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Vor Ort Report: Zwettler Hopfenernte

Auf Einladung der Privatbrauerei Zwettl durften wir Anfang September bei der Hopfenernte im Waldviertel dabei sein und den Hopfenbauern Sepp Fröschl und Fritz Jank bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Um den Zwettler-Bieren ihren regionstypischen Charakter zu verleihen, sprudelt nicht nur das „weiche“ Brauwasser aus den eigenen Quellen, auch Gerste und Hopfen stammen dank intensiver Kooperationen mit den Landwirten aus der direkten Umgebung. „Mein Vater wollte einst alle Rohstoffe für das Bier aus der näheren Region beziehen und hat deshalb Ende der 1980er Jahre den Hopfenbau im Waldviertel revitalisiert“, beschreibt Karl Schwarz, Eigentümer und Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl in fünfter Generation. Seit 1987 wurden für die Brauerei ca. 600.000 kg Hopfen geerntet, wobei heute in vier Orten rund um Zwettl insgesamt 14 ha Anbaufläche bewirtschaftet werden.

Erlebnis Hopfenernte

Als Vertragsbauern ernten Sepp und Helga Fröschl sowie Fritz und Gertraud Jank in ihren Hopfengärten rund ein Drittel der von der Privatbrauerei Zwettl benötigten Menge an Hopfendolden. Wir durften Anfang September bei der Ernte dabei sein: Schon der Hopfengarten selbst ist ein Erlebnis. Die Reben ragen, hochgezogen auf Drähten, beeindruckende 6 m in die Höhe und die Nase erfasst sofort den intensiven Duft der Dolden. 
Insgesamt spannen Sepp Fröschl und Fritz Jank gemeinsam mit ihren Frauen alljährlich im Frühjahr rund 10.500 Rankdrähte, auf denen die jungen Hopfenpflanzen hochwachsen. Jeder Draht muss händisch montiert und gespannt werden, und auch die jungen Triebe müssen per Hand – im Uhrzeigersinn – „aufgeleitet“ werden. Bei der Ernte werden dann die Pflanzen samt Drähten mit einem Reißgerät maschinell abgezogen und – schön geschlichtet – in den Traktoranhänger gelegt. 

Mit dem frisch geernteten Hopfen geht es sofort zurück zum Betrieb, wo mithilfe einer Pflückmaschine die duftenden Dolden vom Rest der Pflanze getrennt werden. Anschließend werden die Blüten getrocknet und in der Kontaminierungskammer belüftet, um ihnen die Feuchtigkeit zu entziehen. Danach werden sie einige Wochen auf den Dachböden gelagert, dann in 50 kg schwere, große Ballen gepresst und so für die Weiterverarbeitung zu Pellets vorbereitet, die dann in der Bierproduktion eingesetzt werden. Die Rankdrähte sind übrigens biologisch abbaubar, sie werden zusammen mit den Blättern verhäckselt und kommen als Dünger zurück auf das Feld.

Frauen und Bier

Bier ist keineswegs ein Getränk von Männern für Männer: Vier von fünf Frauen trinken heute gerne Bier und probieren dabei auch gerne verschiedene Sorten aus. Dies verdankt sich nicht zuletzt der aufkommenden Craft Beer Szene, die für handgemachte, kreativ gebraute Biere abseits des Mainstreams steht und die Bierkultur auf ein neues Level hebt.
Und auch das Bierbrauen an sich ist „urweiblich“ – schließlich waren die ersten Bierbrauer(innen) Frauen. Sowohl zuhause für den Eigenverbrauch und die einst üblichen Bierkränzchen, dem Vorläufer des heutigen Kaffeekränzchens, als auch gewerblich hatten die Frauen am Braukessel das Sagen. Erst mit der Entstehung von Klöstern und der Industrialisierung gelangte das Bierbrauen später in Männerhand. 

Bei der Privatbrauerei Zwettl kommt den Frauen noch heute eine große Rolle zu. Zum einen leisten sie wichtige Arbeit auf den Feldern und an der Pflückmaschine. Zum anderen zeichnet Karin Thaller, als nur eine von rund zehn gelernten Brauerinnen in ganz Österreich, gemeinsam mit Braumeister Heinz Wasner bei Zwettler für die hohe Kunst des Bierbrauens verantwortlich.

Karl Schwarz, Eigentümer und Geschäftsführer der Privatbrauerei Zwettl, Bierbrauerin Karin Thaller und Hopfenbauer Sepp Fröschl im Hopfengarten.

Als krönenden Abschluss des Tages durften wir die Zwettler Biere natürlich auch verkosten. 

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geschrieben am

23.09.2019