Vor Ort-Report: Brauerei Puntigam
Brütende Hitze in Graz und am Parkplatz vor dem Puntigamer Shop in der Triester Straße geben sich die Kunden die Klinke in die Hand: Bier ist im Sommer heißbegehrt – nicht nur die Hitze fördert den Durst, es werden auch Feste gefeiert und Freunde getroffen. „Lustig samma, Puntigamer“ spielt hier eine wesentliche Rolle. Und: Puntigamer ist seit 1996 Hauptsponsor des Grazer Fußballvereins SK Sturm.
Trotz Hitze werden wir von Brau Union Österreich Managerin Dr. Gabriela Maria Straka, der langjährigen Kommunikationsmitarbeiterin Sabine Ferk und dem Braumeister Johannes Eregger freudig erwartet. Einen ausgiebigen Rundgang durch die älteste Großbrauerei der Steiermark ersparen wir uns aufgrund der Hitze. Dennoch sind die noch teilweise bestehenden Gebäude aus dem 18. Jahrhundert beeindruckend. Sie bilden gemeinsam mit den neuen Hallen eine gute Symbiose, um die Steiermark, Kärnten und das südliche Burgenland mit dem „Blauen Panther“, wie Puntigamer auch liebevoll genannt wird, zu versorgen. Am Standort wird aber nicht nur Puntigamer gebraut, sondern auch Reininghaus und nicht zuletzt Heineken für Österreich. Dieses wird, je nach Gebinde in Tankwägen nach Schwechat ins Dosenkompetenzzentrum gebracht oder am Standort in Flaschen abgefüllt. Mit mittlerweile mehr als 1 Million Hektoliter Bierausstoß pro Jahr ist die Grazer Brauerei eine der größten in Österreich.
Ein junger Braumeister stellt sich vor
Der 36jährige Steirer Johannes Eregger zählt zu den jüngsten Braumeistern Österreichs, innerhalb der Brau Union Österreich sowieso. 2007 trat er dem Unternehmen in Göss als Trainée bei und studierte das Brauereiwesen von der Pieke auf. Die Karriereschritte in Österreich setzte er anschließend in der Brau Union Österreich Zentrale beim technischen Service und schließlich schon bei der Brauerei Puntigam, um Verbesserungsprozesse in der Abfüllung und Herstellung zu koordinieren.
Und dann kam, womit man wohl nicht alltäglich rechnet: Heineken ermöglichte den Weg ins Ausland – aber nicht nach Europa, Asien oder USA, sondern nach Äthiopien. „Das Land zählt heute rund 100 Mio. Einwohner und ich habe dort für Heineken ab dem Jahr 2014 den Markt auf- und eine Brauerei gebaut“ erzählt Johannes Eregger. Das Erstaunen über die Tätigkeit ist groß, aber der junge Brau-Experte erklärt: „Es ist genau das, was Länder wie Äthiopien brauchen: eine nachhaltig aufgebaute Zukunftsperspektive mit einer richtigen Wertschöpfungskette. Ich selbst habe noch viel Kontakt zu den Leuten im Land seit ich weggegangen bin und viele Mitarbeiter, die ich damals eingestellt hatte, sind heute noch im Unternehmen. Das ist echtes „Peoples Development“, so Eregger. Für Heineken konzentrierte er sich wie in allen anderen Ländern auch auf die Stärkung der regionalen Marken.
Wer nun annimmt, dass Äthiopien das Ende der spektakulären Auslandaufenthalte des Johannes Ereggers sei, der hat mächtig getäuscht. Seine nächste Station führte ihn ebenfalls für Heineken nach Jamaica, wo er als Produktionsmanager ab 2017 für die damals von Diageo erworbene Brauerei eine Rum- und Wodka-Abfüllung aufbaute. Erst 2020 kam er nach Österreich zurück und übernahm die Verantwortung der Brauerei Puntigam. Hier managt er 70 Mitarbeiter im Braubetrieb. 150 Mitarbeiter sind es insgesamt am Standort.
Wissenstransfer eines Brückenbauers
Das Wissen, das sich der Experte in Österreich in Bezug auf Brauereiwesen aufgebaut hatte, nahm er in die Länder mit. „Wir haben hier in Österreich eine ausgezeichnete Bierqualität und erfahrene Mitarbeiter. Wir sind stolz auf unsere Biermarken. Und die Österreicher wissen, wie man gutes Bier braut. Es ist wie beim Kochen: man braucht Wissen, gutes Equipment und gute Rohstoffe, wie wir hier am Standort mit der ‚Herrgottwies-Quelle‘ haben, blickt Eregger zurück.
Aber auch im umgekehrten Fall kann man so einiges von Aufenthalten in anderen Ländern lernen: wie schnell man sich neuen Gegebenheiten anpassen kann und wie unglaublich offen man für neue Ideen sein kann. Frei nach dem Motto: „good practice sharing“. Über allem steht die hohe Qualität der Biere, die über Jahrzehnte hinweg gleich gut geblieben ist. „Das schätzen die Konsumenten und das sichert auch Arbeitsplätze“, ist sich Eregger sicher.
Für die Brauerei selbst sieht er sich als Brückenbauer der Generationen. Denn: auch wenn Johannes Eregger mit 36 Jahren einer der jüngsten Braumeister des Landes ist, so stoßen die ganz Jungen bereits nach. „Ich habe festgestellt, dass in den letzten Jahren ein kompletter Generationswechsel am Standort stattgefunden hat“, so Eregger. Das erkennt man auch an den Schwerpunkten, die rund um die Brauerei gesetzt werden.
Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Logistik ist die Stärke der Brau Union Österreich, ebenso wie Netzwerk und Synergien. Der nachhaltige Vorteil liegt vor allem darin, dass nicht alle Linien alle Kompetenzen haben (siehe Schwechat für Dosen,…). Eine weitere Elektrifizierung der Abläufe bringt die fossilen Brennstoffe und somit den CO2-Ausstoß stetig nach unten. Dazu kommt eine laufende Optimierung von Warenflüssen. „Net Zero haben wir bis allerspätestens 2030 am Standort erfüllt und sind dann unabhängig von fossilen Brennstoffen“, so Eregger. Dazu kommen Projekte wie die Nutzung der Gärwärme für das Brauquartier Puntigam oder die Flaschenwaschmaschine, die mit 2/3 weniger Wasser auskommt als bisher.
„Wir sprechen gerne vom ‚Blue Planet Puntigam‘, unter dessen Dach wir nachhaltige Ideen und Projekte fördern. „Wir kaufen keine Zertifikate, wir leben die Nachhaltigkeit“, so Eregger, der sich auch bewusst ist, dass Mehrweg in kürzester Zeit den Ton bei Getränkegebinden angeben wird – deshalb unter anderem auch die neue Flaschenwaschmaschine.
Innovationen im Sinne der Zukunft
Und nicht zuletzt umfasst eine neue Herangehensweise auch die Entwicklung von Innovationen: „Wir werden bei Bier noch viel im Bereich Bio-Biere und alkoholfrei erleben, darin steckt in Zukunft noch viel Potential“, fasst Johannes Eregger zusammen und geht mit uns doch noch ins „Alte Sudhaus“, um ein alkoholfreies „Puntigamer Pr0,0st“ gegen die Hitze zu kredenzen.