Direkt zum Inhalt
Zoll - das Thema aus USA

Zoll, Zölle, am Zöllsten

Manche Wortkreationen bringen es unverblümt auf den Punkt: das Thema „Zoll“ ist in aller Munde und blüht zur „negativen“ Superlative auf.

Die angekündigten neuen Zoll-Vorhaben der US-Regierung um Präsident Donald Trump standen schon vor der Wahl im Raum. Nun sind sie Realität uns lassen viele Industriezweige kurzzeitig nach Luft schnappen – mancherorts herrscht Ratlosigkeit, vor allem dort, wo die USA zu den wichtigsten Exportländern zählt. Wieder trifft es mehrheitlich die kleinen österreichischen Unternehmen, wie etwa Weingüter. Die Erinnerungen an die schrecklichen Jahre des Weinskandals 1986 kommen unwillkürlich hoch. Aber auch die Autozulieferindustrie ist schwer getroffen, ebenso wie zahlreiche Hersteller hochwertiger österreichischer Lebensmittel. Das, was man sich über Jahre hinweg aufgebaut hat, ist mit einem Schlag vernichtet, denn bei Zöllen auf europäische Importe von 20% muss man schon sehr treue und reiche us-amerikanische Kunden haben, die für die rot-weiß-roten Produkte so tief in die Tasche greifen.

Aktuell verschlägt es vielen Unternehmen die Sprache. Da helfen keine Exportförderungen mehr und Gewinner gibt es auf beiden Seiten nicht – weder in den USA noch in Europa. Denn die us-amerikanische Wirtschaft wird ebenso unter den hoch verzollten Rohstoffen aus Europa leiden wie umgekehrt (detaillierte Infos finden Sie hier)

So manche heimische Hersteller haben die Entwicklungen kommen sehen. Der steirische Schokolade-Produzent Josef Zotter meinte in einem Interview mit einer Tageszeitung: "Seit Trump gewählt ist, haben wir an den Schrauben gedreht. Natürlich sind das Umsatzverluste für uns, aber wir fahren jetzt unser Geschäft in den USA zurück."
"Solche Handelseinschränkungen schaden der (Land-)Wirtschaft auf beiden Seiten. Daher fordern wir die EU-Kommission dringend auf, Gespräche mit der US-Regierung zu suchen, um gemeinsame Lösungen zu finden und eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern. Gelingt das nicht, wird Europa wohl selbst nicht umhinkommen, seine Wirtschaft gezielt zu schützen", hebt Moosbrugger hervor. "Der außenpolitische Schwenk der USA ist weder mit den WTO-Prinzipien, noch mit dem bis dato liberalen geopolitischen Ansatz erklär- und vereinbar", so der Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. Ob sich Donald Trump so einfach überzeugen lässt und ob ihn WTO-Prinzipien in irgendeiner Art tangieren, das sei dahingestellt.

Fakt ist: Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das zehntwichtigste Exportland Österreichs im Agrar- und Lebensmittelbereich. Waren im Wert von 272 Mio. Euro gingen laut Statistik Austria zuletzt – von Jänner bis September 2024 – in die USA. Das entspricht 2% aller Ausfuhren im Rahmen der Zollkapitel 1-24, die einen Gesamtwert von 12,65 Mrd. Euro hatten. Der Anteil der Agrarexporte (K1-24) an den Gesamtexporten Österreichs (K01-97) umfasst 8,8%.

Die Hoffnung, dass Donald Trump das eigene Land mehr beschädigt als andere Länder, die besteht bis zuletzt. Leider wird man abwarten müssen, was die nächsten Wochen bringen, aber eines ist auch klar: MAGA kann auch gut zu MEUGA werden. Wir Europäer müssen nur das Selbstbewusstsein aufbringen, hier entgegenzuhalten.

Abschließend ist in diesem Zusammenhang grotesk, dass es in Europa noch immer eine 150 Euro Zollfreigrenze gibt. Hier herrscht massives Ungleichgewicht. Vor allem der Handelsverband fordert die die EU-Kommission inständig auf, die Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze voranzutreiben. Diese Freigrenze ermöglicht es derzeit, Waren bis zu einem Wert von 150 Euro zollfrei zu importieren, was insbesondere asiatische Onlinehändler bevorteilt und den heimischen Handel benachteiligt.

Kategorien

Tags

geschrieben am

03.04.2025