Kurskorrekturen für Handel in Österreich
Hand in Hand geht die negative Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes in Österreich (Quelle Nationalbank) innerhalb der letzten drei Jahre mit dem Verlust der Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Laut einem IMD Ranking rutschten wir von Platz 16 im Jahr 2020 auf Platz 26 im letzten Jahr, wenn es um Österreichs Gesamtwirtschaft geht. Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes, versammelte sich im Rahmen der Neujahrs-Pressekonferenz Vertreterinnen und Vertreter der größten Handelsbranchen, um die Brisanz einer raschen Handlung zu betonen und zu wiederholen: Der Handel als einer der größten Arbeitgeber des Landes braucht dringend Reformen, die nicht bürokratisch, sondern praktisch sind. Denn: der Staat hat ein Ausgaben- und kein Einnahmenproblem und es wäre für die Wirtschaft in Österreich ein schlechtes Zeichen, wenn die neue Regierung abermals an den Steuerschrauben nach oben dreht.
Das Weihnachtsgeschäft ermöglichte dem Handel eine Verschnaufpause, doch über das Jahr 2024 wird sich die Entwicklung im Handel bei Null einpendeln. Allerdings nicht, wenn es um die Kosten geht. Alleine die Lohn- und Lohnnebenkosten steigen. Dazu kommen ständige mediale Preisvergleiche mit anderen Ländern, die Österreich als Hochpreisland definieren. „Laut Statista gibt es in Europa 13 Länder, in denen Lebensmittel teurer sind als bei uns. Und der Lebensmittelhandel lag im Durchschnitt fast immer unter der laufenden Inflation“, so Will. Solche Preisvergleiche schmerzen, weil sie unreflektiert passieren. „Was man nämlich bei diesen Vergleichen vergisst, ist, dass Österreich ein Hochpreis-Lohnland ist, dass gerne und vornehmlich in Aktionen gekauft wird und die ANZAHL der Nahversorger nicht der Maßstab sein darf, wenn es um die Versorgung in Österreich geht“, sagt Rainer Will.
Im Handel gab es im Jahr 2024 1146 Pleiten – das sind vier pro Werktag. Dabei waren auch einige sehr große Händler. 41% der Händler haben mit Verlust abgeschlossen.
Im Gesamtjahr 2024 konnten die heimischen Einzelhändler laut WIFO-Prognose einen Umsatz von 77,2 Milliarden Euro erwirtschaften.
Branchen im Detail
Im Modehandel waren die Frequenzen 2024 endlich wieder besser, die Konsumenten sind wieder unterwegs gewesen und haben geshoppt. Die Umsatzentwicklung im Modehandel lag im 1. Halbjahr 2024 bei +1,2%. Die Jahre zuvor waren für den Modehandel schwarze Jahre.
Die Umsätze im Drogeriefachhandel sind in diesem Zeitraum um 4,2% gestiegen. Zum einen kommt man an den Produkten nicht vorbei, zum anderen sind es die Kleinigkeiten, die sich der Konsument im DFH gönnt.
Für den Möbelhandel war es ein desaströses Jahr, das von Pleiten und einem Umsatzminus von 8 % im Kalenderjahr 2024 geprägt war. Nur 32% der Marktteilnehmer konnten einen Gewinn erwirtschaften.
Der Online-Handel wuchs um 5% im Jahr 2024, allerdings vermehrt für die internationalen Online-Händler und weniger für die österreichischen eCommerce-Unternehmen. Ohne den Internationalen Handel würde das Ergebnis -5% lauten.
Auch der Elektrohandel ist in einer Krisen-Situation, er hatte im 1. Halbjahr 2024 ein Minus von 1,7% zu verzeichnen. Weihnachten war dann ganz gut, aber unterm Strich wird es ein Minus bleiben. Das Einkaufsverhalten schwappt immer mehr in Richtung online. Dabei kam es zu einem Plus von 5%.
Die Forderungen, damit sich die wirtschaftliche Lage verbessert
Die Regierung scheint im Entstehen zu sein, umso wichtiger ist es immer wieder die wesentlichen Punkte zu betonen und Forderungen zu formulieren. Dies hier wären:
- FORDERUNG: Halbierung der Bürokratiebelastung bis 2030 - Einführung der 1-in-2-out-Regel!
- FORDERUNG: Umfassende Reform des Arbeitsmarktes - Beschäftigungsanreize & Lohnnebenkosten-Senkung!
- FORDERUNG: Praxistauglicher Klimaschutz & Kreislaufwirtschaft - EU Green Deal praktikabel umsetzen!
- FORDERUNG: Level Playing Field im eCommerce - Fernost-Plattformen in die Pflicht nehmen! (Fernost-Plattformen: Flut an Produktfälschungen, Falschdeklarationen & giftige Chemikalien)
- FORDERUNG: Bundesweite Technologie- & Innovationsoffensive - Förderung disruptiver Technologien (KI)!
Für das Gesamtjahr 2025 erwartet das WIFO eine moderate Steigerung der privaten Konsumausgaben um +0,8%. 39% der heimischen Händler rechnen heuer mit einem Gewinn, 38% mit einem ausgeglichenen Ergebnis und 23% mit einem Verlust. Positiv ist, dass die Sparquote ihren Zenit absehbar erreicht haben dürfte, heuer wird vom WIFO nur noch ein minimaler Anstieg von aktuell 11,4% auf 11,5% erwartet.