ARA: Role Model im Recycling
Und das ist nicht nur polemisch so gemeint – die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) ist seit nun mehr 30 Jahren am Markt und weist einen Marktanteil von mehr als 70% auf, wenn man alle Kategorien ihrer Tätigkeit zusammenfasst. Handel und Industrie vertrauen auf das Abfallmanagement und auf alle dazugehörigen Dienstleistungen: Bedarfsanalysen, Rechtsunterstützung, Mengenstromanalysen und auch Kostenanalysen, Logistik, um nur einige wenige der bürokratischen Themen zu erwähnen. ARA ist der Organisator der Sammlung, Sortierung und Verwertung von Verpackungsabfällen, Elektroaltgerägen und Batterien in Österreich und stets einen Schritt voraus. Erst jüngst hat man in eine Sortieranlage gemeinsam mit Bernegger in Ennshafen investiert. Denn „In Zukunft wird die Sortierung und Trennung von Rohstoffen immer wichtiger, um diese wieder zu verwenden“, so ARA Vorstand Harald Hauke.
Im ersten Quartal 2023 rangieren die Lizenzmengen quer über alle Branchen 5% unter dem Vorjahr. Erfolgreich entwickelt sich die Gelbe Tonne: seit 1.1.2023 wurde die Sammlung umgestellt, nun kommen in 4 Bundesländern alle Kunststoffe und Metalle in 1 gemeinsame Tonne. „Nun finden sich 17% mehr Kunststoffverpackungen in der gelben Tonne“, ist Hauke erfreut. „In den Bundesländern mit neuem Sammelsystem, nämlich Wien, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg, konnte die ARA ein deutliches Sammelplus in der Gelben Tonne verzeichnen“. Diese Zahlen zeigen, dass die Bevölkerung die wertvollen Sammlungen für eine weitere Wiederverwertung akzeptiert. In den Bundesländern Steiermark, Tirol, Vorarlberg und dem Burgenland folgt die Vereinheitlichung ab 1.1.2025.
„Wir brauchten einen kräftigen Anstieg der Sammlung, um die EU-Recyclingquote für Kunststoffverpackungen zu erfüllen“, so Hauke. Das Ziel ist bis 2030 zusätzliche 90.000 Tonnen zu recyceln,. „Wir erwarten für das Gesamtjahr eine Steigerung in ganz Österreich bei Kunststoffverpackungen von mindestens 10%“.
EU Vorgaben beflügeln die Branche
„Um die EU-Recyclingquoten zu erfüllen, lautet die einfache Rechnung 80x80x80. Wir müssen 80% aller Verpackungen sammeln, daraus 80% für das Recycling aussortieren und im Recycling selbst 80% Ausbeute erzielen. Damit können wir das Ziel der 50%-Recyclingquote erreichen. Aktuell stehen wir bei 58% Sammlung, 58% Sortierung und 78% Recyclingausbeute“, erklärt der Vorstand. Die Recyclingleistung muss in den nächsten zwei Jahren also verdoppelt werden.
Abgesehen von einzelnen Pionierprojekten wie die Sortieranlage in Ennshafen braucht es weiterhin gemeinsame Anstrengungen aus Wirtschaft, Politik und Bevölkerung. „Mit der neuen zentralen Stelle für Einwegpfand wollen und werden wir gerne kooperieren und an Ausschreibungen teilnehmen, die es hinsichtlich einer Abwicklung im Pfandbereich geben wird“, so Hauke. Denn wie bereits erwähnt ist die Erfahrung, die die ARA in Bezug auf Recycling hat, jahrzehntelang gewachsen und dementsprechend hoch. „Nicht nur mechanisches Recycling und Sortierung sind unsere Hauptthemen, wir interessieren uns auch für die Entwicklungen im Bereich des chemischen Recycling , erklärt Harald Hauke. Davon sind vor allem auch Lebensmittel-Verbundverpackungen betroffen.
ARA meldet Patent für Recycling von Rest-Kunststoffen an
Aber nicht jeder Kunststoff kann stofflich verwertet und dem mechanischen Recycling zugeführt werden. Aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzungen und Verschmutzungen sind viele Stoffe oder Verpackungen nicht recyclingfähig. Daher braucht es Alternativen für mechanisches Recycling. Mit starken Partnern arbeitet die ARA daran, auch im Bereich des chemischen Recyclings Lösungen anbieten zu können. Die meisten Mischkunststoff-Fraktionen (MKF) entsprechen allerdings auch nicht den Voraussetzungen für das chemische Recycling. Daher müssen MKF-Fraktionen mit Potenzial fürs chemische Recycling zusätzlich aufbereitet werden. Die ARA hat dazu eine Lösung entwickelt und ein Patent für eine Polyolefin- Aufbereitung (PO) für Sortierreste aus österreichischen Sortieranlagen angemeldet. Die Ausbringung und Qualität, die in diesem Prozess gewonnen werden kann, wurde fürs chemische Recycling positiv geprüft.
Und Neuheiten gibt es auch aus dem Textilen Bereich: Im Rahmen eines Pilotprojekts gemeinsam mit der Lenzing Gruppe, dem Wäschedienstleister Salesianer Miettex, dem schwedischen Zellstoffproduzenten Södra sowie der Caritas werden gebrauchte Haushalts- und Bekleidungstextilien gesammelt, daraus Zellstoff produziert und schließlich zu neuen Lyocell- und Viscosefasern verarbeitet. Ziel des Projektes ist es, in einem Jahr 100 Tonnen Baumwolltextilien zu recyclen. Denn: bis zum 1.1. 2025 müssen alle Textilprodukte in Österreich getrennt gesammelt werden.
Circular Design: ARA unterstützt
Eine ideale Kreislaufwirtschaft kann nur erreicht werden, wenn alle Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Am Beginn der Wertschöpfungskette steht das Verpackungsdesign. Dieses spielt eine wesentliche Rolle zur Erreichung der Sammel- und Recyclingziele der EU – wie sortenrein eine Verpackung re- cycelt und als Rezyklat verwertet werden kann, hängt vom Design ab.Die Recyclingfähigkeit einer Verpackung muss daher bereits bei der Produktentwicklung mitgedacht werden. Hier setzt die ARA mit „Design for Recycling“ an und berät Unternehmen bei der Planung ihrer Verpackungen. Bei „Design from Recycling“ wird ein möglichst hoher Anteil an Sekundärrohstoffen bei der Gestaltung von Verpackungen angestrebt. Um bei der Entwicklung von Verpackungen das Recycling bereits mitzudenken, unterstützt die ARA Unternehmen bei der Recyclingfähigkeitsbewertung. Dadurch werden Verpackungsdesigns optimiert, indem ökologische und wirtschaftliche Verbesserungspotenziale aufgezeigt werden.
Eine erste, überblicksmäßige Prüfung kann mit der Online Datenbank „Recycling Compass“ erfolgen. Die Ergebnisse in Clusterform weisen eine prozentuelle Bandbreite der Recyclingfähigkeit (z.B. 70-90 %) aus. Rund 450 Kunden und 1.800 Verpackungen wurden so unterstützt.
DigiCycle animiert zum Sammeln
Die ARA ist hinsichtlich der Motivation der Bevölkerung Verpackungsstoffe zu sammeln auf dem modernsten Stand. Die APP DigiCycle ist ein digitales Info- und Incentive Modell, um wertvolle Sekundärstoffe im Kreislauf zu halten und die Bevölkerung zum Sammeln zu animieren. „Das passiert eben nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit nützlichen Infos, spannenden Challenges und attraktiven Prämien“, so Hauke. 12 Partner aus der Wirtschaft und mehr als 10.000 Produkte sind erfasst, 1000 generische Abfallarten und mehr als 30.000 Sammelstellen integriert. Hier wird einem in der Sekunde klar: mit den richtigen Möglichkeiten und Motivationen ist Österreich auf einem sehr guten Weg der Steigerung der Recyclingmengen, um die Umwelt zu schützen.