Fleischwarenindustrie: Haken drin
Bereits im September veröffentlichte die Fleischwarenindustrie einen Brief an Geschäftspartner und Kunden, um die Brisanz der aktuellen schwierigen Situation aufzuzeigen.
„In besonders dramatischer und existenzbedrohender Weise machen die aktuellen Teuerungen und die hohe Inflation den österreichischen Unternehmen der Fleischwarenindustrie zu schaffen. Eine baldige Entspannung bei den Kosten ist nicht in Sicht.
2023: Teuerung versus Verlustjahr
Eine aktuelle Umfrage unter allen Unternehmen der österreichischen Fleischwarenindustrie bestätigt die aktuellen Herausforderungen dieser versorgungs- und systemrelevanten Branche, die nicht nur in der Coronakrise die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Fleisch und Fleischerzeugnissen „Made in Austria“ gesichert hat, sondern dies auch tagtäglich tut.
Der Inlandsmarkt ist unverändert angespannt und lässt trotz steigender Umsätze für viele Unternehmen keine wirtschaftlichen Spielräume zu.
In den letzten 12 Monaten (August 2022 bis Juli 2023) stieg die Gesamtinflation in Österreich um durchschnittlich 9,7 %. Im Bereich der Nahrungsmittel und alkoholfreien Getränke erhöhte sie sich in diesem Zeitraum um 14,0 %, bei Fleisch und Fleischwaren sogar um 20,5 %. Diese für die Verbraucher spürbare Verteuerung deckt bei weitem nicht die Kostensteigerungen in der Produktion der österreichischen Fleischwarenindustrie ab. Viele Unternehmen stehen daher wirtschaftlich bereits mit dem Rücken zur Wand.
Die aktuelle Entwicklung ist für die zahlreichen Familienunternehmen der Fleischwarenindustrie besorgniserregend. Die weiteren Entwicklungen deuten auf ein klares Verlustjahr 2023 hin. Denn viele Betriebe haben die Kostensteigerungen aus dem Vorjahr bis zur Ausschöpfung sämtlicher wirtschaftlichen Spielräume selbst geschultert. Wegen der langen Verzögerung ist es betriebswirtschaftlich alternativlos, dass die Verkaufspreise für Fleisch und Fleischerzeugnisse zumindest die gestiegenen Herstellungskosten umgehend abdecken müssen.
Den Unternehmen der Fleischwarenindustrie ist ihre Verantwortung gegenüber ihren Lieferanten, Partnern und Kunden sowie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und der Bedeutung von Fleisch und Fleischerzeugnissen für den österreichischen Markt bewusst. Sie sehen sich daher gezwungen, mit diesem „Hilferuf“ auf die aktuelle Situation der Fleischwarenindustrie hinzuweisen. Er ist auch ein dringender Appell an alle Partner und Kunden für mehr „Fairness am Verhandlungstisch“. Nur so kann das Überleben der österreichischen Traditionsbetriebe, die tagtäglich zur Versorgungssicherheit und zum Funktionieren der Liefer- und Wertschöpfungsketten bei Fleisch und Fleischerzeugnissen in Österreich beitragen, für die Zukunft gewährleistet werden.
Umfrage bestätigt besorgniserregende Situation der heimischen Fleischwarenindustrie
Eine aktuelle Umfrage unter allen Unternehmen der österreichischen Fleischwarenindustrie bestätigt die aktuellen Herausforderungen dieser versorgungs- und systemrelevanten Branche, die nicht nur in der Coronakrise die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Fleisch und Fleischerzeugnissen „Made in Austria“ gesichert hat, sondern dies auch tagtäglich tut.
Die Umfrageergebnisse im Detail:
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Seit 2022 haben sich alle in der Fleischwarenindustrie eingesetzten Rohstoffe deutlich verteuert: Schweinefleisch und Därme um rund 50 %, andere Fleischsorten und Gewürze um rund 30 %.
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Die Energiekosten sind seit 2022 explodiert: Für Strom und Gas zahlen die Unternehmen oft vier-bis sechsfach höhere Preise als im Vorjahr. Auch wenn die Energiepreise aktuell sinken, sind sie noch weit vom ursprünglichen Preisniveau des Jahres 2021 entfernt.
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Verpackungen, Transporte, Logistik und Versicherungen erhöhten sich ebenfalls seit 2022 zweistellig.
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Die Kosten für Personal veränderten sich seit 2022 inflationsbedingt. Der Arbeitskräftemangel belastet die Unternehmen zusätzlich. Die aktuelle Situation mit dem seit 1. Juli 2023 rückwirkend vereinbarten Lohnabschluss in der österreichischen Fleischwarenindustrie in Höhe von 9,92 % verschärft die Situation und erhöht den enormen Kostendruck zusätzlich.
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Viele Unternehmen benötigen seit vielen Monaten deutlich höhere Verkaufspreise für ihr wirtschaftliches Überleben.
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Zwei Drittel der befragten Unternehmen haben heuer noch keine positiven Ergebnisse erzielt. Somit ist es für viele Unternehmen derzeit nicht möglich, ihren Betrieb wirtschaftlich zu führen.
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Aktuell wird die Zukunft der österreichischen Fleischwarenindustrie als unklar und äußerst unsicher beurteilt. Kosten für Rohstoffe, Energie und Löhne setzen der Branche besonders zu
Die bisherige Kostenabgeltung wurde oft zu spät umgesetzt und hat bei weitem die explodierenden Mehrkosten und die nun mit 1. Juli 2023 erneut deutlich steigenden Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht abgedeckt.
Es ist betriebswirtschaftlich alternativlos, dass Unternehmen – so auch die Unternehmen der österreichischen Fleischwarenindustrie – nach Abzug aller Kosten und Steuern einen Gewinn erwirtschaften, damit der Produktionsstandort und die damit verbundenen Arbeitsplätze nachhaltig gesichert werden sowie in neue Produkte, Maschinen, Mitarbeiter oder in Nachhaltigkeit und Klimaschutz investiert werden kann. Ist das nicht der Fall, werden bekannte heimische Fleisch- und Wurstwarenhersteller mit ihren Traditionsmarken am österreichischen Markt und als österreichische „Genussbotschafter“ auf vielen anderen Märkten verschwinden.
Angemessene Kostenabgeltung ist Muss für das Überleben der Unternehmen
Die bisherige Kostenabgeltung wurde oft zu spät umgesetzt und hat bei weitem die explodierenden Mehrkosten und die nun mit 1. Juli 2023 erneut deutlich steigenden Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht abgedeckt.
Die betroffenen Unternehmen, die als verlässliche Partner des österreichischen Lebensmittelhandels maßgeblich zur Versorgungssicherheit Österreichs bei Fleisch und Fleischerzeugnissen beitragen, appellieren daher aus den oben angeführten Gründen an ihre Handelspartner, den betriebswirtschaftlichen Zwängen der Hersteller Rechnung zu tragen, damit diese langfristig am Markt bestehen können. Nur so kann die Vielfalt vieler bekannter Traditionsunternehmen in der österreichischen Fleischwarenindustrie nachhaltig gesichert werden.
Wir rufen daher die medialen Bekenntnisse des österreichischen Lebensmittelhandels zu einem fairen Preis bei Qualitätsprodukten „Made in Austria“ zwecks Sicherung der heimischen Versorgung in Erinnerung. Jetzt ist es dringend an der Zeit, diese auch mit den Betrieben der österreichischen Fleischwarenindustrie umzusetzen."
Gezeichnet Verband der Österreichischen der Fleischwarenindustrie