Direkt zum Inhalt
WKÖ Bundessparte Handel präsentiert die Ergebnisse 2024: Mag. Iris Thalbauer, Geschäftsführerin; Dr. Rainer Trefelik, Obmann; Mag. Peter Voithofer, Handelsforscher

Handel 2024: Heterogenität deutlich erkennbar

Prinzipiell herrscht ein leichter Optimismus im Handel, doch nicht alle Branchen sind gleich zu beurteilen. Das macht es für eine Gesamtaussage in Richtung Zukunft ein Stück weit schwieriger.

Die Bundessparte Handel in der WKO präsentierte die Ergebnisse des Handels im Jahr 2024. Spartenobmann Rainer Trefelik, Sparten Geschäftsführerin Iris Thalbauer und Wirtschaft- und Handelsforscher Peter Voithofer (Institut für Österreichs Wirtschaft) sind sich einig: Im Handel ist man nach drei mageren Jahren vorsichtig optimistisch, doch die Ertragslage lässt zu wünschen übrig. Prinzipiell gibt es zu den Ergebnissen drei wichtige Fakten zu erkennen:

  1. die Inflation geht zwar zurück, sie liegt aber immer noch über dem EU-Durchschnitt
  2. der Handel verzeichnet im dritten Jahr in Folge reale Umsatzrückgänge
  3. die Beschäftigung im Handel ist rückläufig und es gibt mehr Arbeitslose bei weniger offenen Stellen

Ein Gesamtüberblick

Die Umsätze des österreichischen Handels 2024 sanken nominell um -1,0 % bzw. um etwa -3,1 Milliarden Euro auf in Summe rund 307,4 Milliarden Euro (netto). Unter Berücksichtigung der geringen Preissteigerungen bedeutet das real einen Rückgang des Absatzvolumens um -1,6 % gegenüber 2023. Damit weist der Handel – nach real -1,1 % im Jahr 2022 und -3,6 % im Jahr 2023 – das dritte Jahr in Folge ein reales Konjunkturminus auf.
Hauptverantwortlich dafür war der Großhandel, der real einen Rückgang von -3,4 % verzeichnete. „Die Konjunkturverläufe der einzelnen Handelssektoren waren sehr unterschiedlich. Während der Großhandel einen weiteren Umsatzeinbruch erlitt, gab es im Einzelhandel und in der Kfz-Wirtschaft Zuwächse von real +0,5 % bz. +0,6 %“, erläutert Handelsforscher Peter Voithofer.
Sowohl der Lebensmittelhandel als auch den Non-Food-Bereich bilanzierten im Gesamtjahr leicht positiv: der 
Lebensmittelhandel verzeichnet das höchste nominelle Umsatzplus (4,3%) - vor Drogerien (4,0%). 

Handel im Detail

Innerhalb des Einzelhandels gab es ebenfalls eine unterschiedliche Entwicklung: Während Elektrohandel (+2,4 %), Onlinehandel (+2,4 %), Bekleidungshandel (+2,1 %), Bau- und Heimwerkerbedarf (+1,9 %), Lebensmittel- (+1,7 %) und Blumenhandel (+0,9 %) ein reales Umsatzplus erwirtschaften konnten, verzeichneten Bücher- und Zeitschriftenhandel (-11,5 %), Möbelhandel (-9,5 %) sowie Schmuckhandel (-5,3 %) starke Rückgänge. Aber auch Schuh-, Sport- und Spielwarenhandel sowie Apotheken und Drogerien waren real im Minus.

Die Zahl der Beschäftigten im heimischen Handel ging 2024 um -0,8 % oder knapp 4.500 Personen auf 567.835 zurück. Die Zahl der Arbeitslosen im Handel steigt, jene der offenen Stellen ist rückläufig. Lediglich in der Kfz-Wirtschaft gab es einen leichten Zuwachs an Beschäftigten.

Die traurige Gewissheit: die Zahl der Insolvenzen im Handel stieg 2024 auf Rekordniveau. Es gab 17,7% mehr Insolvenzen als 2023 und 23,4% mehr Insolvenzen als 2019.

Kernproblem: Rentabilität

Perlenreihe Band 1: Umsatz ist nicht Gewinn. Deshalb sagen steigende Umsätze nicht immer etwas über die Ergebnisse eines Unternehmens aus. Hier hat der Handel ein Problem, das sich quer durch alle Branchen zieht: sinkende Rentabilität. "Selbst dort, wo die Umsätze endlich wieder steigen, sagt das noch nichts über die Ertragslage aus. Diese entwickelt sich in den meisten Handelsbetrieben aufgrund der gestiegenen Kosten alles andere als erfreulich“, bringt es Handelsobmann Trefelik auf den Punkt.

Ausblick auf 2025

 

„Was der Handel daher gar nicht brauchen kann, ist ein weiteres Jahr der Rezession. Angesichts der Prognosen der Wirtschaftsforscher und dem zumindest zaghaften Anspringen der Einzelhandelskonjunktur blicken wir aber vorsichtig positiv auf 2025“, gibt Peter Voithofer einen ersten Ausblick auf das aktuelle Jahr. Wenngleich dies aufgrund der notwendigen Budgetsanierung mit großen Unsicherheiten behaftet sei.

Für Iris Thalbauer ist es angesichts dessen von Vorteil, „wenn man auf innovative Geschäftsmodelle, einen besonderen USP und auch auf das Geschäftserlebnis setzt“. Aber fest stehe auch: „Wir werden zusätzlich Maßnahmen brauchen, die die Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Handels stärken. Ganz wichtig ist dabei eine Vereinfachung und Entbürokratisierung der Regulatorik im Rahmen des Green Deals. Denn aktuell bedeuten die geplante Entwaldungsverordnung, die Taxonomieverordnung, das Lieferkettengesetz oder auch die Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung enorme bürokratische Hürden für die Händlerinnen und Händler“, so Thalbauer. Eine „rigorose Entrümpelung“ dieser Vorgaben, vor allem, was die Nachweis- und Berichtspflicht betrifft, gilt als eine zentrale Forderung der Bundessparte.

Kategorien

Tags

geschrieben am

21.02.2025