Direkt zum Inhalt
Transgourmet Villach

Transgourmet macht auf ganz Gourmet

Auch der Gastro-Großhandel steht in einem starken Wettbewerb untereinander. Wie sich dieser abspielt, beobachtet Dr. Hanspeter Madlberger.

Bericht: Dr. Hanspeter Madlberger

Rewe gegen Spar, Hofer gegen Lidl: Diese Derbys im heimischen Lebensmittelhandel finden ein breites Medienecho. Ein Match, nicht weniger spannend, aber in der Öffentlichkeit kaum beachtet, liefern einander die Metro und die Coop Schweiz-Tochter Transgourmet, die  beiden Champions im europäischen, im deutschen und im österreichischen Gastro-Großhandel.  Die Saisonausstellung „Transgourmet Pur“, die  am 8. und 9. April auf 10.000 m2 in  vier Hallen des Salzburger Messezentrums über die Bühne ging, setzte deutliche Signale einer umfassenden Marketingoffensive der österreichischen Coop-Schweiz-Tochter unter ihren Geschäftsführern Thomas Panholzer und Manfred Hayböck. 

Diese Offensive umfasst: 

  • den Aufbau einer eigenen Vertriebslinie für  Systemgastronomie und Großverbraucher, 
  • die enge Zusammenarbeit mit den  Coop-Schwesterfirmen Bell Foods (mit den Produzenten Eisberg, Hilcona, Hügli, Hubers, Zimba und Abraham) und Transgourmet Deutschland,
  • eine moderate Expansion im stationären Geschäft mit angepeilten Standorten in Krems, Ybbs und Wien West und die 
  • Imageprofilierung gegenüber der Konkurrenz über den Ausbau des Kulinarik-Highend-Sortiments, kombiniert mit einer Rundum- Fachberatung der vielfältig aufgestellten heimischen  Gastronomie- und Hotellerieszene, vom Digitalservice bis zu Menüideen und Zubereitungs-Tipps durch Haubenköche.

 

Mix aus Feinkostladen Österreich & Fooby Store 

Besonders die letztgenannte Ambition bestimmte den Auftritt der Trauner und das Flair der  Messe in Salzburg. 9 Haubenköche schwangen dort die Kochlöffel, Nobelwinzer wie Josef Umathum  schenkten hochdekorierte Kreszenzen ein, Biobauern-Genossenschaften servierten Kostproben ihrer Regionalspezialitäten und beim Presserundgang wurde, Fastzeit hin oder her, eine Champagner-Eigenmarke verkostet. Zum Abschluss gab’s rohen Thunfisch mit Avocadocreme. Transgourmet macht ganz auf Gourmet und fordert damit den Erzrivalen Metro heraus, dessen  Hauszeitschrift Gourmetro haargenau dieselbe Essphilosophie propagiert. 

Beliebtes Marketinginstrument  dieser Kraftprobe sind die Eigenmarken: Metro lanciert  soeben die  neue Marke Metro Chef Bio, 19 Bio-Gemüsesorten, die aus Spanien kommen  Transgourmet baut die seinerzeit noch von Pfeiffer entwickelte Bio-Range Natürlich für uns aus, die auf österreichische Produzenten setzt, macht aber gleichzeitig auch beim Coop-Programm Naturaplan mit, einer Private Label-Linie, die großteils nachhaltige Lebensmittel aus konventioneller Produktion  umfasst.

Insgesamt  präsentierte sich die Pur-Messe als eine Mischung aus „Feinkostladen Österreich“ und  „Fooby Store“. Zur Erinnerung: Fooby  ist das brandneue, erstmals in Lausanne realisierte Ladenformat der Coop Schweiz, bei dem sich alles um das kulinarische Handwerk, um Regionalität und Nachhaltigkeit dreht. Eataly auf Schweizerisch. All das zusammen bietet sich übrigens als konzeptionelle Blaupause für das im Aufbau begriffene „Netzwerk Kulinarik“ der AMA an. Ein Netzwerk, in das sich idealerweise Österreichs Feinkost- Groß- und Einzelhandel als Marketingprofi, Frischelogistiker und Ideengeber zwischen Land- und Gastwirtschaft einklinken könnte. 

Transgourmet ist Wachstumssieger im Gastro-GH

Geschäftsführer Thomas Panholzer und Manuel Hofer, er ist im Hauptberuf Geschäftsführer des Top-Team Zentral Einkaufs und zugleich  auch Geschäftsleitungs-Mitglied von Transgourmet, warten im Exklusivgespräch mit dem RetailReport mit hard facts über jüngste Markterfolge auf: Panholzer: „Der Markt ist laut Nielsen 2018 um  26 Millionen € gestiegen, wir haben um 23 Mio €  zugelegt.“ Demnach hätte Trangourmet mehr als 90% des Marktwachstums abgeschöpft. Branchenkenner bezweifeln das freilich, weil Nielsen ihrer Ansicht nach das Marktwachstum 17/18 zu niedrig veranschlagt. Mit einer Steigerungsrate von über 4% auf  einen Gesamtumsatz 2018 von 561 Mio € haben die Trauner jedenfalls ordentlich zugelegt. Wobei der neue Abholmarkt in Schwarzach bei Hohenems, am 17. Mai  2018 eröffnet, wesentlich zu diesem Plus beigetragen hat. Bei den behördlichen Genehmigungen für den zehnten Transgourmet Markt in Krems spießt es sich noch.

Warum die neue Vertriebslinie Systemgastronomie und Großverbraucher?

Stephan Helber, der zuvor bei Transgourmet Deutschland tätig war, managt seit Februar dieses Jahres in Traun als Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung die neue Vertriebslinie für Systemgastronomie und Großverbraucher. Es gibt einige Gründe für die Ausgliederung  dieser Vertriebsschiene aus dem allgemeinen Gastro-Großhandel: Die Sortimente und Serviceanforderungen dieser Kundenzielgruppe  unterscheiden sich wesentlich von der Individualgastronomie. Der Zustellanteil liegt bei 95%. Die Zusammenarbeit mit den Key Accounts gründet sich auf mehrjährige Verträge. Und, der Sektor  wächst weiterhin rasant. Der Umsatz hat schon die hundert Millionen €-Marke überschritten.

Gut vernetzt zu sein, ist ein weiteres Erfolgsrezept von Transgourmet. Das betrifft zum einen die enge Zusammenarbeit mit dem Top Team Zentraleinkauf, Eigentümer sind zu je 50% der Pfeiffer Großhandel (Belieferung von Unimarkt und Nah&Frisch) und die Transgourmet Holding. Manuel Hofer sieht in seiner Doppelfunktion kein Problem. Auch die Großhändler  der Eurogast-Gruppe, Partner von Top Team und Mitbewerber von Transgourmet, haben seinem Eintritt in die Transgourmet-Geschäftsleitung zugestimmt. Vielmehr erblickt Hofer darin viele Synergien: „Top Team kommt auf ein jährliches Einkaufsvolumen von 930 Millionen €, da mit sind wir mit den Großen der Branche in Augenhöhe und liegen auf Wachstumskurs. Das ist speziell für die Unimarkt-Gruppe, die sich finanziell konsolidiert hat, von nicht zu unterschätzender Bedeutung. 

Eisberg wächst. In Marchtrenk

Synergien besonderer Art schöpft Transgourmet Österreich aus der Zugehörigkeit zum weit verzweigten  Firmenimperium der Coop Schweiz. Es war kein Zufall, dass die Bell Foods AG, an der Coop CH eine 60%ige Beteiligung hält, auf der Messe mit einem besonders großen Stand vertreten war. Hauptanlass war der Start der Eisberg Convenience-Produkte-Fabrik in Marchtrenk im März dieses Jahres. Franco Mühlgrabner ist Geschäftsführer von Eisberg Austria und damit Chef dieses, mit einer Investition von 70 Millionen € in unmittelbarer Nachbarschaft zum Zentrallager Wels (ZLW) der Spar errichteten Fabrik, die im Endausbau 19 Produktionslinien fahren wird. 

Folgende Produkte und Sortimente der Bell-Töchter Eisberg, Hilcona und Hubers werden in Zukunft in vier separaten Produktionshallen produziert: 

  • Fresh-Cut Salat, Fresh-Cut Früchte und Fresh-Cut Gemüse (Beutelsalate; Schalensalate; Schichtsalate; Mono- und Mixsalatmischungen; geschnittene Früchtemischungen, -becher und -schalen; geschnittene Gemüse-Convenience), des Eisberg-Sortiments.
  • Snack-Produkte und Bircher-Müsli-Kreationen (Wraps; Dreieck-Sandwiche; belegte Brote und Baguettes; marinierte, essfertige/marinierte Feinkost-Salate; Fresh Waters & Juices; Snack-Fertiggerichte (Ready to Eat, Ready to Heat) des Hilcona-Sortiments. 
  • Geflügel-Convenience-Produkte des Hubers-Sortiments (Hühner-Schnitzel, Hühner-Cordon Bleu, Hühner Nuggets) sowie Fleisch-Convenience-Produkte des Bell-Sortiments (Fleischlaberln, Burger). 

Bereits angelaufen ist die Produktion von Fresh-Cut-Salaten , die, weil sehr heikel, was die gesundheitsbezogenen „Nebenwirkungen“ betrifft, unter maximalen Hygienebedingungen und mit viel High Tech hergestellt werden. So kommen optische Sortierer, ausgestattet mit zwei Lasern und sechs Kameras zur Fremdkörper-Detektion zum Einsatz.

Diese Salate werden überwiegend als Handelsmarken vertrieben. Großkunde ist neben McDonalds  die Spar, natürlich zählt auch Transgourmet zu den Hauptabnehmern. Mit Rewe ist man noch in Verhandlungen, Hofer hat einen anderen Lieferpartner. Der frische Salat kommt nicht, wie man wegen der räumlichen Nähe vermuten würde, von den Eferdinger Efko-Bauern (Mühlgrabner: „Efko ist unser Mitbewerber), sondern von Vertrags-Gärtnern aus anderen OÖ-Regionen und aus Niederösterreich. Bisher wurde Schnittsalat in großen Mengen aus Italien importiert, insofern kann Eisberg Austria zur Steigerung  der heimischen Gemüseproduktion und der heimischen agrarischen Wertschöpfung beitragen.

Kategorien

geschrieben am

17.04.2019