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Herausforderndes Jahr für die Milchbauern

Umsatzausfälle im Milchjahr 2020

Für die Sicherung der Zukunft ist ein wirtschaftliches Maßnahmenpaket notwendig, so die VÖM.

„Das Jahr 2020 hat die heimische Milchwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt, der zweite Lockdown mit der verlängerten Schließung der Gastronomie über die umsatzstarke Weihnachtszeit bringt neuerlich Umsatzausfälle, die nur durch verstärkte Anstrengungen und in Zusammenarbeit von Landwirten, Verarbeiter,Handel und Politik gut bewältigt werden können“, so fasst der Präsident der Vereinigung österreichischer Milchverarbeiter Helmut Petschar das bald zu Ende gehende Milchjahr zusammen. Es fehlen die Ab- und Umsätze aus Gastronomie, Großhandel und Tourismus. Eine Unterstützung der Zulieferer wäre dringend notwendig, vor allem auch deshalb, da die Hygienemaßnahmen und die damit verbundenen Kosten stark gestiegen sind. 

Dazu kam - nach anfänglichen Bauernprotesten hinsichtlich der regionalen Abnahme der Milch durch die Handelsketten - eine Verschiebung der Absatzkanäle, die jedoch die Umsätze auch nicht auffangen konnten.

Die Anlieferung lag in Österreich zu Beginn des Jahres über, seit Mai unter den Vorjahreswerten, insgesamt sollte damit ungefähr das Vorjahresniveau erreicht werden. 19,1 % der österreichischen Milch erfüllt den Biostandard. EU-weit ist heuer eine Mehranlieferung von ca. 1,4 % zu verzeichnen.

Forderungen für eine sichere Zukunft

Die Vereinigung der Österreichischen Milchbauern sieht sich vielen Herausforderungen gestellt und schnürt ein Maßnahmenpaket:

  • Absicherung und Weiterentwicklung der naturnahen österreichischen Milchwirtschaft in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU und in den nationalen Programmen, besonders in Berg- und benachteiligten Gebieten, Abgeltung von naturbedingten erhöhten Erfassungskosten, Investitionsschwerpunkte zur weiteren Verbesserung des Tierwohls

  • Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Unterstützung der Qualitätsstrategie, machbare Standards im Biobereich, Unterstützung des Produktions- und Verarbeitungsstandortes Österreich, Vermeidung von zusätzlichen Kostenbelastungen und Auflagen

  • Verpflichtende Herkunftskennzeichnung und Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen, damit der Konsument eine fundierte Entscheidung über unterschiedliche mit der Herkunft verbundene Qualitäten treffen kann

  • Mehr Transparenz und gerechtere Verteilung der Wertschöpfung entlang der Lebensmittelkette, wirksame Maßnahmen zur Beseitigung von strukturellen Wettbewerbsnachteilen für Erzeuger und Verarbeiter, Maßnahmen zur Eindämmung von Eigenmarken, Umsetzung der EU Richtlinie gegen unlautere Handelspraktiken

  • Weiterentwicklung der AMA Marketing als wertvolles Unterstützungsinstrument für die Qualitätspolitik und Vermarktung, Unterstützung im Export, solidarische Finanzierung durch alle teilnehmenden Sektoren, Fokussierung der Tätigkeiten auf beitragszahlende Sektoren, bessere strukturelle Einbindung der teilnehmenden Sektoren

  • Vermeidung von überzogenen, kostentreibenden, ineffizienten und unpraktikablen Vorgaben im Umwelt- und Verpackungsbereich, z. B. keine überhöhten Mehrwegquoten und kein Pfand auf Einwegverpackungen im Milchbereich.

  • Kein Werbeverbot und spezielle Nährwertkennzeichnung der Milch

Gute Nachricht

Die durchschnittlich erzielten Auszahlungspreise lagen im aufgelaufenen Jahr (Jänner bis Oktober) bei 34,55 Ct/kg, (2019 34,36 Ct/kg), für gentechnikfreie Qualitätsmilch, mit natürlichen Inhaltsstoffen, ohne Zuschläge und ohne Mehrwertsteuer; die Werte konnten ab Sommer verbessert werden und lagen im Oktober bei 36,72 Ct/kg ( 2019: 33,83 Ct/kg). Die in Österreich erzielten Werte liegen aufgrund der höheren Qualitätsstandards über dem EU -Durchschnitt.

Der Außenhandel verlief in Österreich bisher sehr erfreulich, bis August, so die vorliegenden Zahlen der Statistik Austria, konnten die Exporte um 4,4 % erhöht werden, während die Importe mit - 0,3 % leicht zurückgingen. Ein ungeregelter Brexit könnte den Milchmarkt europaweit beeinträchtigen.

 

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geschrieben am

11.12.2020