Woolworth Favoriten: mehr als eine Eröffnung
Ende November 2023 kehrte der Nonfood-Discounter Woolworth nach fast 15 Jahren auf den österreichischen Markt zurück und eröffnete vergangene Woche die 10. Filiale in Österreich – im Herzen von Favoriten. Für Wien ist diese die zweite Filiale nach der Lugner City (600 m2), aber eine Filiale, die der DNA von Woolworth so richtig entspricht: große Verkaufsfläche, großes Sortiment – bespielt nach allen Möglichkeiten und Regeln des deutschen Discounters. Woolworth zeigt in Favoriten mit einem Schlag, was in Österreich noch möglich ist, und legt für Marktbegleiter die Latte hoch. Man fischt im Teich von Action, Tedi, Kik, NKD oder Takko und die Köder der Angelrute sind gut bestückt. Das zeigen auch die Ergebnisse aus den letzten Monaten, die die Erwartungen in Bezug auf Umsatz und Kundenzahl übertreffen. Man liegt an allen Standorten über Plan.
Grundsätzlich eröffnet Woolworth in allen Handelslagen: EKZ, FMZ, Innenstadt und Einkaufsstraße, die Eröffnungen sind paritätisch aufgeteilt. Der Discounter performt auch in allen Lagen, denn man weiß, dass jeder Ort typische Kundschaften aht und stellt sich daruf ein. Alleine in Berlin gibt es 38 Woolworth-Filialen.
Expansion geht rasant voran
Ivana Jezidzic begleitete den Marktstart als Head of Sales und übernahm ab 1. Februar die Geschäftsführung der Woolworth Österreich, Nina Sichtermann ist für den internationalen Markt als Chief HR und International Operations Officer zuständig. Roland Rissel verantwortet die internationale Kommunikation. Dass die Manager-Ebene bei der Eröffnung in Favoriten zugegen war, zeigt schon die Bedeutung des österreichischen Marktes für Woolworth. Aktuell firmieren 10 Filialen unter der Woolworth-Flagge in Österreich. Bis Ende des Jahres kommen fünf weitere in Wien dazu und 15 sollen es in ganz Österreich werden. Das Geschäftsjahr erstreckt sich von Mai bis April und innerhalb des aktuellen Geschäftsjahres lautet der Plan 30 neue Filialen in Österreich. In Deutschland ist Woolworth mit der Eröffnung von 100 Filialen pro Jahr sehr aktiv und in Polen, wo der Discounter ebenfalls aktiv ist, stockt man zu den 30 bestehenden noch 40 Märkte dazu auf.
Die durchschnittliche Filialgröße rangiert zwischen 1000 und 2000 m2. Die Artikelanzahl liegt bei etwa 10.000 Stück. Die neue Wiener Filiale breitet sich über 1500 m2 aus. Pro Filiale sind etwa 15 Mitarbeiter im Einsatz.
Bedeutung für den österreichischen Markt
Nachdem Diskonter (Food und Non Food) in Österreich in den letzten Jahren die Diskont-Anmutung immer mehr abgestreift haben, hat man sich in der Branche oft die Frage gestellt, ob wieder Platz und Raum für einen Hard Diskonter in Österreich wäre. Die österreichische Antwort: JEIN und zwar „Woolworth“. Denn zum einen sind die Preise des Diskonters im Vergleich zu anderen Händlern sehr attraktiv, zum anderen ist der Auftritt in keiner Weise billig oder ramschig. Woolworth – wie auch manche Non Food Marktteilnehmer wissen, dass der Verbraucher nicht mehr zu den alten Zeiten eines einfachen Diskonters zurückkehren würde.
Und gerade die Wirtschaftskrise, die vielen Händlern das Leben schwer macht, bringt für Woolworth die erhofften Frequenzen und Umsätze. Jeder und jede findet in einem Woolworth-Store ein Schnäppchen.
Dem deutschen Discounter kam auch zugute, dass PepCo in Österreich die Filialen schloss. Somit konnte man bei der Expansion einzelne PepCo-Flächen übernehmen, die in der Anordnung und Art schon in Richtung Woolworth gingen. Auch den ehemaligen PepCo-Mitarbeitern hatte man angeboten bei Woolworth neu einzusteigen und viele haben dies angenommen – eine Win-Win-Situation für den Arbeitsmarkt und das Unternehmen.
Auch die Ladenbauer, die für Woolworth im Einsatz sind, stellen sich auf den österreichischen Markt ein: Österreichtypische Wörter wie Kassa (statt Kasse) oder Kabine (statt Umkleide) sind selbstverständlich ins Ladenbild integriert; wo es möglich ist, findet man auch österreichische Hersteller in den Regalen und die Werbemaßnahmen sind der Landessprache angepasst.
Die Geheimnisse des Erfolges
Dass die Margen im Handel nicht die höchsten aller Wirtschaftszweige sind, ist bekannt. Umso mehr ist es Pflicht und Kür sich auf seinen USP zu konzentrieren. Bei Woolworth heißt das eine klare Preisstruktur, die von kleinteiligen Cent-Preisen absieht. Die letzte Zahl hinter dem Komma lautet nahezu ausnahmslos 0. Mit diesen sogenannten „geraden Preislagen“ macht man dem Kunden das Rechnen auch leichter und er kann sich besser orientieren. Die Orientierung wird auch durch die Größe der Preisschilder unterstützt – auch ohne Brille ist das Erkennen definitiv kein Problem.
Der Anteil zwischen Textil und Non Food ist 50:50, wobei bei Textil die Damenoberbekleidung mit rund 15% führend ist und bei Non Food die stärksten Bereiche mit je etwa 15% Haushalts-Artikel, Dekoration, Heimwerken und Batterien & Co sind.
Ein wesentlicher Punkt, der dem Unternehmen Kosten erspart und auch in den Bereich Nachhaltigkeit einzahlt ist die tatsche, dass keine Ware zurück ins Lager geht. Alles muss raus, egal wann. So kann es im skurrilen Fall auch vorkommen, dass man zu Weihnachten in einer Schnäppchen Ecke einen Osterhasen um 5 Cent findet. Rabatte gibt es zu bestimmten Zeiten, wie Sommer-Schluss-Verkauf oder in einzelnen Warengruppen.
Das Sourcing wurde überarbeitet
In Bezug auf Beschaffung arbeitet Woolworth mit Handelsagenturen im asiatischen Raum, die sich um alle Rahmenbedingungen ganz genau kümmern. Was möglich ist, wird auch in Europa hergestellt.
Das neue Lieferkettengesetz hat auch Woolworth zum Handeln gezwungen und man ist froh darüber. Denn somit hat man sich exakt alle Lieferanten mit der Lupe angesehen. Von etwa 1300/1400 Lieferanten weltweit sind 1000 übergeblieben, die alle Anforderungen an faire Arbeits- und Lieferbedingungen erfüllen. Hier hat sich die Spreu vom Weizen getrennt. 90% der Ware geht über eigene Marken und deshalb muss man umso genauer hinsehen, dass im Entstehungsland alles passt. Die Lieferanten müssen einen „Code of Conduct“ unterzeichnen, um die Qualität sicherzustellen.
Die Geschichte war ein Auf und Ab
Dass Woolworth heute so erfolgreich ist, ist das Ergebnis harter Arbeit. 1879 hat Frank Woolworth in us Amerika seinen ersten Markt eröffnet, so wie wir heute Handel kennen: als SB-Laden. Und er hielt sich schon damals an das Prinzip 5 und 10 us Cents. Deshalb nannte man seine Stores Five & Dimes-Stores.1927 expandierte Woolworth nach Deutschland. Diese erste Filiale in Bremen gibt es heute noch. In den 70er Jahren war der Höhepunkt erreicht, dann ging es bergab bis zu einem Management Buy Out 1998. Doch auch diese Phase dauerte nicht lange.
Den Wiederaufbau und Erfolg erlebte die Kette mit der Übernahme der aktuellen Eigentümer, die wirklich alles auf neue Beine stellen und kein Mosaik-Steinchen unberührt ließen. Der Turnaround kam 2013/14 und seither zählt Woolworth zu den aufstrebenden Händlern auf den europäischen Märkten.