Starkmachen von Bio
"Der Lebensmittelhandel hat Bio in die Breite gebracht", dieses Statement stammt von Bio Austria Obfrau Getraud Grabmann. Dieses Lob tut gut, gerade in Zeiten, in denen der Lebensmittelhandel oft am Pranger steht. Und es ist tatsächlich so, wenn man den österreichischen Bio Markt mit internationalen Märkten vergleicht. Kaum ein Land hat so viele Bio-Marken im Sortiment wie Österreich. Diese mehrheitlich Eigenmarken des Handels - egal ob Vollsortimenter oder Diskont - machen den Bio-Markt so dynamisch.
Ein paar Zahlen zum besseren Verständnis: Um 7,4% stieg die eingekaufte Menge gegenüber 2017, um 6,7% der Wert der Bio-Einkäufe, berichtet die AMA-Marketing anhand der Roll-AMA Zahlen. Der Umsatz mit Bio-Produkten konnte seit 2013 um 50% gesteigert werden, das entspricht einem fünfmal höheren Zuwachs als bei konventionell erzeugten Lebensmittel (10,4%). Bio-Lebensmittel erfahren auch einen Zuwachs in der Reichweite, jeder Österreicher greift im Durchlitte einmal im Jahr zu Bio-Lebensmitteln. 9% des Angebots im LEH ist biologisch, an erster Stelle steht immer noch die Milch (ESL), gefolgt von den Eiern und dem Frischgemüse. Fleisch in Bio-Qualität stagniert, dabei braucht es einen Umdenken: "Fleisch unterliegt der Rabattitis im LH sehr stark, um das zu ändern, braucht es einen echten Paradigmenwechsel", so AMA-Marketing GF Dr. Michael Blass. Spannend ist, dass die ESL-Milch (Extended Shelf Life) die Frischmilch im Bio-Bereich langsam ablöst.
Im Durchschnitt kaufte ein Österreicher um 148 Euro im LEH 2018 biologische Frischeprodukte ein. Nach dem Vollsortimenter kommen in der Beliebtheitsskala der Diskont und dann der Direkteinkauf.
Bio in Europa
Mit 8,9% Bio-Anteil liegt Österreich im Ländervergleich an Platz vier. Dänemark (13,3%), Schweden (9,1%) und die Schweiz (9,0%) haben einen höheren Bio-Anteil. Aber Deutschland und Frankreich steigen stark an. Der Exportanteil von Bio-Produkten nach Europa ist analog jenem von konventioneller Ware.
In Österreich wirtschaften rund 23.500 landwirtschaftliche Betriebe biologisch (21,3%). Sie bewirtschaften rund 1/4 der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Die Fläche ist im Laufe der letzten Jahre gewachsen. Der durchschnittliche Bio-Bauer hat 25 ha Fläche und der konventionelle Bauer rund 19 ha. Grund dafür ist der Ertrag, denn auf einer biologischen Fläche ist dieser geringer.
Nach Bundesländern hat Salzburg die Nase vorne (58%) gefolgt vom Burgenland (33,8%) und Wien (32,3%). Wien hatte eine Steigerung der Fläche von 9,4%.
Drei Viertel aller biologischen Produkte werden über den Lebensmitteleinzelhandel gekauft, 18% über den Fachhandel oder direkt beim Bio-Bauern. Mit 6% ist die Gastronomie als Vertriebsweg derzeit das kleinste Segment. "Da gibt es viel Luft nach oben", so Gertraud Grabmann. Die Entscheidung der Beschaffung in Großküchen liegt bei den Ländern, aber auch sonst gibt es in der Gastronomie noch viel Potential.
Bio-Siegel bekannt
Eine Aufgabe sieht die AMA auch in der Kommunikation der offiziellen Bio-Zeichen. Das EU-Biologo, das auf jedem verpackten Bio-Lebensmittel innerhalb der EU angebracht sein muss, kennt ein Drittel der Befragten, das AMA-Biosiegel jeder zweite. Das AMA-Biosiegel ist ein Gütesiegel für biologische Lebensmittel. Es kann zusätzlich zum EU-Biologo angebracht sein, wenn bei der Produktion freiwillig höhere Qualitätsstandards eingehalten werden als laut EU-Bioverordnung gefordert. Darüber hinaus garantiert das rot-weiß-rote AMA-Biosiegel mit der Herkunftsangabe AUSTRIA die Herkunft der Rohstoffe aus sowie ihre Be- und Verarbeitung in Österreich.
Wie wichtig die Bio-Landwirtschaft für Österreich ist, zeigt der Aufbau der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP). Die GAP beruht heute auf zwei „Säulen“. Die erste Säule beinhaltet Direktzahlungen an Landwirte sowie die gemeinsamen Marktordnungen. Die zweite Säule ergänzt die GAP seit 1999 und zielt auf die Entwicklung des ländlichen Raums. Sie umfasst eine Vielzahl von möglichen Maßnahmen in den Bereichen ländliche Entwicklung, einschließlich Umwelt- und Klimaschutz. Die Planung und Umsetzung konkreter thematischer Programme findet auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene statt. Als Bio-Betrieb ist es deshalb in Zukunft möglich mehr Förderung als ein konventioneller Betrieb zu bekommen.
BioFach in Nürnberg
57 Hersteller aus Österreich präsentierten sich auf der BioFach in Nürnberg in der österreichischen Gruppenausstellung, 60 weitere Produzenten präsentierten sich in den fachthemenbezogenen Ausstellungsräumen. Die Messe fand zum 26. Mal statt. Über 51.500 Besucher, davon 50 % international, ließen sich dieses Mal von der Produktvielfalt der 3273 Aussteller aus 98 Nationen inspirieren.