Convenience als Erfolgsrezept?
Im Zuge einer Studie der PLMA wurden die Märkte in Bezug auf Convenience Stores abgecheckt: Mehrere Einzelhändler wollen sich künftig stärker auf Convenience-Geschäfte (City-Stores oder Proximity-Geschäfte) konzentrieren. Convenience-Geschäfte sind besonders in Stadtzentren zu finden, haben aber mit der Ankunft von Städtern auf dem Land auch dort Fuß gefasst.
Aldi will beispielsweise mehr Aldi Local-Läden in Großbritannien eröffnen, insbesondere in London. Der Discounter ist auf der Suche nach Standorten von nur 460 m2 Größe.
In Belgien ging das Unternehmen mit seiner ersten Kompaktfiliale in Brüssel an den Start. Das Angebot ist laut Aldi fast dasselbe wie das der größeren Läden, lediglich die Gänge mussten an das Format angepasst und verkleinert werden. Die Preise bleiben unverändert.
Einer Studie von Aecoc in Spanien zufolge hat sich die Zahl der Convenience-Formate im Land erhöht. Der Einzelhändler Dia hat sich zum Ziel gesetzt, Marktführer bei Nachbarschaftsläden zu werden.
Asda will in Großbritannien in den kommenden vier Jahren 300 Convenience-Läden eröffnen. Das Format ist Teil der Wachstumsstrategie von Asda. Mit den neu eröffneten Geschäften sollen 10.000 Jobs geschaffen werden. Waitrose beabsichtigt, sein Netz aus Little Waitrose-Märkten auszubauen und damit seine Präsenz im Convenience-Segment zu stärken, die nach Ansicht des Händlers noch zu schwach ist. Unterdessen erweitert Sainsbury’s sein Format Sainsbury’s Local, das bereits mehr als 800 Geschäfte umfasst.
In Belgien zeigte das auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Datenunternehmen Locatus, dass Nachbarschaftsformate bei allen führenden Einzelhändlern auf dem Vormarsch sind. Sowohl die Zahl der Carrefour Express-Geschäfte als auch der Proxy Delhaize-Filialen und der Okay-Läden von Colruyt ist gestiegen.
Und Österreich?
7-eleven macht eine mediale Ansage
Viele Medien haben darüber berichtet, dass der ursprünglich in den USA entstandene und heute von asiatischen Eigentümern betriebene Convenience-Experte 7-Eleven Zentraleuropa mit seinen Convenience-Stores erobern will. Der Start soll in Deutschland sein und auch der österreichische Markt sei im Fokus. retailreport.at hat hinter das mächtig geschlagene Pfauenrad der Japaner geblickt und einige Marktteilnehmer, die von einem Markteintritt betroffen wären, befragt.
Warum es 7-Eleven in Österreich schwer haben würde
Zunächst: 7-Eleven bedeutet: sieben Tage jeweils 11 Stunden offen. Ursprünglich waren die Geschäfte von 6 Uhr bis 11 Uhr in der Nacht offen. Hier liegt schon der erste Stolperstein: wer die österreichischen Ladenöffnungsgesetze und ihre Hürden kennt, weiß, wie schwierig es ist Ausnahmen zu bekommen. Auch Tankstellen-Shops, die bei weitem längere Öffnungszeiten haben, haben hohe Auflagen. Da 7-Eleven aber eher als Solist und weniger als Tankstellen-Partner auftreten will, stehe mit Sicherheit eine große Diskussion mit Ämtern und auch Mitbewerbern bevor.
Apropos Mitbewerber: in Österreich gibt es eine Handvoll Lieferanten, die Tankstellen-Shops beliefern. Spar, Rewe, Unik und Kastner sind mit von der Partie. Sie würden sich mit Sicherheit nicht in den schwer umkämpften Markt (weil doch noch gute Spannen) pfuschen lassen. Da müssen wohl auch Asiaten früher aufstehen.
Und nicht zuletzt darf man noch immer nicht die Dichte an Lebensmittel-Geschäften in Österreich vergessen. Im ländlichen Bereich fehlen auch den Convenience-Stores die Umsätze und die Ballungszentren sind überfüllt. Ein Branche-Insider: „Wo wollen Sie denn bei der immer noch zunehmenden Dichte von LEH-Geschäften noch Geschäfte aufsperren, und was sollen die verkaufen, wenn es z.B. in Wien mehr Backfilialen gibt als kleine LEH-Geschäfte? Gehen Sie einmal durch den Hauptbahnhof und versuchen Sie 10 Meter ohne Essensangebot zu schaffen“. Ein weiterer Insider erklärt: „Flächen abseits von Tankstellen werden nicht leicht zu finden sein und das Tabakgeschäft, dass 7-Eleven zum Beispiel in USA machen, ist in Österreich schwierig, weil Quasi-Monopol.“ Also wird es zunächst beim prahlenden Pfauenrad bleiben und man wird sehen, was dem vermeintlich neuen Mitbewerber alles einfällt.
Gabriele Jiresch