Direkt zum Inhalt
Mag. Harald Gutschi: GF der UNITO-Gruppe

Urknall in der Handelslandschaft

Die Unito-Gruppe rechnet mit einem Urknall in der Handelslandschaft noch im Jahr 2020, ein Normalzustand im Handel ist vor 2021 nicht realistisch

Das klassische Geschäftsjahr der Unito-Gruppe (Otto, Universal, Quelle) stand unter guten Vorzeichen. Die Online-Kundenumsätze legen im Vergleich zum Vorjahr um 5% zu, der Online-Anteil liegt mittlerweile bei 95 %. Im Kernmarkt Österreich gelingt sogar ein Wachstum von 6,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Unity-Gruppe wächst im über dem Markt und gewinnt Marktanteile im e-commerce. Besonders stark hat sich der Möbelhandel entwickelt.

Und dann kam Corona

Mit dem Shutdown und den Beschränkungen veränderte sich alles. Die ersten beiden Wochen nach Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen in Österreich waren von deutlichen zweistelligen Umsatzrückgängen in allen Sortimentsgruppen (Textil, Möbel, Technik) geprägt. Unito fokussierte sich darauf, die potenzielle gesundheitliche Gefährdung der eigenen Mitarbeiter zu minimieren, binnen weniger Tage stellte das Unternehmen 90 % der Belegschaft auf Home-Office um, das sind nahezu 600 Kollegen an den Standorten Salzburg und Graz. Zudem wurde die reibungslose Lieferkette zum Kunden sichergestellt und eine kontaktlose Zustellung mithilfe der externen Logistikdienstleister in allen Unito-Märkten umgesetzt. Kunden waren in dieser Phase mit Vorratsbeschaffungen beschäftigt, das Jahrhundert-Ereignis Corona hinterlässt Spuren.

Im Zeitraum seit Ende März bis voraussichtlich Ende Mai steigt die Anzahl der Visits in den Online-Shops enorm, parallel kommt es zu starken Verschiebungen in der Kundennachfrage. Der Umsatz im Textilgeschäft (insbesondere saisonale Frühjahrs-, Sommer- und Bademode) verliert zweistellig. Die Umsätze bei Hartwaren (vor allem Elektronik, Computer, Haushaltsgeräte wie Kühl- und Gefriergeräte, Spielekonsolen, Wohn- und Einrichtungsgegenstände, Gartenartikel) wachsen deutlich zweistellig. Die Logistik wird durch den plötzlichen und hohen Anstieg der Sendungsmengen auf das Äußerste in Anspruch genommen, dennoch verlängert sich bei Unito die Lieferzeit zu den Kunden nur um wenige Tage.
Insgesamt sorgt das Kaufverhalten seit Ende März für ein zweistelliges Umsatzwachstum bei Unito. Eine verlässliche Prognose für das laufende Geschäftsjahr ist aus Sicht der Unito-Geschäftsführung jedoch derzeit nicht möglich und auch nicht sinnvoll.

Ausblick

Spätestens mit der flächendeckenden Öffnung des Stationärhandels (Anfang Mai), der Lokale (Mitte Mai) und einem Gewöhnungseffekt der Kunden (Ende Mai) wird es nach Einschätzung der Unito-Gruppe ab Juni 2020 bis in den Herbst zu einer Rabattschlacht im Handel kommen. Der Textilhandel wird davon am stärksten betroffen sein. Bereits kurzfristig, also noch im Laufe des Jahres 2020, wird dies zu einer Bereinigung der österreichischen Handelslandschaft führen. Viele Betriebe (geschätzt jeder dritte Händler) werden diese Phase wahrscheinlich nicht überstehen.

Der österreichische Handel wird voraussichtlich erst ab 2021 in einen Normalzustand neuerer Art zurückkehren. Es wird dabei einen bis dato nicht gekannten Digitalisierungs-Push geben, viele Betroffene lernen mit der Krise die Vorzüge des Online-Handels zu schätzen, die dauerhaft verringerte Kundenfrequenz im Stationärhandel bringt einen stationären Online-Schub und dies wird zu noch mehr Professionalität, mehr Angebot und mehr Wettbewerb im E-Commerce führen. Außerdem wird sich das Bewusstsein für regionales Einkaufen und regionale Produkte aus Österreich auch im Online-Handel steigern. Einkaufen wird zu einer nachhaltigeren Entscheidung. Die Kunden werden vermehrt ihre stationären Grätzel-Händler und lokale Online-Händler unterstützen. Während die Dominanz globaler Riesen mit großer Kapitalkraft und hohen Synergie-Effekten, die in Österreich keine Ertragssteuern bezahlen, bleiben wird, ergeben sich hieraus neue Chancen für kleinere Händler. So die Einschätzung von Mag. Harald Gutschi als Geschäftsführer der Unito-Gruppe.

Kategorien

Tags

geschrieben am

22.04.2020