Direkt zum Inhalt
Pixabay Chinese Bitter Melon

Gesprächsthema Nummer 1

Verpackung war bis vor einigen Jahren ein notwendiges Beiwerk eines Produzenten. Nun steht das „Drumherum“ öfter im Fokus, als das „Innendrin“.

War Verpackung bis vor ein paar Jahren noch eine Notwendigkeit, über die nie in der Öffentlichkeit gesprochen wurde, so hat sich dieses Blatt gewendet. Über Verpackung zu reden ist in. Verpackung beherrscht viele Gespräche der Hersteller und des Handels, ist aber auch Bestandteil vieler Preisverhandlungen. Geht es um Glas, Plastik, Papier, Wellpappe, Aluminium – so muss einfach immer die Nachhaltigkeit eng damit verbunden sein. In den Industrienews der Private Label Vereinigung kann man lesen, dass immer mehr internationale Händler Plastikverpackungen reduzieren. Carrefour formalisierte seine Zusage, bis 2025 ganz ohne Plastikverpackungen auszukommen, durch Unterzeichnung einer entsprechenden Vereinbarung mit dem Ministerium für ökologischen Wandel in Frankreich.

Supermärkte in den Niederlanden kamen überein, Plastikverpackungen in ihren Regalen bis 2025 um 20 % zu reduzieren. Zum gleichen Zeitpunkt sollen 95 % der Verpackungen in niederländischen Supermärkten recycelbar sein. Der in Verpackungen verwendete Kunststoff soll laut Bericht zu 50 % aus recyceltem Material bestehen, und Papier und Karton müssen zu 100 % zertifiziert sein.

Der spanische Einzelhändler Mercadona verbannt ab dem nächsten Monat alle konventionellen Kunststofftragetaschen aus seinen Filialen. Sie sollen durch Papiertüten und andere umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden.

Konsumenten befragt

Zu ihrer Einstellung zu verpackten sowie unverpackten Lebensmittel im Handel wurden 326 Österreicher im Jänner 2019 von Talk Online Panel für m.core, dem Institute for Marketing & Consumer Research an der WU Wien, befragt. Die Ergebnisse im Detail: Obst und Gemüse (92 %), Brot und Backwaren (80%) sowie Salate (67 %) werden bereits von der Mehrheit der Befragten auch unverpackt verkauft. Bei Getreide, Reis und Nudeln (50 %) sowie Trockenfrüchten und Nüssen (50 %) kann sich zumindest die Hälfte der Befragten vorstellen, auf die Verpackung zu verzichten. Unverpackte Alternativen bei Honig, Marmelade & Co (72 %), Essig und Öl (64 %) sowie Getränken (62 %) können sich die meisten dagegen nicht vorstellen. Insgesamt werden unverpackte Lebensmittel generell als nachhaltiger und praktischer empfunden und mit höherer Qualität und besserem Geschmack verbunden. Gleichzeitig empfinden die Befragten der Verpackungsumfrage unverpackte Lebensmittel als unhygienischer, teurer und leichter verderblich.

Die Maßnahmen der Unternehmen

Bereits seit 2017 verzichtet Lidl Österreich komplett auf Einweg-Einkaufs-Sackerl aus Plastik. Mit  Mitte März kamen nun auch biologisch abbaubare Alternativen für Obst- und Gemüse-Sackerl in alle 245 Lidl Österreich Filialen.Die Vorteile der biologisch abbaubaren Sackerl liegen auf der Hand: Man kann sie als Sammelhilfe für Lebensmittel-Reste verwenden – die Sackerl zersetzen sich sowohl in den Kompostieranlagen aber auch am eigenen Komposthaufen vollständig. Bis heute wurden bei Lidl schon viele Maßnahmen umgesetzt, wie zum Beispiel weniger Verpackung bei Bio-Bananen und Waschmitteln, umweltfreundliche Zellulosenetze bei einigen Bio-Gemüsesorten oder die Steigerung des Recyclinganteils und Verringerung des Gewichts bei PET-Flaschen.

Die im Frühjahr 2018 – vorerst in einer Einweg-Variante – eingeführte Ja! Natürlich Milch-Glasflasche der Rewe Group wurde sehr gut angenommen: fast ein Viertel der Ja! Natürlich Milch wird bereits in der Glasflasche gekauft. Seit dem ersten Tag war es erklärtes Ziel von Ja! Natürlich, möglichst bald auf ein Mehrweg-System umstellen zu können. Die intensiven Bemühungen haben sich gelohnt und ab Herbst 2019 kommt die Ja! Natürlich Vollmilch endlich in einer Mehrweg-Flasche in die Regale von Billa, Merkur und Adeg. Möglich ist dies nur durch das flächendeckend vorhandene Rückgabe-System der Rewe Group in Österreich welches schon für Bier und Mineralwasser gut etabliert ist.

Spar hat 2018 Bio-Milch in Glasflaschen eingeführt, um die Kundennachfrage zu testen. Für den Test wurde eine Einweg-Glasflasche verwendet, da für ein Mehrweg-System große Investitionen in neue Anlagen in der Molkerei und eine Adaption der Mehrweg-Automaten in den Märkten nötig sind. Nun hat man sich entschieden: Die Frischmilch Spar Natur pur Bergbauern Bio-Milch kann voraussichtlich noch in diesem Jahr aus einer Mehrweg-Glasflasche genossen werden. Nach einer Umstellungsphase ist geplant, die Bio-Milch noch 2019 so in allen Spar, Eurospar und Interspar-Märkten anzubieten.

MPreis nimmt den Aufruf zur Vermeidung von Einwegplastik auf: Bereits ab sofort bietet das Tiroler Familienunternehmen in allen Filialen kompostierbare Einwegteller und Bestecke zum Verkauf an, deutlich vor dem Jahr 2020, in dem ein entsprechendes Verbot in Kraft treten soll. Die Materialien, die für die neuen Teller und Bestecke bei MPreis zum Einsatz kommen, sind speziell entwickelte Werkstoffe. Diese sind nicht nur vollständig kompostier- und biologisch abbaubar, sie werden auch im Rahmen des Pilotprojekts Environmental Technology Verification der Europäischen Union strengstens auf ihre Umweltverträglichkeit getestet. 

Rund um den Global Recycling Day, der am 18. März stattgefunden hat, gab es zahlreiche Aktivitäten und Bestätigungen der Unternehmen, sich diesen Themen verstärkt zu widmen. Hofer:  Bis zum Jahr 2025 soll der Materialeinsatz der Eigenmarken-Verpackungen um insgesamt 30 % reduziert werden. Besonderer Fokus liegt auf der Erweiterung des Angebots an unverpacktem Obst und Gemüse. Durch Natural Branding - eine Lasergravur, welche die notwendige Deklaration mittels Verpackungsfolie oder Sticker auf der Frucht ersetzt -, die Verwendung von Mehrwegkisten und die Umstellung auf alternative Verpackungen statt konventionellem Plastik werden pro Jahr über 100 Tonnen an konventionellem Kunststoff und knapp 4800 Tonnen Karton eingespart. Wo sich Verpackungen nicht vermeiden lassen, achtet Hofer künftig noch stärker auf deren Recyclingfähigkeit. Bis 2022 sollen 100 % der Eigenmarken-Verpackungen recyclingfähig sein.

Industrie

Anlässlich des Global Recycling Days wiederholt Vöslauer sein Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft, zu 100 % rePET und den Wunsch nach mehr Angeboten zum Mülltrennen im öffentlichen Raum. Zum Gelingen einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft trägt Vöslauer durch die Beteiligung an der PET to PET Recycling GmbH bei, die im vergangenen Jahr mehr als 25.400 Tonnen PET-Material verarbeitet und daraus wertvollen Sekundärrohstoff für neue PET- Flaschen hergestellt hat. „Die Bewertung der Ökobilanz unterschiedlicher Getränkeverpackungen hängt von einer Vielzahl von Parametern ab, ein Fakt liegt aber ganz klar auf der Hand: Die schlechteste Getränkeverpackung ist die, die im Restmüll landet und damit für die Wiederverwertung verloren ist“, bringt es Birgit Aichinger, Geschäftsführerin der Vöslauer Mineralwasser GmbH auf den Punkt. Obwohl PET-Flaschen lediglich 15 % des Kunststoffmülls ausmachen, geraten sie im Zuge der Einweg-Plastik Diskussion dennoch häufig zu Unrecht ins Visier der Kritiker. Deshalb hält Aichinger fest: „PET-Flaschen müssen gesammelt werden. Sie sind zu wertvoll, um sie in den Restmüll, geschweige denn achtlos weg zu werfen.“

Beim Bier ist die Situation etwas anders: 65% der Österreicher bevorzugen beim Biereinkauf Mehrwegflaschen, fast jeder Vierte (24%) greift zu Einwegflaschen und Dosen. Im Trendverlauf ist eine leichte Abnahme der Mehrwegflaschen bzw. Zunahme der Einwegflaschen und Dosen erkennbar. „Um alle Käufergruppen ansprechen zu können, braucht es eine Vielfalt an Gebindeformen, von Mehrweg- und Einwegflaschen bis zu Dosen. Mehrwegflaschen sind mit Abstand die größte Kategorie der Gebindeformen. Wir achten bei all unseren Verpackungsarten auf möglichst umweltfreundliche Varianten bzw. Recyclingmaterialien und prüfen laufend neue Möglichkeiten, wie etwa die Relevanz von Mehrweg-Kleinflaschen. Dank Fassbier und der weit verbreiteten 0,5l Mehrwegflasche gehört die Gastronomie zu den Aushängeschildern in Sachen Mehrweg“, so Magne Setnes, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich.

Für Anbieter von Bio-Produkten wurde die Biofach 2019 zur Fundgrube. Da die Hersteller von Bio-Produkten oftmals kleinere Unternehmen sind, muss auch die Verpackungslösung angepasst werden. Die Maschinenlösungen müssen idealerweise mit deren Bedürfnissen mitwachsen können. Das Portfolio von Optima bietet dafür ideale Voraussetzungen. Damit gelingt beispielsweise der Umstieg von teil- auf vollautomatisierte Lösungen. Zudem ist es wichtig, dass die Maschinen sich einfach bedienen lassen und unkompliziert in der Installation sind. Insbesondere Anbieter von Mehlen und Gewürzen zeigten großes Interesse an den verschiedenen Schneckendosierlösungen des deutschen Unternehmens. Diese portionieren die Lebensmittel äußerst präzise und schonend in feste Behältnisse und eignen sich für Füllgewichte bis 30 kg.

Berglandmilch: In Kooperation mit der Umweltschutzorganisation Greenpeace liefert die Molkerei bis Ende des Jahres ihre Milch in wiederbefüllbaren Ein-Liter-Glasflaschen aus. Für die Umstellung investiert Berglandmilch rund acht Millionen Euro an zwei Standorten (Aschbach und Wörgl) in Österreich. Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch: “Als größte Molkerei in Österreich wollen wir in Sachen Klimaschutz zum Vorreiter werden. Eine einzige Mehrweg-Flasche ersetzt dadurch elf Einweg-Glasflaschen - damit brauchen wir für die gleiche Menge an Verpackungen nur einen Bruchteil an Ressourcen.” Anfang der 1990er Jahre waren noch über 70 % der Getränkeverpackungen mehrmals wiederbefüllbar, heute sind es lediglich knapp 20 %.

Kategorien

Tags

geschrieben am

22.03.2019