Direkt zum Inhalt
Podobrin_DietrichHuebner_Nagele_Meierschitz_Persigehl

„Wir sind First Mover im LEH“

Das betonte Tanja Dietrich-Hübner, Bereichsleiterin Nachhaltigkeit der Rewe Group in Österreich, im Zuge einer Veranstaltung für Mitarbeitende und Journalisten zu ebendiesem Thema. Gefeiert wurde die Veröffentlichung des Nachhaltigkeitsberichts 2022; darüber hinaus präsentierten Billa, Penny und Bipa ihre Engagements.

Es war ein faktenreicher Nachmittag, den die Rewe Group in Österreich ganz dem Thema Nachhaltigkeit widmete. Einerseits sollte er zur Information der eigenen Mitarbeiter über bisher Erreichtes dienen, andererseits wollte man sich mit einer kleinen Feier auch bei ebendiesen für deren Engagement bedanken. Denn, so betonte Robert Nagele, Billa-Vorstand für das Ressort Immobilien und seit Februar auch für den Bereich Nachhaltigkeit verantwortlich: „Diese Erfolge sind eine Teamleistung“. Das gelte auch für den 109-Seiten starken Nachhaltigkeitsbericht 2022, der kürzlich veröffentlicht wurde und in dem die Highlights und Herausforderungen in den vier definierten Nachhaltigkeitssäulen der Rewe Group beleuchtet werden. Diese sind: Grüne Produkte, Energie, Klima und Umwelt, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und Gesellschaftliches Engagement.

Seinen Dank richtete Nagele stellvertretend für alle an Tanja Dietrich-Hübner, die den Bereich Nachhaltigkeit in den vergangenen 13 Jahren aufgebaut sowie geprägt hat und die auch als Moderatorin durch den Nachmittag führte. Dietrich-Hübner: „Das Thema Nachhaltigkeit ist ein vielfältiges, dem wir uns schon seit Jahren intensiv widmen. Wir können uns in diesem Bereich getrost als First Mover bezeichnen, waren wir doch das erste Unternehmen im Lebensmitteleinzelhandel, das bereits 2009 einen ersten Bericht zum Thema veröffentlicht hat“, so die Bereichsleiterin stolz. Mit 1. Jänner 2024 tritt übrigens Andreas Streit in Dietrich-Hübners Fußstapfen, wie retailreport.at bereits berichtet hat.

Zahlreiche Initiativen in Umsetzung

Billa-Vorstand Nagele bekam auf der Bühne jedenfalls Verstärkung von Penny-Geschäftsführer Mike Podobrin und Bipa-Geschäftsführer Andreas Persigehl, die aktuelle Einblicke in ihre Geschäftsbereiche gewährten. Ausgewählte Fakten im Detail:

Billa

  • Grüne Märkte stehen ganz oben auf der Billa-Agenda. So werden bis 2024 insgesamt 40 Standorte nach dem Greenpass-Standard für klimaschonende Bauweise zertifiziert. Zum Einsatz kommen u.a. ausschließlich umweltfreundliche Kältemittel sowie energiesparende LED-Beleuchtung. Außerdem werden Parkflächen begrünt und Blühwiesen errichtet.
  • Ein großer Fokus liegt weiters auf dem Bereich erneuerbare Energie, der wesentlich zum Ziel eines klimaneutralen Betriebs bis zum Jahr 2040 beitragen soll. Seit 2008 kommt in allen Billa Märkten, Lager und Büros zu 100 Prozent zertifizierter Grünstrom aus erneuerbaren Quellen wie Windenergie, Wasserkraft und Photovoltaik zum Einsatz. In ganz Österreich wurden auf den Standorten bereits rund 130 PV-Anlagen installiert. Weitere 23 Anlagen stehen kurz vor Inbetriebnahme.
  • An bereits 224 Ladepunkten (zum Teil mit Schnellladefunktion) können Kunden ihre E-Fahrzeuge auftanken
  • Im ersten Halbjahr 2023 konnten durch das Angebot von verbilligten Obst- und Gemüsesackerln 1.279 Tonnen Obst & Gemüse vor dem Verderb gerettet werden. Lobend hervorgehoben wird auch die Kooperation mit Too Good To Go.
  • Im Rahmen der Initiative Blühendes Österreich wurden seit 2015 österreichweit 230 Naturschutzprojekte umgesetzt und 1.060 Hektar gefährdete Biotop-Flächen langfristig gesichert.
  • Bei Billa Pflanzilla werden über 2.500 rein pflanzliche Produkte angeboten.
  • In den Frischfleischtheken findet sich ausschließlich Rind-, Schwein- und Hühnerfleisch aus 100 Prozent Tierwohl-Haltung. Darüber hinaus gibt es unter Ja! Natürlich ein vielfältiges Angebot rund um höchste Bio-Qualität aus Österreich
  • Das Billa-Sortiment umfasst 28.000 regionale bzw. lokale Produkte von 2.800 Produzenten.
  • Durch Unternehmens- und Kundenspenden konnten 2022 über 1,1 Millionen Euro für Menschen in Not zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich 27 Millionen Euro in Form von Lebensmittelspenden.

 

Penny

Der Lebensmitteldiskonter richtet sein Tun konsequent nach den Unternehmenswerten nah, einfach und verantwortungsvoll aus. Podobrin erklärt: „Was wir tun folgt einem Plan. Wir meinen es ernst und werden das auch in Zukunft noch stärker leben.“

  • Das Sortiment der Eigenmarke „Ich bin Österreich“ umfasst mittlerweile 350 Produkte. Vorgabe für das Label ist: Mindestens 98 Prozent Wertschöpfung in Österreich. Gesetzt wird auf Umweltschutz durch kurze Transportwege und die Stärkung der heimischen Landwirtschaft. Der Umsatzanteil dieser Artikel hat bereits die 20 Prozent-Marke geknackt.
  • Die Eigenmarke „Echt Bio!“ führt rund 140 Produkte aus 100 Prozent biologischer Landwirtschaft und bietet Bioqualität zu günstigen Preisen. Es kommen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemittel zum Einsatz. Zudem konnten durch nachhaltigere Verpackungen bei Obst und Gemüse bisher rund 130 Tonnen Plastik eingespart werden.
  • Mit der neuen Eigenmarke „Food For Future“ bedient man die Fans pflanzlicher Kost. Das Sortiment umfasst 33 Produkte. Die entstehenden, aber vergleichsweise geringeren CO2-Emissionen gleicht man durch die Förderung von Klimaschutzprojekten in Österreich, Brasilien und Kolumbien aus.
  • Seiner Verantwortung für Mensch und Natur wird Penny beispielsweise durch eine Kooperation mit dem Mineralwasserhersteller Waldquelle gerecht. Im Zuge des Projekts Stöpselwald werden Getränkeverschlüsse von PET-Flaschen gesammelt. Der Rohstoff wird aufbereitet und für die Wiederverwendung vorbereitet. Mit dem Reinerlös des verkauften Rohstoffs werden Bäume in Österreich gepflanzt.
  • Seit 2011 unterstützt Penny das Österreichische Rote Kreuz. Alleine im Vorjahr wurden für den Penny Familienhilfsfonds rd. 150.000 Euro zur Verfügung gestellt. Seit 2011 sind es über 2 Millionen Euro.
  • Im Rahmen der Artenschutz-Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn (seit März 2023) sollen bedrohte heimische Tiere wie etwa der Waldrapp vor dem Aussterben gerettet werden.  

 

Bipa

Für den Drogeriefachhändler Bipa, der sich nach einigen Tiefs in der Vergangenheit nun wieder sehr erfreulich entwickelt, zieht Geschäftsführer Andreas Persigehl Bilanz. Er betont: „Das Schöne als Händler ist, dass wir handeln und etwas voranbringen können.“ Längst entstünden die besten Ideen nicht mehr ausschließlich in der Chefetage, betonte auch er wie Nagele die Gemeinschaftsleistung der Rewe-Mitarbeiter. Bipa-Meilensteine sind:

  • 1.600 grüne Produkte im Sortiment. Als grüne Produkte werden nur Artikel ausgewiesen, die mindestens ein Gütesiegel tragen, das von Greenpeace als vertrauenswürdig bewertet wurde.
  • Mit der grünen Eigenmarke bi good sieht sich Bipa als Vorreiter seit dem Jahr 2014. Heute umfasst das Sortiment 190 Artikel im Bereich Naturkosmetik, Waschen, Putzen, Reinigen und Pflegeprodukte. Großes Potenzial sieht man hier bei festen Produkten und Nachfüllungen, da diese Vorteile bei Verpackung (Vermeidung), Logistik, Energie- und Wasserverbrauch brächten.
  • Durch eine nachhaltige Bauweise der Filialen (Luftwärmepumpe, PV-Anlagen, LED-Beleuchtung u.v.m) – mit 570 Standorten ist man laut Persigehl Österreichs größter DFH-Händler – konnte seit 2019 eine Stromeinsparung von 5,4 Prozent erzielt werden.
  • Es wurden Kosmetik- und Hygieneartikeln in Höhe von 1.130.000 Euro gespendet.
  • Spende von Bipa-Gutscheinkarten im Wert von 60.000 Euro für die Caritas Mutter-Kind Häuser; durch die Aktion Aufrunder und die Kooperation mit Procter & Gamble konnten hier weitere 100.000 Euro lukriert werden.
  • Im Zuge des Pilotprojekts „Rote Box“ wurden 176.000 Periodenartikel kostenfrei abgegeben

 

Mahnende Worte an die Politik

Per Videobotschaft meldete sich weiters Billa-Vorstand Erich Szuchy, verantwortlich für das Ressort Category Management/Einkauf, zu Wort. Er teilte seine persönlichen Gedanken zum Thema und schwor Mitarbeiter sowie den Vorstand auf kommende Herausforderungen ein. An die Politik „die sich immer stärker aus der Pflicht nimmt und die Verantwortung auf die Wirtschaft abwälzt“, richtete er mahnende Worte. Den Unmut über das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das so „komplex sei, wie sein Name“ und die Vorverurteilung des LEHs als Inflationstreiber konnte er nicht verbergen. Auch wenn schon viel erreicht worden sei, sei der Weg aufgrund der komplexen Regulatorien also auch in Zukunft kein leichter. „Es gibt noch viele Bereiche, wo wir aufholen müssen. Dazu zählen auch nachhaltige Verpackungen, wo wir stark gefordert sind“, so Szuchy.

Alle Anwesenden für das weitreichende Thema zu sensibilisieren, gab Gudrun Meierschitz, Vorständin von der Acredia Versicherung als Zielsetzung für ihre Keynote aus. Wer sich nicht schleunigst mit ESG (englisch für Ökologie, Soziales und Unternehmensführung) auseinandersetze, der laufe Gefahr an Finanzkraft und auch Reputation einzubüßen. In den nächsten zwei bis drei Jahren seien 2.500 Unternehmen zu einer nichtfinanziellen Berichterstattung verpflichtet. „Die Zeit zu handeln ist jetzt“, macht Meierschitz deutlich. Die Ökonomin und Risikoexpertin lobte mit Blick von außen den Status Quo, den die Rewe Group in Österreich bisher erreicht hat. „Wer vorausgeht, der hat auch die Chance andere mitzunehmen“, hielt sie fest und untermauerte einmal mehr: „Das ist wichtig, denn die Klimakrise wird nicht weggehen, nur weil wir sie wegignorieren.“

Bericht: Michaela Schellner

Kategorien

geschrieben am

13.08.2023