„Filialen schließen ist keine unternehmerische Leistung“
Von Michaela Schellner
Dass Volker Hornsteiner Herausforderungen mag, hat er in seiner langjährigen Rewe-Karriere eindrucksvoll bewiesen. Insgesamt 28 Jahre war er für den Handelskonzern tätig, wo er 1995 als Trainee begann und nur ein Jahr später zum Billa-Regionalmanager aufstieg. Ab 2001 stellte er seine Expertise im Billa-Vorstand und ab 2006 als Billa-Vorstandssprecher unter Beweis. Seine Performance überzeugte und so wurde er 2016 zusätzlich Vorstandsmitglied der Billa-Mutter Rewe International AG. Ende 2016 wechselte er zu Rewe Deutschland, wo er bis 2022 Vorsitzender der Geschäftsleitung Rewe Süd und Mitglied der Geschäftsleitung National war.
Dass seine Rewe-Karriere dann doch relativ abrupt endete, hat viele in der Branche überrascht. „Ich wollte mich im Zuge des Billa-Kaufleute-Programms mit einem eigenen Billa Plus-Standort selbstständig machen. Leider sind wir dann völlig unerwartet doch nicht zusammengekommen. Das war schon ein Schlag in die Magengrube“, schilderte Hornsteiner bei der MMM-Fachtagung, die sich unter der Moderation von GEWINN-Herausgeber und MMM Club Österreich-Präsident Georg Wailand zweimal pro Jahr mit den neuesten Trends im Handel beschäftigt.
Aufgeben gibt’s nicht
Aber Hornsteiner ist eben keiner, der den Kopf in den Sand steckt. „Das Leben geht weiter“, so der Handelsprofi, der seine geplante Auszeit nach einem Telefonanruf von Hermann Wieser, Geschäftsführer von kika/Leiner, gegen ein Engagement beim in die Insolvenz geschlitterten Möbelhändler eintauscht. „Ich verantworte dort seit rund einem Jahr auf selbstständiger Basis die Bereiche Personal, Marketing, Vertrieb und Vertriebsorganisation“, so der Manager, der offen zugibt: „Wir haben wirklich schon einen harten Weg hinter uns und auch noch einen sehr steinigen vor uns.“
Was das im Detail heißt, schildert er überraschend transparent. Von einem Selbstläufer könne man keinesfalls sprechen, eher von einer sportlichen Geschichte. Österreichweit beschäftigt kika/Leiner nach erfolgreicher Sanierung in den verbleibenden 17 Filialen von ehemals 40 noch rund 700 Mitarbeiter. Zum Vergleich: Früher arbeiteten alleine am mittlerweile als Signa-Bauruine dahinsiechenden ehemaligen Standort auf der Wiener Mariahilfer Straße alleine 300 Personen. Insgesamt zählt das Unternehmen in Filialen, Logistikstandorten, den Restaurants und der Zentralverwaltung rund 1.800 Vollzeitbeschäftigte.
In den vergangenen Jahren sei Mitbewerber XXXLutz jedenfalls klar an kika/Leiner vorbeigezogen – nun gehe es darum, in einer verbleibenden Nische wieder Fuß zu fassen. „Filialen zuzusperren ist keine unternehmerische Leistung. Man vernichtet Arbeitsplätze und das macht keinen Spaß“, sagt Hornsteiner.
Schmerzhafte Personalkostenanpassung
Das noch vorhandene Personal, das laut dem Manager extrem gut ausgebildet ist und eine hohe Loyalität mitbringt, weiterhin bei der Stange zu halten, steht nun im Fokus des Unternehmens. Und dass, obwohl eine Personalkostensenkung „alternativlos ist“. Aber, so der Manager: „Ich passe lieber die Personalkosten an den Umsatz an und rette Arbeitsplätze, bevor ich dann in zwei Jahren die Mitarbeiter auf die Straße setzen muss.“ Angesprochen auf die inflationsbedingt erfolgten Lohnsteigerungen erklärt er: „Die sind natürlich gerechtfertigt, aber wenn wir die Gehälter noch einmal so stark anheben müssen, wie in den vergangenen beiden Jahren, dann wünsch ich dem gesamten österreichischen Handel viel Spaß. Da werden wir eine Konkurswelle erleben, wie wir sie noch nie hatten.“
Was kika/Leiner betrifft, soll mit Schulungen die Abschlussquote bei Verkäufen deutlich erhöht werden. Denn der Handelsexperte rechnet nicht mit einem plötzlichen Frequenzanstieg, weshalb die Kunden, die da sind, besonders gut serviciert werden müssen. Mit der neuen Eigenmarke Oho im Preiseinstieg soll zudem eine jüngere Klientel erreicht werden.
Notwendiges Investment in IT-Infrastruktur
Eine weitere Baustelle gibt es für Hornsteiner im Marketing. Dass immer noch zwei Hompages und Kundenclubs für die Marken Kika und Leiner betrieben werden und man nicht wie beim Flugblatt eine gemeinsame Schiene fährt, macht Hornsteiner keine Freude. „Das schmerzt mich schon, denn ich habe gelernt, dass man die Dinge von A bis Z durchziehen muss. Das ist derzeit aber einfach nicht möglich.“ Nicht zuletzt auch deshalb, weil das IT-System veraltet sei. 130 Schnittstellen zum Hauptsystem würden dies eindrucksvoll untermauern. Deshalb nimmt kika/Leiner nun auch einen beträchtlichen Betrag in die Hand, um die IT-Landschaft gemeinsam mit einem Partner zu modernisieren. Mit der neuen IT kommt dann auch die Zusammenlegung der Homepages auf kikaLeiner.at wie auch die Zusammenführung der beiden Kundenclubs. Auch das will Hornsteiner als Signal an die Mitarbeiter für eine fruchtbare Zukunft verstanden wissen, denn „niemand setzt die IT neu auf, wenn er das Unternehmen verkaufen will.“