Berglandmilch: „Runter vom Gas“
45-48% Aktionsanteil sind in der Weißen Palette Gang und gebe. Der Handel holt sich mit Aktionen die Konsumenten ins Geschäft und steigert die Frequenz. Im ersten Halbjahr ist die Aktionstätigkeit nochmals spürbar gestiegen und nun müsste man wieder „runter vom Gas“, so Berglandmilch Geschäftsführer DI Josef Braunshofer. „Der Plafond ist meines Erachtens erreicht, denn den Konsumenten wird das Gefühl vermittelt: Kauf‘ keinen Artikel kurant ein“. Aktionen sind ein wichtiges Tool, aber ab einer gewissen Intensität schadet man sich im Handel und in der Industrie selbst. „Es wäre schön, wenn wir uns wieder mehr auf die Werte konzentrieren würden“, so Braunshofer.
Es ist ja nicht nur die eigene Branche, die der Molkerei-Chef hier hinterfragt. Es geht auch um die Akzeptanz der Politik, die Lebensmittel in Österreich seiner Meinung nach nicht so schätzen, wie es wichtig wäre. „Lebensmittel in Österreich haben eine hohe Qualität und noch dazu erlebten Lebensmittel in Österreich eine geringere Teuerung als in vielen anderen europäischen Ländern. Ich fühle mich jedoch hier von der Politik nicht gut informiert“, sieht Braunshofer ein Ungleichgewicht.
„Man ist vorsichtiger geworden“
Im Zusammenhang mit der Teuerung steht auch eine verhaltene Entwicklung von Innovationen. Josef Braunshofer ist einer der ersten, der diese Aussage klipp und klar auf den Tisch legt. „Wobei man zunächst einmal feststellen muss, was eine echte Innovation ist und was eine Line Extension. Weiterentwicklungen von bestehenden Produkten haben wir so einige: Landfrisch und Bojar mit Sweet Chili; Kakao und Eiskaffee in der 750 ml-Giebelpackung, Lattella Wassermelone oder Streichgenuß mit Sonnenblumenöl. Es sind Produkte, die eine sehr gute Drehung haben. Aber bei echten Innovationen stellt man sich derzeit die Frage: ist das die richtige Zeit dafür? Geben die Konsumenten Geld aus? Was wollen die Verbraucher bei Lebensmittel wirklich? Wenn wir uns darauf die richtigen Antworten geben können, dann sind wir mit Innovationen wieder am richtigen Weg. Derzeit wird fast alles über den Preis gespielt“, erklärt Braunshofer.
Milch und Kuh als wichtiges Bindeglied
Grundlage der Produkte der Berglandmilch ist zu einem sehr großen Teil die Milch der Kühe. Wenn wir etwa Haferdrink herstellen, so stammt der Hafer von unseren Berglandmilch Bauern. Für alle eine Win-Win-Situation. Auch wenn sich das Konsumverhalten mancherorts verändert und in Richtung vegan geht – die Kuh hat für das landschaftliche Bild Mitteleuropas eine wesentliche Bedeutung. Wie schon am AMA-Forum gesagt: ohne Kuh würden wir mit unserem Grünland nichts anfangen können. „Ja, die Kuh muss natürlich ernährt werden und das passiert in Österreich zu einem überwiegenden Anteil mit Gras“, beschreibt Braunshofer die aktuelle Situation. Damit steht sie auch nicht in Konkurrenz zu Lebensmitteln der Menschen, wie etwa Schwein oder Huhn, die in letzter Konsequenz mit „Futter der Menschen“ ernährt werden. Füttert man eine Kuh mit dem, was sie normal bekommt, dann steht sie nicht in Konkurrenz zum Menschen. „Außer man strebt nach einer Turbo-Kuh, das kann nicht im Interesse der österreichischen Bauern liegen“, so Braunshofer. In Österreich ist die Landwirtschaft kleiner strukturiert und 70% der Landwirtschaft sind nutzbare Flächen, also Grünland.
Die Preisfrage
Und auch die österreichischen Milchpreise orientieren sich nach Angebot und Nachfrage. „Auch wenn wir Anfang 2023 ein all time high mit knapp 60 cent pro Kilo hatten, so sind wir aktuell knapp unter 50 cent. Nur: die Berglandmilch vollzog diese Preissenkung in kleinen Schritten“, so Braunshofer. In Deutschland als Vergleich wurden diese Schritte viel schneller und einschneidender vollzogen.
„Unsere Produkte wurden im Regal entsprechend billiger. Nur der Konsument greift aktuell vermehrt – wie eingangs erwähnt – zu Eigenmarken und Preiseinstiegsmarken. Bei Schärdinger ist man noch halbwegs gut im Rennen, da wir bis dato unsere Marktanteile halten konnten“, so Braunshofer.
Haltung bewahren
Abgesehen von der aktuellen Situation blickt man auch bei der Berglandmilch stark nach vorne. „Deshalb gefällt mir auch die AMA Marketing Kampagne „Haltung.at“ sehr gut, sie beschriebt genau das ‚missing link‘, das uns in der Milchproduktion noch fehlt: die Anbindehaltung muss im Sinne der Tiere weiterentwickelt werden, dann sind wir als Milchproduzenten unschlagbar“, so Braunshofer abschließend.