dm drogerie markt: gewachsen mit grün
Auf eine Pandemie und diese Auswirkungen war wohl niemand im Handel vorbereitet, schon gar nicht auf Lockdowns und das stark veränderte Einkaufsverhalten der Konsumenten. Diese bevorzugten das One-Stop-Shopping und kauften lieber Putz- Reinigungs- und Waschmittel als dekorative Kosmetik, Strumpfhosen und andere Hygieneartikel. Dennoch: Marktführer dm drogerie markt hat das Jahr 2020 gut überstanden, auch wenn sich viele Umsätze in den Lebensmittelhandel verlagert hatten. „Wir haben nun trotz „Delle“ 2020 die 1-Mrd- Umsatzgrenze geknackt“, so Thomas Köck, der nicht nur in der Geschäftsführung des Teilkonzern, sondern auch in jener von Österreich tätig ist. All die Maßnahmen, die dm in dieser herausfordernden Zeit getätigt hat, um für den Kunden auch aktuell attraktiv zu sein, werden dann in Zeiten nach der Krise besonders greifen. Dazu zählt eine große Menge an Einzelmaßnahmen, die in Summe eine zukunftsorientierte Gesamtstrategie ausmachen.
Hard Facts
Kurzum: Mit einem Plus von 2,4% steigt der Umsatz von dm Österreich auf knapp über eine Milliarde Euro im Geschäftsjahr 2020/21 (per 30.9.21). Inklusive der Verbundenen Ländern macht der Umsatz 3,2 Mrd. Euro aus und die gesamte Gruppe inklusive Deutschland erwirtschaftete einen Umsatz von 12,2 Mrd. Euro.
Die Anzahl der Filialen blieb in Österreich stabil (386), die Mitarbeiteranzahl ebenfalls. Allerdings legte die Kauffläche um 2,23 % zu (Ö: auf 176.199 m2) und entspricht somit dem Trend nach größeren Filialen.
Weiterhin hoch ist das Niveau der Investitionen, die in Logistik, IT und Läden flossen. Sie lagen bei 114 Mio. Euro und werden für das neue Geschäftsjahr auf 155 Mio. Euro aufgestockt (verbundene Länder). In Österreich alleine fließen 54 Mio. Euro vorrangig in die laufende Weiterentwicklung der dm typischen Einkaufsatmosphäre.
Seit einem halben Jahr ist auch das Management neu aufgestellt: man hat sich dazu entschlossen, auch jüngere Manager in Österreich ans Ruder zu lassen, bevor sie in die Management-Ebene des Teilkonzern aufsteigen. „Das ist eine Frage von Nachhaltigkeit im Management, um einerseits natürlich Abgänge wie Pensionierungen aufzufangen, andererseits Manager auszubilden und nicht zuletzt, um auch neue Erfahrungen in die Strategien mitaufzunehmen“, so Harald Bauer, Geschäftsführer Österreich und Teilkonzern. Er spricht aus Erfahrung, stammt er doch aus einer der Eigentümerfamilien und weiß, wie komplex es sein kann, ein Unternehmen in der Größe von dm zu führen. Die neue Struktur zeigt bereits ihre positiven Wirkungen auf die Dynamik im Unternehmen. Ein gutes Beispiel für die Stärke von dm drogerie markt ist der Umgang mit den Friseurinnen und Kosmetikerinnen aus den Studios, die es sehr schwer haben zur Zeit. Die Kunden bleiben bis zu 40% aus und die Frage, ob sie alle wieder zurückkehren kann man nicht beantworten. Im Sinne der Nachhaltigkeit lässt man die Mitarbeiter jedoch nicht hängen und steht als Unternehmen für die ein.
Online Shop
Im Onlinehandel setzt dm weiterhin auf eine umfassende Omnichannel-Retailing-Strategie, die digitale Services und stationäres Einkaufen eng ineinander verzahnt. In den letzten zwölf Monaten hat sich der österreichische Webshop dm.at mit einem hohen zweistelligen prozentualen Umsatzplus weiterhin überproportional entwickelt. Rund 1,8 Millionen Mal besuchen Kundinnen und Kunden pro Monat die Plattform, um sich über das Sortiment zu informieren und dann im Webshop oder im Laden zu kaufen. Eine neue App führt die Bedürfnisse im stationären Einkauf, die digitalen Serviceleistungen sowie das erfolgreiche Kundenverbindungsprogramm Payback noch enger zusammen. Von eiligen Shoppern sehr gut angenommen wird der im Herbst gestartete Service der Express-Abholung: Die über dm.at bestellten Produkte können bereits nach drei Stunden in der Wunschfiliale abgeholt und in nachhaltigen Mehrwegverpackungen mit nach Hause genommen werden.
Nachhaltigkeit ist alles
Wie bereits erwähnt sind die nachhaltigen Maßnahmen nicht nur vielfältig, sondern auch in allen Ebenen zu spüren. Einige sind hier erwähnt, zusammengefasst sind sie unter dem Überbegriff „project tomorrow“. Dabei geht es um transparentes Berichtswesen, Beschleunigung der Aktivitäten und einem Sichtbarmachen der jährlichen Erfolge:
- Energie-Audits im Zentrallager und auch in den Filialen (Licht, Strom, Temperatur,…)
- Verpackungsoptimierung bei inner-unternehmerischen Transporten
- Verpackungsoptimierung zum Konsumenten hin
- Nachfüllstationen
- Nachhaltige Produktalternativen (pro Climate, alverde, Denk Mit,…)
- Neue Eigenmarken mit nachhaltigen Impulsen (Ivorell Getränkemarke und legstra)
- Tragetaschen
- Soziales Engagement speziell zu 45 Jahren dm
- dm babybeihilfe
- Festessen für Obdachlose
- Giving Day statt Black Friday
- dm Arbeitgebermarke (Arbeit anders leben)
Hervorgehobene Themen
Einige wenige Projekte möchten wir hervorheben: Auf dem Weg vom Hersteller ins dm Verteilzentrum und anschließend in die dm Filialen wird Umverpackung benötigt. Um Verpackungsmüll bestmöglich zu vermeiden, setzt sich dm seit 2018 in einem Pilotprojekt der Prozessoptimierungs-Organisation GS1 Germany dafür ein, ein unternehmensübergreifendes, standardisiertes Mehrweg-Transportsystem zu entwickeln und so zur Reduktion von Sekundärverpackungsvolumina beitragen. In Österreich ist dm das Pilothandelsunternehmen.
Auch mit der österreichischen Post, dem Versandpartner im dm Online Shop, ist man sich in Fragen der Nachhaltigkeit grün: dm beteiligt sich an dem Projekt Greenpack, dem ersten großen Testlauf mit Mehrwegversandtaschen in Österreich. Vom 1. Februar bis zum 31. Juli 2022 bekommen Händler die Möglichkeit, die umweltfreundliche Verpackungslösung im eigenen Webshop zu testen und die Kundenzufriedenheit nach Ablauf der Testphase zu erheben. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt durch die FH Oberösterreich, sie wird die ökologischen und ökonomischen Effekte im Nachgang bewerten.
Pro Jahr fallen in Österreich eine Million Tonnen an Kunststoffabfällen an, ein Drittel davon sind Kunststoffverpackungen. Nur 25 % werden aktuell wiederverwertet. Denn allzu oft finden sich Kunststoffe im Restmüll und auch was ordnungsgemäß in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack entsorgt wird, landet zu einem großen Teil in der Verbrennung.
Wenn erdölbasierte Stoffe in Form von CO2 in der Atmosphäre „entsorgt“ werden, hat das aber nicht nur negative Folgen für das Klima, sondern führt auch dazu, dass für Kunststoffverpackungen immer wieder neues Plastik aus fossilen Rohstoffen benötigt wird. Bei der Erhöhung des Anteils an Recyclingmaterial in den Verpackungen der dm Marken stößt dm allerdings bereits an Grenzen, weil zu wenig Alt-Kunststoff am Markt verfügbar ist. In einem groß angelegten Pilotprojekt wird daher getestet, wie weit Kunden bereit sind, die in Umlauf gebrachten Produktverpackungen wieder bei dm abzugeben, damit sie dem Kreislaufprozess zugeführt werden können. „Ich nenne ein Beispiel“, so Harald Bauer, „schwarze Kunststoffflaschen lassen sich nicht oder nur sehr schwer recyceln, deshalb gehen wir mit gutem Beispiel voran und verbannen schwarzen Kunststoff aus dem Sortiment. Wenn ein Industriepartner das nicht schafft, üben wir schon Druck aus und zeigen, wie es gehen kann“, so Bauer.
Kritische Themen
Denn nicht nur bei den Nachhaltigkeitsstrategien und einer Vermeidung von „Greenwashing“-Kooperationen gehen die Salzburger streng mit den Partnern ins Gericht. Auch wenn es um Belieferungen geht. Als man merkte, dass in Engpass-Zeiten während Corona manch anderer Handelsteilnehmer beliefert wurde und man selbst nicht, stellte man schon die Frage der „Partnerschaftlichkeit“. „Auch wenn wir den besten Preis für den Konsumenten haben und Verträge mit der Industrie, muss es immer ein partnerschaftliches Verhältnis geben“, meint Harald Bauer.