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Streit um Preiserhöhungen,  Lieferketten unter Hochspannung

Reaktionen auf Bericht "Preiserhöhung"

Sowohl der Geschäftsführer der Markenartikelverbandes, als auch ein langjähriger Univ.Prof. der Boku sehen im Thema viel Potential.

Mag. Günter Thumser, Geschäftsführer des Markenartikelverbandes reagiert auf den Bericht von Hanspeter Madlberger „Preiserhöhungen: Lieferketten unter Hochspannung“ folgendermaßen:

„In Fortsetzung der Gespräche möchte ich noch eine mir allerdings durchaus wesentlich erscheinende Ergänzung anbringen.
Der Aussage des Handels, er wäre mit seinem Preisboykott der (einzige) Konsumentenanwalt. "Wir tragen die soziale Verantwortung dafür, dass sich auch ärmere Bevölkerungsschichten weiterhin qualitätvolle Lebensmittel leisten können", tönt es aus heimischen Handelszentralen - möchte ich hiermit entschieden entgegentreten:

VOR dem Konsum kommt allemal das Erwerbseinkommen, um sich generell Konsum überhaupt leisten zu können!

Das führt in die Multiperspektivität wahren Wirtschaftens (auch des Individuums, wohlgemerkt!).

Also: wenn das Produzieren durch einseitige Blockaden am Weg zum Verbrauch ökonomisch nicht mehr ausreichend darstellbar ist (Kosten-gerechtes Pricing), so wird einerseits weniger produziert und anderseits werden zwangsläufig Arbeitsplätze abgebaut. 
Beides erzeugt Mangel, jedenfalls gehen dadurch gerade (höherwertige) österreichische Arbeitsplätze als erstes verloren (versus Billigimporten).

Soviel zur anderen - vor allem volkswirtschaftlich wesentlich verantwortungsvolleren - Perspektive auf die allzu vordergründige Robin Hood-Argumentation der marktdominanten Handelskonzerne.  

Glücklicherweise ist das Risiko, sich wegen gewisser, durchaus überschaubarer Preiserhöhungen (die übrigens mit Sicherheit niedriger ausfallen werden, als in den meisten anderen EU-Ländern!) nicht ausreichend gut ernähren zu können, gerade in Österreich wirklich vernachlässigbar: nämlich aufgrund unseres besonders stark ausgeprägten Sozialsystems mit seinen enormen Transferleistungen, die im Spitzenfeld der OECD liegen!

Also wäre es durchaus in der sozialen Verantwortung der Handelskonzerne, zu allererst für den Erhalt der wertschöpfenden Arbeitsplätze im produktiven Bereich ihrer Lieferanten zu sorgen! Das ermöglicht nämlich dann am direkten Weg möglichst Vielen über die weiterreichende Vernetzung in der produktiven Wirtschaft sich auch künftig den Konsum über ausreichendes Erwerbseinkommen selbst zu finanzieren!

Schade, dass es in den obersten Etagen der Handelskonzerne nicht ausreichend Mut gibt, hier aus der wechselseitigen Paralyse des lautstark geführten Rabattkrieges auszuscheren und damit aktiv die wahre soziale Verantwortung für den Erhalt des Wohlstands in der gesamten Gesellschaft mitzutragen.

Die Gesellschaft ist nämlich schon etwas weiter, das zeigt das gerade in den letzten beiden Jahren nochmals deutlich gestiegene Bewusstsein für heimische Produktion (Stichwort Herkunft) wie auch der zunehmende Bio-Anteil.“

Dr. Walter Schiebel, Head of „Fresh Business Management in the Food Value Chain“ University of Natural Resources and Life Sciences, Vienna (BOKU): "Lassen sich die Preisverhandlungen „entkrampfen“? Was wäre, wenn mehr Innovatives Marketing-Mix zu Win-Win-Situationen führen würde? Was wäre, wenn wieder mehr dem USP im Marketing-Mix Augenmerk geschenkt würde? Was wäre, wenn Komplementärprodukte im Sortiments-/Produktprogramm von beiden Seiten überdacht würden, um Platz für innovatives Marketing-Mix zu machen? Was wäre, wenn Coopetition statt Competition versucht würde? Wann, wenn nicht jetzt, sind neue Herangehensweisen gefragt.“

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geschrieben am

26.01.2022