Direkt zum Inhalt
Mag. Birgit Aichinger, Geschäftsführerin Vöslauer GmbH

Vöslauer: wir machen Mehrweg-Flaschen sichtbar

Vöslauer Geschäftsführerin Birgit Aichinger sieht parallel zur Teuerungsthematik ebenso wichtige Zukunftsthemen.

Die Covid-Krise, der Krieg in der Ukraine und das veränderte Konsumverhalten trifft die gesamte Lebensmittelindustrie und den Lebensmittelhandel in noch nie dagewesener Form und stellt alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Doch: Man wird all die Probleme mit Jammern auch nicht lösen, ist man sich in der Vöslauer-Geschäftsführung sicher. „Ich würde mir in vielen Bereichen ein Vorwärtsdenken wünschen“, so Birgit Aichinger, Geschäftsführerin der Vöslauer Mineralwasser GmbH. Sie leitet mit Herbert Schlossnikl gemeinsam das Unternehmen seit vielen Jahren und kennt den Markt durch und durch. „Es gibt auch abseits der Inflation viele Zukunftsthemen, die man unbedingt angehen muss, so Aichinger. retailreport.at hat sie zu den brisanten Themen befragt.

Wie hat sich der Mineralwasser- und Near-Water-Markt in Österreich in der jüngsten Vergangenheit entwickelt?

Birgit Aichinger: Sowohl Wasser als auch Near-Water sind im Wert gewachsen. Während Near-Water ein kleines Mengenwachstum vorweist, stagniert der Mineralwasser-Markt. Über alles gesehen muss man sagen: Convenience und kleine Flaschen sind der Hit, auch bei Vöslauer. Der Vorratsmarkt wächst nach der Covid-Krise logischerweise nicht mehr. Und auch der Pfandmarkt ist mengenmäßig rückläufig, weil zum einen die Gastronomie wieder boomt und die Teuerung alles überlagert hat. Billig- und Eigenmarken gewinnen in allen Bereichen, obwohl auch diese ihre Preise erhöht haben. Und nicht zuletzt: Glas-Mehrweg hat ebenso in der Menge nach NielsenIQ verloren.

Können Sie diese Entwicklungen mit Fakten untermauern, sowohl bei Menge als auch bei Wert?

Laut NielsenIQ ist der Markt von Mineralwasser im Wert um 10,5% gewachsen. Das bezieht sich auf YTD KW 16 2023. Vöslauer ist mit rund 40% Marktanteil Marktführer. Insgesamt im Wert gewachsen ist Convenience, Near-Water und auch der Pfand Markt bei Vöslauer. Die neue 9x1-Liter Mehrweg von Vöslauer ist auch umsatzmäßig der Hit. Wenn man sich die Mengen in diesem Zeitraum ansieht, so verliert Mineralwasser total, Convenience gewinnt dazu und Near-Water total geht auch nach oben, vor allem dank Vöslauer.

Der Star ist demnach die Innovation von Vöslauer 9x1Liter PET-Pfand. Was ist hier das Erfolgsgeheimnis?

Es geht um Mehrweg. Als Vorreiter und Innovationstreiber hat Vöslauer Mineralwasser vor einem Jahr die erste und bislang einzige moderne PET-Mehrwegflasche auf den Markt gebracht. Unser Anspruch, jedes Produkt nachhaltiger als seinen Vorgänger zu gestalten, war auch im Falle der 9x1 Liter PET-Mehrweglösung unser Ansporn und Wegweiser. Die Resonanz ist großartig und wir wurden sogar schon des Öfteren ausgezeichnet. Auch wenn Mineralwasser und auch Bier im Lebensmittelhandel die Mehrwegquote schon erfüllt hat, so gehen die Sortimentsmanager des Handels dennoch ihre Schlichtpläne Schritt für Schritt durch, um neu und im Sinne von Mehrweg die Regale zu strukturieren. Meiner Meinung nach tut das der Kategorie gut.

Ist das der richtige Zeitpunkt, gerade jetzt wo alles teurer wird?

Aktuell überlagert die Teuerung alles, das stimmt. Aber auch das geht vorbei und Nachhaltigkeit darf man nicht vernachlässigen. Der Wunsch der Konsumentinnen und Konsumenten nach Nachhaltigkeit ist nicht verschwunden, im Gegenteil: Getränke sind eine große Kategorie mit viel Platzbedarf. Hier dürfen Nachhaltigkeit und Mehrweg nicht außer Acht gelassen werden.
Für den klassischen Lebensmittelhandel ist Mehrweg gelernt. Er kann damit gut umgehen. Der Diskont muss sich im Hinblick auf die neue gesetzliche Mehrwegquote ganz neu aufstellen.

Auch wenn Sie mit Mehrweg-Gebinden schon sehr weit sind, was ist für Vöslauer diesbezüglich eine Herausforderung?

Wir arbeiten an weiteren Materialeinsparungen und halten zudem an unserem Ziel für 2030 fest, unseren Anteil an Mehrweggebinden auf rund 40 % zu verdoppeln. Zudem ist das Investment in Maschinen und Lagerflächen groß.
Auch beim Einweg-Pfand gibt es noch einige zu diskutierende Themen: wie geht man mit Getränkesponsoring um? Wie mit Flaschen, die im Ausland zurückgegeben werden? Das wird man alles lösen, Transparenz und Nachhaltigkeit sind die Eckpfeiler in diesem Thema.

Löst man sich von den Themen, die derzeit scheinbar einzig und alleine den Markt bestimmen, welche Innovationen forciert Vöslauer?

Eine Botschaft ist mir ganz besonders wichtig: das primäre Kaufargument des Konsumenten ist nicht das Pfand per se, sondern ein attraktives Produkt! Und in diese Richtung entwickeln wir unsere Innovationen.
Schon seit Markteinführung vor einem Jahr gibt es sowohl Vöslauer Mineralwasser prickelnd, mild und ohne als auch die beliebten Vöslauer Balance Juicy Sorten Rote Früchte plus Echinacea und Sonnenfrüchte in den nachhaltigen PET-Mehrwegflaschen. Innerhalb der 9x1 l Kiste können die Konsumenten hier auch bunt zusammenwürfeln, eine Möglichkeit, die gerne und oft genutzt wird. Deshalb sind auch schon neue Sorten in der Pipeline, mit dem das PET-Mehrwegsortiment erweitert werden soll. Denn: wir haben in schwierigen Zeiten investiert und Produkte neu entwickelt und wir werden das auch weiterhin tun.

Mineralwasser und Near-Water in Zahlen

Wert Mineralwasser

  • Mineralwasser Total: +10,5%
  • Vöslauer: +8,3%
  • Vorrat Total: +8,3%
  • Vöslauer: +7,4%
  • Convenience Total: +19,1%
  • Vöslauer: +15,0%
  • Pfand Total: +4,6%
  • Vöslauer: +1,5%
  • Vöslauer 9x1l PET-Mehrweg: +11,9%  

Menge Mineralwasser Total: 

  • Mineralwasser Total: -5,2%
  • Vorrat Total: -6,3%
  • Convenience Total: +6,2%
  • Pfand Total: -10,5%  

Wert Near-Water 

  • Near Water Total: +19,0%
  • Vöslauer: +20,4%  

Menge Near-Water

  • Near Water Total: +0,4%
  • Vöslauer: +12,7%

Quelle: NielsenIQ, Umsatz & Absatz YTD KW 16 2023

Kategorien

Tags

geschrieben am

29.06.2023