Ulrike Detmers: Personalführung in hybriden Arbeitswelten
Prof. Dr. Ulrike Detmers, Geschäftsführende Gesellschafterin der Großbäckerei Mestemacher, erläutert in einem Essay im Werk „Die Digitale Dekade“ des Verlages „Frankfurter Allgemeine Buch“, wie zeitgemäße Führung gelingt.
Die Coronapandemie hat die klassische Arbeitswelt in den Büros und Verwaltungen weltweit auf den Kopf gestellt: Mitarbeiter wie Führungskräfte zogen ins Homeoffice, nutzten digitale Möglichkeiten und kreierten ein noch nie dagewesenes Miteinander aus Präsenz und Virtualität – eine neue Arbeitswelt. Die klassische Führung, die sich auf die physische Präsenz der Mitarbeiter und die Autorität der Führungskräfte stützte, stieß an ihre Grenzen. „Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Wandel künftig nicht mehr vollständig zurückdreht, denn die Talente von heute wollen in deutlicher Mehrheit flexible Arbeitsmodelle zur Verfügung haben“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Detmers.
Talente fordern flexible Arbeitsmodelle
Das verdeutlichen nicht nur immer zahlreicher werdende Studien. Viele Menschen haben selbst er-fahren, wie sie Beruf und Familie durch digitale und hybride Arbeitsmodelle besser unter einen Hut bekommen – und wie viele Ressourcen sie einsparen können, wenn der Arbeitsweg entfällt. Mit diesem Wandel in eine hybride Arbeitswelt verändern sich auch die Anforderungen an zeitgemäße Führung. „In der Führung geht es mehr denn je um Empathie, Offenheit, Authentizität, situatives Führen und die individuellen Umstände der Mitarbeitenden“, erklärt Prof. Dr. Ulrike Detmers. Der bis dato bewährte Dreiklang aus Fach-, Persönlichkeits- und Positionsautorität werde den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht.
Das Beste aus Präsenz und Virtualität
Das Ziel der zeitgemäßen Führung ist dabei klar umrissen: Das Beste aus Präsenz und Virtualität in einer neuen Arbeitskultur zu vereinen und die beiden Welten clever miteinander zu verzahnen. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei der gezielte und motivierende Einsatz digitaler Tools, damit Teams auch über physische Grenzen hinweg zusammenwachsen, zusammenhalten und sich als Gemein- schaft verstehen und weiterentwickeln.
Als eine wichtige Aufgabe identifiziert Prof. Dr. Ulrike Detmers dabei Inklusion, die beispielsweise dann gefragt ist, wenn einige Mitarbeiter vor Ort an einem Meeting teilnehmen und andere virtuell oder telefonisch zugeschaltet sind. Damit keine Zwei- oder Mehr-Klassengesellschaft entsteht, sollten Führungskräfte immer ein Auge auf alle Teilnehmenden haben, proaktiv das Wort erteilen, Gespräche bewusst lenken und moderieren. „Ich empfehle beispielsweise einen kurzen virtuellen Check-in – auch um sicherzustellen, dass man niemanden aus den Blick verliert, dass es allen gut geht und dass keine offenen Fragen oder Probleme bestehen.“
Hybride Firmenkultur entwickeln und pflegen
Ebenso entscheidend ist die Pflege der Firmenkultur. „Gerade für die jungen Talente aus den Generationen Y und Z, denen einerseits hybrides Arbeiten sehr wichtig ist, stellt andererseits die Firmenkultur oft einen zentralen Treiber für Jobentscheidung, Arbeitszufriedenheit und Verweildauer im Unternehmen dar.“ Es gilt also auch im hybriden Arbeitsumfeld, kulturprägende Momente wie virtuelle Rituale und Feiern zu schaffen, um einen Bindungs- und Identifikationsverlust zu verhindern.
In ihrem Essay widmet sich Prof. Dr. Ulrike Detmers außerdem den Fragen, wie Führungskräfte unter diesen neuen Rahmenbedingungen die Produktivität fördern, wie sie situativ und empathisch zwischen Eigenverantwortung und Kontrolle der Mitarbeiter agieren und wie Teams ihre Kreativität optimal ausschöpfen können. Außerdem erläutert sie, wie angemessene Zielvereinbarungen gelingen, warum gegenseitiges Vertrauen die Basis einer gelingenden hybriden Arbeitswelt ist und wie das Zusammenspiel zeitgemäßer Führungsgrundsätze zu nachhaltigem Unternehmenserfolg und zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden führt. „Inklusion, die Firmenkultur, Produktivität und Kreativität müssen wir im Alltag fördern und steuern, um die Chancen unserer neuen Arbeitswelt zu nutzen“, fasst Prof. Dr. Ulrike Detmers zusammen.
Das Buch „Die Digitale Dekade – Wie wir unsere Wirtschaft transformieren können“ ist am 26. April im Verlag „Frankfurter Allgemeine Buch“ erschienen, umfasst 200 Seiten und ist für den Preis von 18 Euro erhältlich. ISBN 978-3-96251-130-2