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Wolfgang Ziniel, Projektleiter der KMU Forschung Austria.

Zwischen Hoffnung und Herausforderung

Handelsverband und KMU Forschung präsentieren das Jahrbuch 2023 und wieder einmal ist eine Erkenntnis: Österreichs Handel trotzt multiplen Krisen.

Seien es Inflation, Arbeitskräftemangel, hohe Mieten, Liquiditätsprobleme nach der Corona-Krise - die Herausforderungen für den Handel im allgemeinen sind sportlich, wissen Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes und Wolfgang Ziniel, Projektleiter der KMU Forschung. Der Handel bewegt sich zwischen Hoffnung und Herausforderung. Die Einzelhandelsumsätze 2022 im Vergleich zu 2021 real um 0,8% zurückgegangen, gleichzeitig sind die Kosten gestiegen. Umsatz ist auch nicht gleich Gewinn. Viele Händler haben während der Pandemie und zuletzt in der Energiekrise Liquiditätsprobleme bekommen. Sie waren gezwungen, ihre Preise zu senken bzw. weniger stark anzuheben als im Einkauf – gleichzeitig sind die Kostenblöcke in die Höhe geschossen. Das hat bei zwei Drittel der Betriebe die Gewinnspannen stark nach unten und teilweise in die Verlustzone gedrückt.

Aber: Nachdem die positive Entwicklung der Jahre 2016 bis 2019 im Handel in Folge der Corona-Pandemie gestoppt wurde, zeigte sich bereits 2021 wieder ein leichter Aufwärtstrend und 2022 trotz Ukraine-Krieg und Energiekrise zumindest eine Stabilisierung auf diesem Niveau. 
"Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 hat sich die Zahl der Unternehmen um 1% erhöht. Die Beschäftigtenzahl konnte zwischen 2019 und 2022 sogar um 2,5% ausgebaut werden", so Will. "Die Umsätze lagen 2022 nominell um 15,3% über dem Niveau von 2019. Real, also unter Berücksichtigung der Inflation, hat sich die negative Entwicklung jedoch fortgesetzt. Insgesamt sind die Handelsumsätze seit 2019 inflationsbereinigt um 3,6% zurückgegangen."

Daten und Fakten rund um den Handel in Österreich

Mit einem Anteil von 22% stellt der Handel in Österreich die meisten Unternehmen aller Branchen und ist der umsatzstärkste Wirtschaftsbereich. Zu Jahresbeginn 2022 waren 82.390 Unternehmen mit 625.060 unselbstständig Beschäftigten in der Handelsbranche (Einzelhandel, Großhandel, Kfz-Handel) tätig. Gemeinsam erzielten sie im Vorjahr 319,3 Milliarden Euro an Umsätzen sowie eine Bruttowertschöpfung von knapp 39 Milliarden Euro.
Der Einzelhandel kommt auf 44.380 Unternehmen mit insgesamt 346.210 Beschäftigten und einem Umsatz von 81,8 Milliarden Euro (2022). Davon entfallen 32% auf den Lebensmitteleinzelhandel, der rund 115.900 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Zahl der Lehrlinge ist 2022 auf 15.190 (+0,3%) gestiegen, lag vor der Corona-Pandemie 2019 allerdings schon bei 15.280.
Im EU-Vergleich erreicht Österreich sowohl bei der Zahl der Beschäftigten als auch beim Umsatz Platz 9. Platz 1 geht jeweils an Deutschland mit fast 6 Mio. Beschäftigten und 2,12 Billionen Euro Umsatz.

Große Sorge wegen Arbeitskräftemangel

Große Sorge bereitet den Händlern die Suche nach Arbeitskräften. In diesem Zusammenhang wird seit längerem eine Reform des Arbeitsmarktes gefordert. Laut der jüngsten Handelsverband-Händlerbefragung sind aktuell fast zwei Drittel aller Handelsbetriebe davon betroffen. 6%mussten in den letzten 6 Monaten bereits einzelne Geschäfte temporär schließen, weil das Personal gefehlt hat. Aktuell sind fast 4%von Filialschließungen betroffen, bei weiteren 14% ist nur ein eingeschränkter Betrieb möglich.

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geschrieben am

29.03.2023