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20. Empfang Lebensmittelindustrie

Die eigenen Stärken stärken

Die Lebensmittelindustrie blickte bei ihrem 20. Jahresempfang positiv in die Zukunft. Die schwierigen Bedingungen nehme man an und werde sie wie bereits in der Vergangenheit auch dieses Mal erfolgreich meistern.

Von Michaela Schellner

Die Bedingungen sind schwierig, die Herausforderungen groß – und dennoch war die Stimmung beim 20. Jahresempfang der Lebensmittelindustrie gut. Zurecht, denn die Branche habe sich „als Exportfaktor, Wirtschaftsmotor und Garant für Arbeitsplätze in unserem Land bewährt“, machte KR DI Johann Marihart im Zuge der Jubiläumsveranstaltung im festlichen Ambiente der Wiener Hofburg deutlich. Der Obmann des Fachverbands der Lebensmittelindustrie blickte mit den 300 Gästen aus Wirtschaft und Politik sowie Partnern der Lebensmittelmittelkette auf große Meilensteine zurück und unterstrich, dass die Branche multiple Krisen erfolgreich bewältigt habe und dass dies auch der Weg für die Zukunft sei, „selbst wenn die Zeiten bedrückend erscheinen.“ Marihart bezog sich damit auf die eingetrübten Wirtschaftsaussichten, die nach wie vor hohe Inflation, eine weiter rollende Bürokratiewelle und die – trotz Widerlegung des Vorwurf der „Gierflation“ durch die BWB – anhaltende Debatte rund um die Leistbarkeit von Lebensmitteln. „Gerade jetzt heißt es, auf unsere Stärken aufbauen und etwas bewegen. Als Exportbranche stehen wir für den europäischen Binnenmarkt und unterstützen eine klare Strategie – weg von der Überregulierung und hin zu mehr Wettbewerbsfähigkeit für den Standort“, so der Fachverband-Obmann.

Qualität und Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Auch Bundesminister Dr. Martin Kocher, der es trotz kurzer Verspätung noch rechtzeitig für seine Grußworte zum Empfang schaffte, rief dazu auf, „den Blick vor den Chancen, die es in der Lebensmittelindustrie gibt, nicht zu verbergen“, auch wenn die Herausforderungen mannigfaltig seien. Er führte die demografische Entwicklung ebenso ins Treffen wie die Themen Dekarbonisierung und Digitalisierung. Nichtsdestotrotz könne die Branche mit ihren rund 27.000 direkt Beschäftigten und 150.000 verbundenen Arbeitsplätzen sowie den beeindruckenden Exportzahlen beispielhaft vorangehen. Mit den Faktoren Qualität, Nachhaltigkeit und transparenter Produktion könne man sich nun auch international als Standort etablieren, gleichzeitig aber den Fokus auf das regionale Umfeld legen und die heimische Produktion stärken. Er betonte zudem, dass die reine Fokussierung auf den Preis von Lebensmitteln große Risiken mit sich bringe und problematisch sei. Viel wichtiger sei, auch über internationale Handelsabkommen Chancen im Export zu nutzen.

Ruf nach weniger Bürokratie

Davon, dass alles gut werde, war auch Keynote-Speaker Dr. Konrad Paul Liessmann überzeugt. In seinem Vortrag „Alles wird gut – Warum wir hoffen dürfen“ unterstrich er den Wert der Hoffnung für Innovationskraft und Produktivität: „Jede Form der Hoffnung ist eine Art und Weise, in die Zukunft zu denken. Denn hoffen lässt sich nur nach vorne“, so der renommierte Philosoph.

Den Abschluss des offiziellen Teils bildete eine Gesprächsrunde mit Mag. Wilhelm Molterer und Dr. Michael Blass, zwei Akteure des ersten Jahresempfangs im Juni 2002. Molterer war damals Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Blass Geschäftsführer des Fachverbands. Ebenfalls am Podium war die heutige Geschäftsführerin Mag. Katharina Koßdorff, die ebenfalls zuversichtlich in die Zukunft blickte. Bedeutendstes Thema der Branche sei derzeit jenes der Nachhaltigkeit, bei dem sie sich eine Eindämmung der Regulierungsflut etwa bei der Farm-to-Fork-Strategie im Rahmen des europäischen Green Deals wünscht. „Um die Zukunft positiv zu gestalten, brauchen wir leistbare Energie, weniger Bürokratie und freie Fahrt im Export“, so Koßdorff.