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WKÖ-Handelstag (v.l.): Bundesparten-Geschäftsführerin Iris Thalbauer; Barbara Thaler, Abgeordnete im Europäischen Parlament (ÖVP); Bundesminister Martin Kocher; Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm und Bundesspartenobmann Rainer Trefelik.

WKÖ-Handelstag: Handel lebt vom Optimismus

Der WKÖ-Handelstag stand unter dem Motto: Handeln - #schaffenwir. Die aktuellen Anstrengungen sind höher als erwartet.

Bundesspartenobmann Handel der WKÖ, Dr. Rainer Trefelik, hat so einige Baustellen innerhalb der Branche zu bewältigen: bevorstehende Kollektivvertragsverhandlungen, Divergenz im Handel (manchen geht es besser, manchen schlechter), hohe Energiepreise, Fachkräftemangel oder sinkende Konsumlaune, um nur einige Themen zu nennen. Dabei ist die Durchschnitts-Rentabilität im Handel nicht wie in anderen Branchen. Im Handel liegt sie zwischen 2-3% im Schnitt. Kommen nun die exorbitanten Energiekosten dazu, so ist die Rendite weg – einfach aufgefressen von den Kosten. Gleichzeitig sinken die Umsätze aufgrund von Angst der Konsumenten vor der Zukunft. Dass hier Handlungsbedarf herrscht, ist wohl allen klar.

„Wir leiden neben all der Themen auch unter einem fehlenden Optimismus der Bevölkerung“, so Trefelik. „Die brauchen wir aber dringend. Um die heimische Wirtschaft zu unterstützen hat die Regierung ein großes Paket von 30 Mrd. Euro geschnürt – aber keiner weiß das, keiner redet darüber“, appelliert er an die Regierung hier marketingtechnisch loszulegen. Es herrsche die schlechteste Stimmung seit 1985 und das ist einfach nicht gut für die Branche.

Zu den ersten Ankündigungen der Lohnverhandlungen der Metaller meint er, das sei ein zahlenmäßig sehr weit weg für den Handel und nicht mit der Branche vergleichbar. „Das ist wie ein anderer Planet“, so Trefelik.

Auch der Präsident von EuroCommerce, Juan Manuel Morales weist darauf hin hinwies, dass viel auf dem Spiel steht, wenn die Situation auf den Energiemärkten weiter außer Kontrolle gerät. Schließlich arbeiten europaweit rund 30 Millionen Menschen im Handel. Energie wurde zum Kostenpunkt Nummer 1 in der Wirtschaft in Europa – ein schlechte Entwicklung.

Retail international und national wurde außer Acht gelassen in all den Betrachtungen den einzelnen Branchen zu helfen. Aber gerade Retail muss 24/7 für die Menschen zur Verfügung stehen; Produkte müssen gekühlt werden und Mitarbeiter bezahlt werden. Die Energiekosten übersteigen auch die Reserven, das ist über einen langen Zeitraum nicht durchzustehen. Die Vertreter des Handels fordern von der EU eine einheitliche Lösung für Europa, da sonst der Markt in Europa weltweit nicht mehr wettbewerbsfähig sein wird. Die Lösungen müssen rasch getroffen werden, sonst reiben sich Asien und USA die Hände, wenn es um Vormachtstellungen im Wettbewerb geht.

Da man nicht importunabhängig bleiben wird, wenn es um Gas und Strom geht, müssen andere Lösungen her. „All diese Themen sind eine toxische Mischung“, so Trefelik und Morales unisono.

Sandwich-Position der Unternehmen

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher betonte in seiner Keynote am Handelstag, dass die demografische Entwicklung dem Arbeitsmarkt noch länger zu schaffen machen werde. "Und fehlende Arbeitskräfte bedeutet, dass wir Potenziale nicht nutzen können", sagte Kocher, der neben den Anstrengungen der Regierung gegen den Fachkräftemangel aber auch das aktuell dringendste Problem der Handelsunternehmen ansprach: "Viele Unternehmen sind in einer sehr unangenehmen Sandwich-Position, weil sie mit enormen Kostensteigerungen konfrontiert sind, diese aber nur zu einem Teil weitergeben können", so Kocher, der dann die Eckpunkte des Energiekostenzuschusses für energieintensive Betriebe vorstellte. Dabei kündigte er an: "Im Juni wurde das Energiekostenzuschussgesetz mit einem Budget von 450 Mio. Euro beschlossen. Nach den enormen Preissteigerungen wird es nun aber eine Budgeterhöhung brauchen. Wir führen dazu derzeit intensive Gespräche mit dem Koalitionspartner und sind kurz vor der Finalisierung der entsprechenden Richtlinie." Gleichzeitig wies der Minister darauf hin, dass der Staat nicht die gesamte Kostensteigerung übernehmen kann. "Es braucht auch rasch eine Veränderung der Preisbildung auf europäischer Ebene", betonte Kocher. 

 

EuroCommerce Präsident Juan Manuel Morales im Interview am WKÖ-Handelstag

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geschrieben am

23.09.2022