoko. Diese optimierte Rezeptur mit Schokolade in der Creme erzielte bei den Konsumententests Spitzenwerte.
Der Platz in den heimischen Handelsregalen ist heiß umkämpft. Wie gut gelingt es Ihnen, Ihre Innovationen angesichts nicht vorhandener Gummiregale überhaupt unterzubringen?
Wir haben den Anspruch, relevante Produkte mit Mehrwert für die Konsumenten auf den Markt zu bringen, die dann auch bei unseren Handelspartnern auf Interesse stoßen. Dennoch: die Platzdiskussion hat sich in den letzten Jahren natürlich trotzdem nicht verändert.
Hat sich diese aus Ihrer Sicht auch durch die zunehmenden Eigenmarken der Händler verschärft?
Wir sind ein Hybridunternehmen und produzieren Marken und Handelsmarken. Die Aufgabe eines Markenprodukts ist immer eine andere als die einer Handelsmarke. Wir stellen an uns den Anspruch in beiden Bereichen innovativ zu sein und unsere Kunden und Konsumenten zufriedenzustellen. Wenn das gelingt, dann lassen sich diese Diskussionen schnell beenden.
Die Ansprüche der Konsumenten sind von Land zu Land unterschiedlich. Als Tochterunternehmen ist Griesson – de Beukelaer Österreich in ein großes Familienunternehmen eingebettet. Wie viel Handlungsspielraum haben Sie, um die Performance des Unternehmens hierzulande und in den CEE-Ländern dementsprechend zu gestalten?
Vor allem bei der Produktentwicklung und im Marketingbereich arbeiten wir sehr eng mit unseren Kollegen in Deutschland zusammen. Ganz allgemein wird natürlich auf unsere Expertise vor Ort und im Export gebaut und vertraut, egal ob das nun den Vertrieb oder unsere Marketingaktivitäten betrifft. Es ist ein kontinuierlicher wechselseitiger Austausch.
Herr Obermayr, vielen Dank für das Interview.