Gastro-Großhändler im COVID-Reha-Modus
Bericht: Hanspeter Madlberger
From Resilience to Reinvention: Unter diesem zuversichtlichen Motto steht der Global Summit des Consumer Goods Forums, der heuer, nach einjähriger Pause, von 20. bis 23. Juni in Dublin stattfinden wird. Auch die meisten heimischen Gastro-Großhändler teilen diesen Optimismus. Handelt es sich doch gleichfalls um Unternehmen, die dank ihrer Resilienz (und dank staatlicher Unterstützung) die beiden Corona-Jahre 2020 und 2021 einigermaßen glimpflich überstanden haben und jetzt voller Elan zum Neustart ansetzen.
Wie es um die Resilienz der Branche per Ende 2021 bestellt ist, das zeigen sehr eindrucksvoll die unten angeführten Charts, die das Marktforschungsinstitut GastroData in bewährter Weise retailreport.at zur Verfügung stellte.
Hier die interessantesten Analyse-Ergebnisse des hoch repräsentativen GastroData-Panels. Bei den Umsatzangaben in Euro betreffend Bundesländer und Warengruppen handelt es sich grobe Zirka-Werte, da die exakten Zahlen den GastroData-Geschäftspartnern vorbehalten sind.
Gesamtumsatz blieb 2021 gegenüber 2020 stabil
Mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro lag der Gesamtumsatz des heimischen Gastro Großhandels 2021 auf Vorjahresniveau. Von 2019 auf 2020 waren die Verkäufe um rund 600 Millionen Euro herunter gerasselt, ein Minus von 27,8 %.
Zustellanteil kletterte 2021 auf Vorkrisen-Niveau
Der Anteil der Zustellumsätze, der per Ende 2020 auf einen Tiefststand von 52% gesunken war, erreichte per Ende 2021 mit 67% fast wieder das Vorkrisen-Niveau (68% per Dezember 2019). Im August erklomm der Zustellanteil mit 71% kurzfristig einen Allzeit-Rekordwert. Dass es heuer in dieser Tonart weitergeht, wird nicht zuletzt von der Aufteilung der AGM-Märkte befeuert.
Corona-Hotspots Wien und Tirol
Die Umsätze in der Bundeshauptstadt haben seit Beginn der Pandemie unter dem Zusammenbruch des Städtetourismus besonders stark gelitten. So sind die Umsätze von rund 350 Mio Euro (2019) auf rund 220 Millionen (2020) abgesunken. Ein Minus von 36,5%. Die Erholung 20/21 fiel mit einem Plus von 4,2% recht bescheiden aus.
Von den Tourismus-Hochburgen im Westen hatten Tirol und Salzburg besonders stark unter den Corona-Lockdowns zu leiden. In Tirol lag der Umsatz 2019 noch bei rund 330 Millionen Euro, 2020 ging er um 29,7 % zurück, eine Einbuße im Ausmaß von rund 100 Millionen Euro. 2021 sanken die Verkaufserlöse um weitere 4,4% .
Ähnlich die Situation im Bundesland Salzburg. Bei rund 250 Millionen Euro lag der Umsatz im Jahr 2019. Um 31,3% (= rund 70 Millionen Euro) verringerte sich das Geschäft im Jahr 2020. 2021 gingen weitere 6,1% die Salzach hinunter.
Am Umsatzranking der Top drei Bundesländer - Wien vor Tirol und Niederösterreich - hat sich im Zeitraum 2019 bis 2021 nichts verändert. Dahinter kam es zu Verschiebungen. Oberösterreich liegt jetzt vor Salzburg und hat mit der Steiermark gleich gezogen. Kärnten hat, dank guter Sommersaisonen 2020 und 2021, im Vergleich zu Salzburg ordentlich aufgeholt.
Warengruppen-Umsätze folgen dem Mainstream
Die Umsatzentwicklungen in den einzelne Warengruppen wichen nur geringfügig vom Gesamtergebnis ab. Stärkste Einbußen von 2019 auf 2020 waren bei den alkoholischen Getränken (-35,8%) bei den AF-Getränken (-30,8%) und bei Frischfleisch (-32,1%) zu verzeichnen.
Bei den umsatzstärksten Warengruppen betrug das Minus 19/20 rund 28%. Solcherart gingen die Umsätze beim Lebensmittel-Trockensortiment um über 100 Millionen Euro zurück. Mopro (die zweitstärkste Warengruppe) verlor ebenfalls rund 100 Millionen Euro, das Geschäft mit Tiefkühlkost sackte mit einem Minus von rund 60 Millionen unter die 200 Millionen-Marke ab.
Von 2020 auf 2021 waren die Umsatzveränderungen minimal. AF-Getränke und Nonfood 2 erholten sich leicht. Die Wurstumsätze hingegen schrumpften um 8%.
Fazit: Die Branche hat bisher die Corona- und Tourismus-Krise auf respektable Weise bewältigt. Wie es heuer mit dem Tourismus und dem außer-Haus-Konsum weitergeht? Fragen Sie GastroData was Leichteres.