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Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der Vivatis Holding AG

Vivatis: roter Faden durch die Genusswelt

Der Vivatis-Vorstandsvorsitzende Gerald Hackl im Gespräch über Wertschöpfung in Österreich und seine Nähe zu heimischen Lebensmittelproduzenten.

Die Vivatis Holding ist ein Dach österreichischer Klein- und Mittelbetriebe im Nahrungs- und Genussmittelbereich. Gelebt wird die „Made in Austria“ – Philosophie allen voran von Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der Vivatis. „Ich bin ein Patriot und stehe hinter den österreichischen Lebensmittelherstellern und ihren Qualitätsprodukten“, so Hackl im Gespräch mit retailreport.at. „Zu viele sind ins Ausland verkauft worden, das tut mir leid, vor allem im Hinblick auf die Wertschöpfung in Österreich.“

Österreichische Wertschöpfung bedeutet für den 50jährigen Top-Manager, dass sowohl Standorte als auch die Produktion in Österreich ansässig sind und Arbeitskräfte im eigenen Land rekrutiert werden. Hier sieht Gerald Hackl, der seit neun Jahren an der Spitze der Vivatis steht, auch einen seiner wesentlichsten Aufträge: „Die Frage, in welchen Geschäftsfeldern wir tätig sein wollen bzw. welche zu uns passen, ist eine sehr zentrale und zieht sich wie ein roter Faden durch unsere gesamte strategische Ausrichtung. Der Fokus auf österreichische Produkte und Unternehmen ist dabei entscheidend ebenso wie die Übereinstimmung mit den Kernwerten der Vivatis.“ Der Konzern mit Sitz in Linz, der namhafte österreichische Lebensmittelhersteller vereint, möchte auch in Zukunft gesund und qualitativ weiterwachsen und das sowohl organisch als auch akquisitorisch. 100% aus Österreich steht für mehr als 100.000 Tonnen österreichische Rohstoffe, die pro Jahr in den verbundenen Betrieben zu den bekannten Produkten verarbeitet werden. Dass Qualität dabei seinen Preis hat zeigt sich z.B. bei Hühnerfleisch aus Österreich, das den Vivatis-Unternehmen pro Jahr rund 600.000 Euro kostet. Und diese werden zur Aufrechterhaltung der hohen Qualität gerne investiert. Einheitliche Standards quer durch alle Unternehmen die beim konzernalen Qualitätsmanager zusammenlaufen sorgen für ein gleichbleibend hohes Produktniveau. Gepaart mit dem Innovationsgedanken, der von der Holding aus in alle Gesellschaften getragen wird.

 „Ich möchte in jedem einzelnen der Vivatis-Unternehmen jemanden haben, der den Innovations-Hut aufhat“, erklärt Hackl und spricht damit nicht nur Produktneuheiten an, sondern auch Innovationen im Bereich Verpackung, Nachhaltigkeit, Verkauf und Marketing.

Mitarbeiter als Teil der Wertschöpfung

Für organisches Wachstum bedarf es neben den Produkten in entsprechender Qualität auch qualifizierter Mitarbeiter, die diese mit Sorgfalt herstellen. 3400 sind es aktuell inklusive aller Lehrlinge und auch Führungskräfte. Sie werden in hauseigenen Ausbildungsprogrammen aus- und weitergebildet mit dem Ziel, sie langfristig an die Unternehmen zu binden. „Wertschöpfung durch Wertschätzung“ heißt die in der Vivatis vorherrschende Personal-Philosophie, denn nur wer mit Freude und Stolz in einem Unternehmen arbeitet, macht auch seinen Job gut – so die Einstellung des Managements. Gemeinsam mit den Unternehmen mitwachsen ist die Devise. Eine definierte Wachstumsstrategie in Form eines „One-Pagers“ legt die Zukunftsstrategie für alle verbundenen Unternehmen fest. „Vor allem im deutschen Raum sind wir aktiv auf der Suche nach Übernahmen. Unser Ziel ist es, dort innerhalb der nächsten 5 Jahre mittels Akquise um mehr als 50 Mio. Euro zu wachsen“, gibt Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der Vivatis Holding AG, einen Ausblick.

Beschaffung nicht um jeden Preis

Rohstoffpreise und Preise für Verpackungen sowie Energiekosten auf Rekordniveau – aktuelle Gegebenheiten die auch die Vivatis und die verbundenen Klein- und Mittelbetriebe im Nahrungs- und Genussmittelbereich treffen. Viele andere Unternehmen in Österreich sind darüber hinaus von enormen Kostensteigerungen betroffen ausgehend von Schiffen und Containern die sich, gefüllt mit Waren, nicht vom Fleck bewegen und die Kosten bis zum 8-fachen in die Höhe treiben. „Wenn ich in Europa etwas zu sagen hätte, würde ich die Chance nutzen und innereuropäische Produktionen forcieren“, so Hackl. Denn er sieht in der Beschaffungskrise auch die Gier der Menschheit abgebildet, Produkte unter menschenunwürdigen Bedingungen herzustellen, nur um irgendwo in der Lieferkette 3 Cent einzusparen. Man hat einen auf Aktionismus ausgerichteten Konsumenten herangezogen, der unfaire Herstellungsbedingungen, wie etwa Kinderarbeit, ausblendet, nur um Waren billig zu bekommen. „Gesamtpolitisch und auch volkswirtschaftlich sollte der Fokus in all unserem Tun noch stärker auf Österreich ausgerichtet werden. Wir machen das und sind erfolgreich damit. Unser Ziel ist es, Standorte in Österreich zu halten und gemeinsam weiterzuentwickeln“, so Hackl, der mit Vivatis im Jahr 2022 die Umsatzmilliarde erreichen will.

Fix ist eines: es geht in Richtung Qualität, vermehrt biologische Lebensmittel und Regionalität. „Aber auch unsere Preise werden angesichts der aktuellen Entwicklungen steigen, denn es muss bei jedem erzeugten Produkt etwas überbleiben, anders wird es nicht funktionieren. Fraglich ist auch, ob es Sinn macht, die Deckungsbeiträge durch die Herstellung von Handelsmarken immer mehr schrumpfen zu lassen. Unsere Strategie ist das nicht“, meint der Manager abschließend, der eine Wertschöpfungsvernichtung mit aller Kraft vermeiden möchte.

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geschrieben am

05.11.2021