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RollAMA- Einkaufen mit Maske

RollAMA: Renaissance und Regionalität

Die Verfasser der Roll-AMA hatten heuer alle Hände voll zu tun, um die geänderten Vorzeichen im Einkaufsverhalten durch Corona zu bewerten.

Seit mittlerweile 26 Jahren untersucht die RollAMA anhand von hochgerechnet rund 3,9 Mio. Haushalten in Österreich das Einkaufsverhalten der Österreicher. Aber das hat es mit Sicherheit noch nie gegeben: das erste Quartal 2020 stand unter einem völlig neuen Vorzeichen: der Corona-Krise. Und sie brachte Verhalten hervor, die Seltenheitswert haben. Die Sache mit dem Toilettpapier ist hinlänglich bekannt, aber wusste Sie, dass Schmelzkäse eine Renaissance erlebte? Eigentlich logisch, denn all jene Warengruppen, die sich zum Bevorraten eigenen, waren hoch in der Gunst der Käufer: Kohlgemüse, Gemüsekonserven und Tiefkühlprodukte. Und es wurden so viele Fertiggerichte wie noch nie verkauft (plus 20%).

"In den letzten Wochen feierten Trockensuppen, Dosenravioli und Co. ein echtes Revival", so Micaela Schantl, Marktforschungsleiterin der Agrarmarkt Austria. Sie ist für die RollAMA gemeinsam mit dem Mafo-Institut KeyQuest verantwortlich. Und: dem Lebensmittelhandel kommt eine wichtige Schlüsselrolle zu.

Auch Obst und Gemüse in Konserven oder tiefgekühlt legten im ersten Quartal um mehr als 20 % zu. Andere klassische Kochzutaten wie Eier, Kartoffeln, Frischgemüse oder Butter wurden ebenfalls viel häufiger gekauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Der Absatzzuwachs an Lebensmitteln startete bereits mit Märzbeginn. Die Schlagworte des Einkaufsverhaltens waren und sind nach wie vor: Regionalität, Saisonalität und jetzt auch immer mehr Frische. 

Wocheneinkaufsmenge und -umsatz stiegen in der Lockdown-Woche (KW 11) um rund 30% gegenüber dem Wochendurchschnitt der Jahre 2017 bis 2019. Im gesamtem März machte der Lebensmitteleinzelhandel ein wertmäßiges Plus von fast 23 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Wobei der klassische Lebensmittelhandel mehr zulegte, als der Diskont. 

Besonders Haushalte mit jungen Menschen und Haushalte mit älteren, berufstätigen Personen, die üblicherweise häufig außer Haus essen, deckten sich mit Grundvorräten ein. "Haushalte mit niedrigem Einkommen haben ebenso gehamstert wie solche mit höheren Verdiensten, sie waren aber weniger ausgabenfreudig", so die AMA.

Aktionsanteil ging zurück

Der Anteil der Lebensmittel, die in Aktion gekauft wurde, ging nach dem Lockdown leicht zurück, von 24,9 % in Kalenderwoche 11 auf 22,7 % in KW 13. Den Menschen ging es laut AMA wohl in erster Linie um Versorgungssicherheit, nicht so sehr um Preis und Aktionen. Der Bioanteil blieb hingegen konstant bei 9,9 %t, außer bei Eiern. Dies könnte der AMA zufolge daran liegen, dass es in den Wochen 11 und 12 kaum Bioeier in den Supermärkten gab und die Konsumenten froh waren, überhaupt Eier zu bekommen.

Etwas gedämpft war die Fleischnachfrage - laut AMA, weil es weniger Familienfeiern oder Grillpartys gab. Auch bei Fruchtjoghurts und Milchmischgetränken war das Plus weniger stark als bei anderen Produktgruppen.

Alternative Einkaufsquellen abseits der Supermärkte erfreuten sich im ersten Quartal großer Beliebtheit. Der Einkauf beim Bauern legte um mehr als ein Fünftel zu, auch Bauernmärkte, andere Märkte und Fleischhauer verkauften deutlich mehr Lebensmittel.

Der Ausfall der Gastronomie schmerzte die heimische Agrarwirtschaft sehr, immerhin fällt knapp ein Viertel der Umsätze bzw. Wareneinsätze auf Gastro und Hotellerie. "Besonders betroffen war Frischfleisch, denn knapp die Hälfte des Fleisches wird außer Haus konsumiert", so die AMA. Auch den Eierproduzenten fehlten die Wirte und Hotels als wichtige Abnehmer. Planungen, um die Exporte wieder aufleben zu lassen , sind in den jeweiligen Unternehmen längst im Gange.

APA/retailreport.at