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Rewe International Vorstände Marcel Haraszti und Michael Jäger (re.)

Rewe nimmt Fahrt auf

Steter Tropfen höhlt den Stein - könnte man bei Nachhaltigkeit und auch beim Firmenumbau sagen.

Josef Plank, Generalsekretär im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, hat es bei der 25-Jahr-Feier von Fairtrade Österreich auf den Punkt gebracht: Das Wort Nachhaltigkeit lockt niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Nachhaltigkeit muss nämlich Sinn machen und eine ökonomische Grundlage für das Verhalten bilden. Dieser Meinung ist auch Gerhard Fehr, Verhaltensökonom: ein Drittel der Bevölkerung würde ihr Konsumverhalten in Richtung Nachhaltigkeit ändern, wenn es für sie ökonomisch ist. Am Rewe Stakeholderforum präsentierte er seine Untersuchungen, die auf der Basis von Experimenten bestehen. „Es gibt keine Moral ohne Effizienz“, so der Wissenschaftler. Und dabei muss man sich als Unternehmen fragen: Stifte ich Identität für meine Kunden? Wie werde ich wahrgenommen?

Umso verwunderter war so mancher Teilnehmer am Forum, dass von Seiten des LH-Marktführers in Österreich keine Nachhaltigkeits-Strategie vorgestellt wurde – bis jetzt. 

Mit der „Plastik-Verordnung“ der EU (retailreport.at hat berichtet), erfolgte der Startschuss für die Präsentation der Nachhaltigkeitsagenden der Rewe im speziellen Hinblick auf die Eigenmarken. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigte dabei die Präsenz der beiden Vorstände Marcel Haraszti und Michael Jäger, sowie Tanja Dietrich-Hübner als Leiterin der Stabstelle Nachhaltigkeit und Martina Hörmer, Geschäftsführerin der Eigenmarken.

Die Verpackung und der Wettbewerb

Umweltfreundliche Verpackungen sind ein wesentlicher Teil der Rewe Group Nachhaltigkeitsstrategie, das Engagement wird nun ausgeweitet. Bis Ende 2019 soll das gesamte Bio Obst- und Gemüsesortiment umweltfreundlicher verpackt oder lose angeboten werden. Für die losen Produkte gibt es schon jetzt ein Mehrweg-Frischenetz aus Zellulose statt der Kunststoff-Knotenbeutel. Die Netze werden zum Verkauf angeboten und kosten 3,99 Euro für drei Stück. Ja! Natürlich war schon immer der Vorreiter bei nachhaltigen Verpackungen. Durch die „Green-Packaging“-Initiative konnten bisher über 480.000 kg Plastik eingespart werden, 92.000 kg davon alleine 2017. Mit Ende 2018 sind 2/3 des gesamten Bio Obst und Gemüse von Ja! Natürlich lose oder nachhaltig verpackt – nach dem Motto: soviel wie nötig, so wenig wie möglich.

Langfristig sollen bis Ende 2030 alle Produkte der rund 60 Lebensmittel-Eigenmarken umweltfreundlicher verpackt werden. Bei Obst und Gemüse ist es abschnittsweise einfacher Lösungen zu finden, bei Fleisch hingegen hinkt man im Handel hinterher: „Die Frische der Ware ist die größte Herausforderung bei Fleisch. Hier sind die Hygienevorschriften sehr wichtig“, so Tanja Dietrich-Hübner. Gerade bei Fleisch hofft man auf die Ideen junger Unternehmen. Ein Wettbewerb gemeinsam mit Greenpeace und Unilever soll Start-Ups dazu animieren, Ideen zur Reduktion von Plastik bei Produktverpackungen im LEH sowie zum Plastiksparen beim täglichen Lebensmitteleinkauf zu liefern. Unter www.rausausplastik.atfindet man alle Informationen zum Bewerb. „Unilever wurde als Partner gewählt, da ihre Bandbreite und damit die Expertise der Produkte groß ist. Fällt die Bewertung über eine Einreichung von allen Beteiligten positiv aus und ist auch der ‚Proof of Concept‘ gegeben, so geht es in die Umsetzung“, erklärt Marcel Haraszti das Konzept. Den besten Ideen winken nachhaltige Preise. 

Penny mit dabei

Michael Jäger, Vorstand der Rewe International AG und zuständig für Penny International, bekennt sich mit der Penny-Bio-Eigenmarke „Echt B!o“ voll und ganz zu den Maßnahmen. Warum dann eine eigene Bio-Marke? „Es ist eine Frage der Sortimentspolitik“, so Jäger, der seit 2013 Vorstand der Rewe International ist und seit 2017 Bereichsvorstand von Penny International. „Wir sind mit der eigenen Bio-Marke freier in der Preisgestaltung, denn was wir bei Rewe nicht wollen ist, dass wir uns im Eigenmarkenbereich konkurrenzieren“. Am Ende des Tages zählt die Beschaffung und diese ist auch für „Echt B!o“ österreichisch. Sie wird für die beiden Bio-Marken im Hause Rewe gebündelt. Insgesamt ist Michael Jäger mit der Umsatzentwicklung des Diskonters in Österreich zufrieden. „Die Umsatzentwicklung ist gut, in der Struktur des Ladennetzes gibt es noch einiges zu tun“.

Rewe lebt nun neue Strukturen

Die Veränderungen in der Rewe International AG waren weit über den Vorstandswechsel 2017 hinaus zu spüren. Es wurde ruhiger und so mancher Industriepartner stand vor einem Rätsel. Darauf angesprochen erklärt Marcel Haraszti, der 2017 den Vorstand der Rewe International übernommen hat: „Umbauprozesse muss man aushalten. Und wir haben einiges im Unternehmen umgebaut. Für 2019 haben wir aber ganz klare Ziele vor Augen“. Ein wesentlicher Teil war der Umbau des Zentraleinkaufs: das Category Management der Handelsfirmen wurde gebündelt. Hier wird nicht nur die Beschaffung abgewickelt, sondern auch die Warenwelten an sich. Nun gibt es für einen Industriepartner einenAnsprechpartner. Diese neue Situation hat sich auch auf andere Themen ausgewirkt: der Rewe-Partnerabend mit seinen 1800 Gästen wurde durch Fachgespräche mit den einzelnen Branchen abgelöst. „Das neue Tool ermöglicht einen regen Austausch zwischen Lieferanten und Einkäufern in den einzelnen Warengruppen. Die Gruppe der Bäcker und Getränkehersteller waren schon an der Reihe, das Echo war sehr gut“, so Haraszti. Auf die Anmerkung, dass man in der Branche munkelt, dass Rewe vom Mitbewerb 2019 im Nielsen Universum überholt werden könnte, gibt sich Marcel Haraszti gelassen: „Wir wussten, dass sich ein Umbau im Unternehmen erst einschleifen muss. Jetzt sind wir sehr zufrieden und man kann einiges von uns erwarten. Nachdem wir gespürt haben, dass wir nicht mehr so schnell sind, haben wir nun ein klares Ziel: Schneller, einfacher und kundenorientierter. Dieses Ziel zieht sich durch den ganzen Konzern“.

Palette der Nachhaltigkeit

Fahrt wird auch bei den weiteren Nachhaltigkeits-Themen aufgenommen: dazu zählen die bewährten „Aufrunder bewirken Wunder“. Sie feiern den 5. Geburtstag; das „Billa-Herz“ animiert Mitarbeiter sozial tätig zu werden und die verstärkte Suche nach heimischen Lieferanten bei Merkur unterstützt die Regionalitätsoffensive. 

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geschrieben am

13.11.2018