Wein in der PET-Flasche
Von Michaela Schellner
„Wir haben nicht nur christliche Preise, sondern auch christliche Ideen“, betont Herbert Toifl anlässlich der Präsentation der jüngsten Innovation der Weinkellerei Wegenstein gut gelaunt. Der Geschäftsführer des Rewe-eigenen Produktionsbetriebs präsentierte gestern Abend in der Weinbar des Billa Corso am Kärntner Ring in Wien gemeinsam mit Kooperationspartner Alpla erstmals am österreichischen Markt einen seiner Weine in der PET-Flasche. Gestartet wird mit der Sorte „Heuriger 2023“ – bei entsprechender Kundenakzeptanz plane man eine Ausweitung auf andere Varianten.
Weniger Gewicht, niedriger CO2-Ausstoß
Der Vorteil: Die Leichtflasche wiegt nur 50 Gramm, ist unzerbrechlich und hat im Falle einer Wiederverwertung einen um 50 Prozent niedrigeren CO2-Ausstoß als die vergleichbare Glasvariante. Zudem „gibt es keine Abstriche – weder bei der Qualität des Weines noch bei der Optik und die Flasche entspricht auch den lagerungsspezifischen Anforderungen für Weinbehältnisse“, unterstreicht Toifl weiter. Mit der Innovation verstehe man sich als Vordenker in Sachen Umweltschutz und wolle eine Alternative zu Glas bringen, dessen Produktion, Wiederverwertung und Transport in der Weinherstellung den größten Anteil am CO2-Fußabdruck verursache. Christoph Fingerlos, zuständiger Qualitätsmanager bei der Weinkellerei Wegenstein, konkretisiert die Zahlen: „Jede einzelne unserer PET-Weinflaschen ist um 330 Gramm leichter als die gleichwertige 0,75-Liter-Glasflasche.“ Das führe zu rund zwei Kilo weniger Gewicht bei einer gängigen 6er-Verpackung und spare Transportkosten. Zudem sei der CO2-Fußabdruck im Vergleich zu einer Einweg-Glasflasche mit gleicher Füllmenge um 171 Gramm CO2 niedriger, was einer Reduktion von 38 Prozent entspricht. Kommen wiederverwertbare PET-Flaschen zum Einsatz, klettert das Einsparungspotenzial auf 50 Prozent.
Zwei Jahres-Projekt
Zwei Jahre haben Alpla und Wegenstein an der Innovation getüftelt und zusammen rund 250.000 Euro investiert, wie Toifl und Alpla-Verkaufsdirektor Werner Rosenberger auf Nachfrage von retailreport.at sagen. Die Idee entstand 2022 als Gas knapp wurde, das für die Produktion der Glasflaschen elementar ist. Die größte Herausforderung bei der Entwicklung war der Kopfdruck, dem die PET-Flasche standhalten musste, um auch hier den bekannten BVS-Aludrehverschluss anbringen zu können. Weil das gelungen ist, ist die Flasche nun als grüne und transparente Variante erhältlich und für alle Weinsorten geeignet. Zudem ist die neue Verpackungslösung mit den Abfülllinien der Weinhersteller kompatibel. Das hochwertige Recyclingmaterial kommt aus den eigenen Recyclingwerken von Alplarecycling.
Kundenakzeptanz entscheidet
Wird die Neuheit von den Kunden angenommen – Ende des Sommers 2024 sollen erste Ergebnisse vorliegen – wird man den Wein ab dem Jahr 2025 auch in der Pfandflasche anbieten. „Die Flasche wird dann im Kunststoffrecyclingprozess wiederverwertet“, betont Fingerlos. Angeboten wird der Heurige 2023 in der PET-Flasche ident mit dem Preis der Glasvariante um 2,99 Euro bei Billa, Billa Plus und Adeg.
Ob die PET-Flasche, die vorwiegend im Preiseinstiegsegment zum Einsatz kommen wird, das Zeug zum Gamechanger hat, wird sich also in den kommenden Monaten zeigen. Seitens der Winzer gibt es laut Rosenberger jedenfalls zahlreiche Anfragen an Alpla. In Österreich kommen diese vorwiegend aus Niederösterreich aus der Region rund um Krems sowie aus dem Burgenland. Noch mehr Interesse gibt es aus Deutschland. Aktuell gewährt man jedoch Entwicklungspartner Wegenstein ein zeitlich begrenztes Vorrecht.