Super Bowl im heimischen Gastro Großhandel
Metro und Transgourmet kämpfen weiterhin um die Marktführerschaft im heimischen Gastro Großhandel. Lauter Sieger möchte man nach Durchsicht der Pressemeldungen ausrufen, die in den letzten Tagen und Wochen bei retailrerport.at eintrudelten.
- Transgourmet meldet für 2023 versus 2022 im Gastro GH ein Umsatzplus von 16%. Damit kletterten die Erlöse um rund 75 Millionen Euro.
- Metro verzeichnete im letzten Geschäftsjahr, das per 30.9. 2023 endete, einen Gesamtumsatz von 908 Mio. Euro. Im Vergleich zur Periode 22/23 bedeutet das ein Plus von 69 Millionen Euro, das ergibt eine Wachstumsrate von 8,45 %. Aber, Achtung: Die Umsätze der von Metro erworbenen AGM-Märkte sind in dieser Zahl nicht enthalten. Die Bilanz über die Umsatzfolgen der AGM-Akquisition soll im Lauf des der kommenden Wochen gezogen werden. Ein wichtiges Datum für Thierry Guillon-Verne, der mit 1. Februar sein neuen neuen Job als CEO von Metro Österreich antrat. In Hinblick auf die Belieferung des Gastro GH sind die Umsätze von Metro und Transgourmet nicht 1:1 miteinander vergleichbar, weil bei Metro nicht nur die Gastronomie einkauft, sondern auch der Einzelhandel sowie eine große Anzahl von Gewerbetreibenden und EPUs. Zuletzt eröffnete Metro in Spittal a/Drau einen weiteren von AGM übernommenen und umgetauften Betrieb.
Der Konzentrationseffekt des Metro-AGM-Deals steht zwar außer Streit - mit AGM verlässt immerhin der drittgrößte Gastro-Großhändler die Branche - bleibt aber dennoch überschaubar. Das endgültige Urteil der BWB über den Metro-Rewe –Deal steht also noch aus. Da wird es vor allem darauf ankommen, auf welche Quellen die Wettbewerbshüter bei der Einschätzung der Marktanteile im Zustellgeschäft zurückgreifen. Anders als im C&C Abholgeschäft kann man ja bei der Zustellung nicht unmittelbar auf den Einzugsradius der GH-Standorte zurückgreifen.
Lauter Gewinner: Hohe Inflation verschleiert Unterschiede zwischen echten und vermeintlichen Marktanteilsgewinnen
Hinter Transgourmet und Metro tummelt sich weiterhin eine größere Anzahl von Gastro-Großhändlern.
Das geht aus den Wachstumsraten 22/23 hervor, die von Firmengruppen wie
- Wedl (Gastro-GH +12%,= +40 Mio Euro),
- Kastner: (+14,36 %( (+22 Mio Euro) und
- Kiennast: mit der Schiene Eurogast (+18,1% (+10 Mio Euro)
in der Sparte Gastro GH gemeldet wurden.
GastroPanel: Massiver Shift in Richtung Zustellung
Wertvolle Orientierung zur Einordnung dieser Firmenergebnisse in die Gesamtentwicklung des Gastro Großhandels liefert die jüngste Auswertung des GastroPanels (Stand: Dezember 2023). Die Eckdaten dieses Berichts:
- Der österreichische Gastro Großhandel (Abholung und Zustellung) konnte den Umsatz im Jahr 2023 gegen 2022 um 9,8% auf 2,5 Mrd. Euro steigern. Neben den Preiserhöhungen, die entlang der Liefer- und Wertschöfungskette an die folgende Stufe weitergegeben wurde, trug auch das Wachstum im Tourismus zu diesem Plus bei.
- Herausragende strukturelle Veränderung ist der Anstieg des Zustellgeschäfts. Dieses wuchs um 13,2% und spiegelt so den heftigen Wettbewerb, den die Branche einander in diesem Sektor liefert. Treiber dieses Matches im Zustell-Business ist das Gerangel um die bisherigen AGM Kunden. Weil AGM einen deutlich höheren Zustellumsatz auswies als Metro, erhofft sich die Firmenleitung in Vösendorf von den Umfirmierungen auf deutliche Umsatz- und Marktanteilsgewinne für das Gesamtunternehmen.
Zustellwettbewerb auf vier Ebenen
Der Zustellwettbewerb im Gasto GH läuft auf vier Ebenen. Ausbau der Kundenbindung bei den Gastronomen durch Treue-Programme etc.
Stärkung des Durchschnittseinkaufs, dadurch Kostensenkung und Steigerung der Preisattraktivität und erhöhte Einkaufsattraktivität auf Beschaffungsseite sowie Umlenkung der Warenflüsse von der Direktvermarktung durch die Industrie hin zum Gastro Großhandel.
Die regionalen Unterschiede beim Umsatzwachstum im letzten Jahr zeigen, in welchen Bundesländern die Expansion des Zustellgeschäftes am rasantesten voranschreitet. Bei der Wachstumsrate des Zustellgeschäfts weist Salzburg mit 20,6% den höchsten Wert auf, was das absolute Volumen betrifft, hält Wien wieder, dank des wiedererwachten Fremdenverkehrs, die Poleposition. Wien, Tirol und Salburg sind die drei Bundesländer mit der stärksten Dynamik in der Zustellung, was auf einen Dreikampf zwischen Transgourmet, Eurogast - durch Alpin Gastro –Zugewinn gestärkt - und Metro schließen lässt. Dahinter folgen Oberösterreich, Steiermark und Niederösterreich.
Wie sehr es den Gastro Großhändlern gelingt, sich in die Wertschöpfungskette zwischen Produzenten, Industrie und Gastronomie einzuklinken, zeigen die Wachstumsraten der Zustellung, gegliedert nach Sortimenten. Da liegt das Lebensmittel-Trockensortiment mit +18% vorne, gefolgt von den Molkereiprodukten und Tiefkühlartikeln. Gute Voraussetzungen für den Kühl- und Tiefkühl-Zustell-Spezialisten Kröswang.
Das Match um die Marktführerschaft im Gastro GH geht heuer und in den nächsten Jahren unvermindert weiter. Speziell im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung (Großraum Wien/Niederösterreich) und in Kärnten (Klagenfurt, Spital, Villach). Mit Bert Brecht können wir sagen:
Und wieder sehen wir betroffen
Den Vorhang zu und viele Fragen offen.