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Verpackung ist wichtiger Botschafter

Verpackung ist wichtiger Botschafter

Verpackung ist weit mehr als nur ein Schutz für Produkte. Egal aus welchem Wertstoff eine Verpackung besteht, sie muss vor allem wichtige Botschaften an den Verbraucher bringen und heute mehr denn je- wiederverwertbar sein. Industrie und Handel müssen noch Hausaufgaben machen.

Das Thema Verpackung ist in aller Munde. Regelungen stehen vor der Gesetzes-Tür und auch die Unternehmen sind kräftig am Kurbeln. Weit im Vorfeld des bevorstehenden Pfandsystems auf Einweggebinde ab 1.1.2025 haben Kearney, FFWD und Circular Valley in einer gemeinsamen Studie weltweit 100 Unternehmenslenker zum aktuellen Stand ihrer Strategie und Umsetzung im Bereich Kreislaufwirtschaft befragt. Die Erkenntnis: Obwohl Lösungen der Kreislaufwirtschaft als Schlüssel zur Gestaltung nachhaltiger und widerstandsfähiger Unternehmen anerkannt sind, bleibt die Umsetzung für viele Branchen eine komplexe Herausforderung.
Obwohl es deutliche Fortschritte bei der Investition in Kreislaufinitiativen gibt, fehlt es an Konsistenz bei der Herangehensweise. Viele Unternehmen suchen noch nach ihrer Kreislaufstrategie und wie sie diese in der Organisation und den Lieferketten implementieren können. Michael Roemer, Mitgründer von FFWD – Kearneys Business Builder, kommt zu folgendem Schluss: „Führungskräfte kämpfen weiterhin damit, klar zu definieren, was die Ziele ihrer kreislaufwirtschaftlichen Ambitionen sind, und wie sie diese umsetzen können: Sollte der Fokus auf der Entwicklung langlebigerer Ressourcen liegen, sollen unverbrauchte Ressourcen durch Rezyklate ersetzt werden oder soll die Lebensspanne der Endprodukte maximiert werden? Klar ist, der Wert von Produkten, Materialien und Ressourcen muss so lange wie möglich erhalten werden und Abfallreduzierung muss unternehmerisches Gebot sein.“

EU-Verpackungsverordnung auf der Zielgeraden

Eine neue EU-Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (PPWR) ist derzeit auf der Zielgeraden. Mit der PPWR will die EU die Verpackungsmengen in Europa verringern und die Kreislaufwirtschaft stärken. In den Augen mancher Marktteilnehmer ist Plastik ein „Bauernopfer. Die Forderung nach einem klugen Abfall-Management wird laut. ARA, Recycling Pfand Österreich, das Verpackungsinstitut, GS1 Austria und viele andere setzten alles daran, um Recycling zu einem erfolgreichen Modell in der Gesellschaft und in der Wirtschaft werden zu lassen. Zum Beispiel: Mit dem Packaging Cockpit können sich ARA-Kunden bereits frühzeitig auf eine vorgesehene tarifliche Besserstellung recyclingfähiger Verpackungen vorbereiten. Über das ARA-Meldungsportal (online.ara.at) können sie auf das Online-Tool Packaging Cockpit zugreifen.
Neben der angestrebten generellen Reduzierung der Verpackungsabfälle um 5 % bis 2030, 10 % bis 2035 und 15 % bis 2040 setzen die EU-Abgeordneten spezifische Ziele zur Vermeidung von Verpackungsabfall aus Kunststoffen: 10 % bis 2030, 15 % bis 2025, 20 % bis 2040. Nach den neuen Vorschlägen müssen alle Kunststoffverpackungen wiederverwertbar sein, wobei einige Ausnahmen gelten, und strenge Kriterien erfüllen. 90 % der in Verpackungen enthaltenen Materialien sollen getrennt gesammelt werden.
Vertreter verschiedener Branchen haben unterschiedliche Forderungen an die EU. So argumentiert die Getränkeindustrie, dass dem Sektor das Recht auf vorrangigen Zugang zu Rezyklaten eingeräumt werden sollte. Nach den Regeln für recycelte Kunststoffe ist nur PET-Rezyklat (rPET) für Lebensmittelverpackungen zugelassen. Eine kürzlich durchgeführte Studie hat jedoch ergeben, dass ein erheblicher Anteil von recycelten PET-Getränkeflaschen in anderen Produkten wie Spielzeug, Armaturen in Autos oder Fleece-Pullovern verwendet wird. Das bedeutet, dass für die Getränkeindustrie weniger rPET übrigbleibt.

In Großbritannien ist unterdessen geplant, Verpackungen für Obst und Gemüse in Supermärkten zu verbieten. Momentan werden hier lediglich 19 % des Obsts und Gemüses lose verkauft. Das ist noch weit entfernt vom 30%-Ziel, das 2025 erreicht werden soll. Experten argumentieren daher, dass es mit den von der Industrie getroffenen freiwilligen Maßnahmen zu langsam vorangeht.

Fakt ist: In seiner Plenarsitzung hat das EU-Parlament Ende April der Europäischen Verpackungsverordnung mehrheitlich zugestimmt. Die Verordnung wurde mit 476 zu 129 Stimmen bei 24 Enthaltungen angenommen. So schwierig es war, die unterschiedlichen Positionen, die auf über 700 Seiten dargestellt waren, zu einer Einigung zu bringen, so wichtig ist der Grundgedanke der PPWR. Die vorläufige Einigung mit dem Rat umfasst nicht nur konkrete Zielvorgaben für die Verpackungsreduzierung, sie verpflichtet auch die EU-Staaten, für weniger Verpackungsmüll aus Kunststoff zu sorgen.

Aktuell sind in Österreich die Vorbereitungen auf die bevorstehende Einführung des Pfandsystems für PET und Dosen ab dem 1. Jänner 2025 am Laufen. Darüber hinaus stehen die EU-Mitgliedsstaaten vor der Herausforderung, ab 2025 mindestens 50 % der in Verkehr gebrachten Kunststoffverpackungen zu recyceln – ein Vorhaben, das für viele Länder schwer zu erfüllen ist. Derzeit liegt die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen in Österreich bei rund 25 %.

GS1 Austria und ECR Austria

Hilfe bietet eine Publikation der ECR-Community. Sie gibt einen umfangreichen Einblick in die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftslösungen bei Einzelhandels- und Konsumgüterunternehmen. Anhand von 18 Fallstudien werden mögliche neue Wege in der FMCG-Branche aufgezeigt. Neben den Fallstudien enthält sie sechs Artikel von Experten, die über die Notwendigkeit des Übergangs zu einer Kreislaufwirtschaft sprechen. Der Bericht ist für alle Fachleute aus dem Einzelhandel und der Konsumgüterindustrie geeignet, die an der Entwicklung und Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsstrategien in ihrem Unternehmen beteiligt sind.

Bei GS1 Austria geht es um die Erfassung und Weitergabe von Verpackungsdaten. Sie sorgen dafür, dass die Daten für alle Teilnehmer in der Kreislaufwirtschaft verfügbar sind.

Verpackungen im eCommerce

Nachhaltigkeit gewinnt auch im Versand- und Retourenmanagement immer mehr an Relevanz. So sehen Onlinehändler die größten Optimierungsmöglichkeiten bei nachhaltigeren Versandverpackungen. Das sagte schon eine EHI-Studie aus dem Jahr 2021. Der Wunsch der Konsumenten im eCommerce war schon immer der gleiche: Neben dem generellen Fokus auf Nachhaltigkeit legen die Konsumenten bei Verpackungen Wert auf ein optimales Größenverhältnis, einen optimalen Materialeinsatz sowie der Vermeidung von Füllmaterial. Die Wiederverwendbarkeit von Verpackungen bzw. der Einsatz von Mehrwegverpackungen erachten nur 10% der Onlinehändler als aktuelle Optimierungsmaßnahme. Ein Pilot-Projekt startete die Österreichische Post AG mit „Loop“, einer Verpackung, die mehrmals verwendet werden kann.

Online-Profi Amazon gilt in der Vermeidung und Verringerung von Verpackung als Vorreiter: Mehr als 50 % der europäischen Amazon-Sendungen werden inzwischen in einer verkleinerten, recycelbaren Versandverpackung versendet, etwa in einer Papiertüte oder einer Versandtasche. Seit 2019 wurden schon 700 Millionen Sendungen ganz ohne zusätzliche Verpackung verschickt. Amazons neues Operations Innovation Lab in Italien zeigt Technologien, mit denen Amazon die Umweltauswirkungen von Verpackungen verringert.
Für den Online-Handel müssen großteils keine neuen Verpackungen entwickelt werden, damit moderne Kommissionierroboter sie zuverlässig greifen können. So lautet das Ergebnis einer Studie, die Verpackungsspezialist Greiner Packaging zusammen mit TGW Logistics und dem Innovations- und Kompetenzzentrum logistikum.RETAIL der Fachhochschule Oberösterreich durchgeführt hat.
Zentrales Resultat der e-Pack-Studie: Probleme im automatisierten Handling bereiten unregelmäßige Verpackungsformen und -größen sowie Materialien, die leicht beschädigt werden können. Auch Deckel stellten in der ersten Testphase eine Herausforderung dar, doch inzwischen lassen sich fast alle Verpackungen erfolgreich handhaben. Grundsätzlich gelten folgende Grundsätze:

  • Standardisierung: Einheitliche Verpackungsgrößen und -formen erleichtern die Automatisierung von Abläufen.
  • Materialwahl: Robuste Materialien, die sowohl Schutz bieten als auch das Handling vereinfachen.
  • Design: Eine optimierte Gestaltung für die maschinelle Handhabung, einfache Verschlussmechanismen und klare Griffpunkte.

Gerade im Bereich Lebensmittel-Onlinehandel wird sich in naher Zukunft noch viel tun, wenn es um den Einsatz von KI geht.

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geschrieben am

28.08.2024