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Von der Lieferkette zur Klimaschutz-Kette

Klimaschutz-Commitments zwischen Coop CH und Nestlé, Emmi & Co - das ist der Geschäftspartnervertrag. Er bietet Denkanstöße für unseren Handel.

Bericht: Hanspeter Madlberger

Am 21. September begrüßte das Management der Coop Schweiz in der Umwelt Arena von Spreitenbach rund 150 Lieferanten, Markenartikler ebenso wie Frischwaren- und Private Label-Produzenten zur Geschäftspartnertagung. Im Zentrum standen kooperative Maßnahmen zur Erreichung der CO2 Neutralität - die Coop spricht von „Netto-Null-Ziel“ - entlang der Lieferkette bis spätestens 2050. Taten statt Worte, so lautete das Motto der Veranstaltung, Der Event bot den Geschäftspartnern die Möglichkeit, sich nicht nur mit Coop-Vertretern sondern auch untereinander über Klimastrategien und effiziente Maßnahmen zur CO2-Reduktion auszutauschen. Es ging aber auch um die Vereinbarung konkreter Commitments zwischen den Lieferanten und  ihrem Kunden Coop.

Welchen hohen Stellenwert diese Green Deals mit der Lebensmittelproduktion für die  Nachhaltigkeits-Strategie des eidgenossenschaftlichen Handelsriesen hat, geht aus folgender Kennzahl hervor: Die CO2-Emissionen aller Waren, die Coop  einkauft und verkauft, werden zu mehr als 98% nicht  von der Coop selbst, sondern von den vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten verursacht. Wie  die Coop ihre Geschäftspartner bei deren Nachhaltigkeits-Projekten unterstützt, ist im Netz unter

www.taten-statt-worte.ch/33 nachzulesen.

Klima-Lieferketten-Report 2023 über Spar, Red Bull, Agrana

Der in Österreich von Global 2000 erstellte, dieser Tage veröffentlichte Klima-Lieferketten-Report 2023 zeigt anhand von 20 österreichischen Firmen die Bedeutung des Klimaschutzes in der Wertschöpfungskette. Und liefert so interessante Vergleiche über die Fortschritte bei den kooperativen Nachhaltigkeitsprogrammen von Handel und Industrie in den beiden Ländern.

  • Betreffend die Spar Holding kommt Global 2000 zum Ergebnis, dass 95% der klimaschädlichen Emissionen in der Lieferkette von den vor- und nachgelagerten Stufen stammen, hier ist also die Relation ähnlich wie bei Coop  (98%).
  • Zweites  Handelsunternehmen unter den 20 von Global 2000 abgefragten Firmen war IKEA AT. Leider erhielt die NGO vom schwedischen Möbelhaus keine Auskunft betreffend der oben genannten  Kennzahl.
  • Dass bei der Industrie der eigene Anteil an den Lieferketten-Emissionen höher ist als im Handel, kann nicht überraschen. Red Bull GmbH meldet 85,6% Fremdanteil, Agrana 86%.

Rewe Nachhaltigkeitsbericht: Klimaschutz-Maßnahmen vor Ort implementiert

Der Rewe Nachhaltigkeitsbericht 2022 nimmt auf den Seiten 42 bis 44 zu den ökologischen Aspekten der Lieferketten Stellung. Im Fokus stehen unter anderem:

  • die Reduktion der Pflanzenschutzmittel bei konventionellem Obst und Gemüse,
  • die Mitwirkung in der ARGE Gentechnikfrei,
  • die Beachtung von MSC Standards bei Fisch und Meeresfrüchten
  • sowie Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität und Erhaltung der Lebensräume..

Vor Ort werden Maßnahmen mit den Produzenten diskutiert und implementiert

Schweizer Industrie reagiert bislang halbherzig

Klimaschutz-Kooperationen entlang der Lieferketten stehen in der Lebensmittelbranche, die einer besonders wachsamen Observanz durch  Konsumenten- und Umweltschützer unterliegt, erst am Anfang der Entwicklung. Das unterstreichen die sehr halbherzigen Stellungnahmen einzelner Schweizer Coop-Lieferanten, eingesammelt beim Geschäftspartnertag:

Nestle Suisse SA: Es ist klar, dass wir unsere Ziele nur erreichen können, wenn wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Die Coop Geschäftspartnertagung ist eine der Plattformen, die uns erlauben, uns mit Partnern auszutauschen.

Emmi Schweiz AG. Unser Erfolg hängt von nachhaltigem und profitablem Wachstum sowie einem intakten Planeten ab. Coop bietet mit der Tagung eine gute Plattform, gemeinsam Lösungsansätze innerhalb der Wertschöpfungskette zu erarbeiten und über den innerbetrieblichen Wirkungskreis hinaus voran zu treiben.

Bel Suisse  SA: Die Konferenz bietet eine Gelegenheit, um sich über unsere Praktiken und Roadmaps auszutauschen und  Corporate Social Responsibility  einen wichtigen Platz in unserer Zusammenarbeit zu geben.

NGOs und Audit-Institute mischen mit, GS1 Standards unerlässlich

WWF Schweiz unterstützt als NGO das Klimaschutz-Programm von Coop und legt besonderen Wert auf die Einhaltung von wissenschaftlich fundierten Zielen (Science Based Targets, Kürzel: SBT)  solcher Initiativen. Einschlägigen Auditierungs-Instituten  wie Climate Partner eröffnet sich da ein breites Geschäftsfeld.

Zu den Grundvoraussetzungen für wirksame Klimaschutz-Ketten zwischen Produktion und Distribution zählt ein durchgängiger Datenfluss, insbesondere, was die CO2-Emissionen auf den einzelnen Stufen betrifft. Die GS1 Stamm- und Bewegungsdaten bieten in Verbindung mit dem Editel Datenverkehr ein perfektes Toolset zur Lösung dieser Aufgabe. QR-Codes, wie bei Hofers „Zurück zum Ursprung“-Range verwendet, weisen auch in Richtung verbesserter Transparenz. Ein anderer Weg, allerdings in Händlerkreisen sehr umstritten, wären mehrfarbige Nachhaltigkeits-Ampelsysteme, vergleichbar dem Nutri-Score. 

Global 2000 fordert: Klima retten mit Lieferketten

Neben Sozialstandards nehmen Klimaschutz-Auflagen entlang der Lieferketten im aktuell viel diskutierten Entwurf für das EU-Lieferkettengesetz breiten Raum ein. Für jede Menge öffentlichen Disput ist damit gesorgt. „Klima retten durch Lieferketten“ heißt es plakativ im Papier von Global 2000. Bei den Klimaschutz-Vereinbarung  entlang der Lieferketten rasch Nägel mit Köpfen zu machen, wäre für Hersteller wie Händler sicher der beste Weg, aufkochenden Greenwashing-Vorwürfen aus populistischer Ecke den Wind aus den Segeln zu nehmen.  

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geschrieben am

25.09.2023