Trend-Monitor: die zukünftigen Zielgruppen
Die Stimmung unter den jungen Menschen in Österreich ist trotz multipler Krisen überwiegend optimistisch. Hinsichtlich des eigenen Privatlebens haben 77 Prozent positive oder sehr positive Erwartungen. Auch der beruflichen Zukunft sehen 71 Prozent positiv entgegen und 61 Prozent erwarten sich eine gute oder sehr gute finanzielle Situation in ihrem Leben, wobei Männer etwas hoffnungsvoller in die nächsten Jahre blicken als Frauen. Mit steigendendem Bildungsniveau nimmt der Optimismus zu. Im Vergleich zum Mai 2012 hat sich die Erwartungshaltung jedoch deutlich reduziert. Trotzdem ist die Hälfte der Befragten überzeugt, dass es ihr besser als noch der Elterngeneration gehen wird. Nur 14 Prozent fürchten, dass sich die Lebensumstände im Vergleich verschlechtern werden.
Ausgeprägter Leistungswille
Finanzielle Unabhängigkeit ist 85 Prozent der jungen Menschen wichtig und 81 Prozent wünschen sich einen Job. 80 Prozent möchten etwas aus sich machen und für 78 Prozent hat Spaß eine große Bedeutung in ihrem Leben. 76 Prozent der jungen Österreicherinnen und Österreicher ist eine gute Ausbildung wichtig, 75 Prozent möchten sich einmal viel leisten können und 65 Prozent legen großen Wert auf die berufliche Karriere.
Multiple Krisen hinterlassen ihre Spuren und Wohlstand scheint unerreichbar
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der jungen Österreicherinnen und Österreicher nehmen den Einfluss der multiplen Krisen der letzten Jahre auf ihre persönliche Zukunft wahr, wobei Frauen sorgenvoller als Männer sind. Die fünf größten Sorgen der jungen Menschen sind der Krieg in Europa, der Tod oder die Erkrankung von Familienmitgliedern oder Freunden, der Klimawandel und die schlechte Wirtschaftslage.
Zwei Drittel meinen, dass es immer schwieriger werde, sich Wohlstand aufzubauen, und sechs von zehn jungen Menschen denken bereits jetzt an ihre finanzielle Absicherung im Alter. 60 Prozent fürchten, die Fehler vorangegangener Generationen ausbaden zu müssen und mehr als die Hälfte erachtet das eigene Leben für unsicherer als jenes der Elterngeneration.
Hoffnung auf Pension ist trotz Wirtschaftslage aufrecht
Mehr als die Hälfte (54 Prozent) findet das auf dem Generationenvertrag basierende Pensionssystem fair, wobei die Zustimmung unter jungen Männern höher ausfällt. Nur jeder Zehnte kann dem Generationenvertrag nichts abgewinnen. Knapp 80 Prozent vertrauen darauf, nach dem Berufsleben eine gesetzliche Pension zu erhalten. 20 Prozent denken, dass die gesetzliche Pension ausreichend sein wird, während knapp 60 Prozent nicht annehmen, dass sie damit über die Runden kommen werden. 22 Prozent vertrauen nicht mehr in das aktuelle Pensionssystem und gehen nicht davon aus, jemals von einer gesetzlichen Pension profitieren zu können.
Politikverdrossenheit und Vertrauensverlust
Während Musik zwei Drittel der jungen Menschen interessiert, sich 53 Prozent für Sport begeistern können und knapp die Hälfte für Technik offen ist, äußert nur ein gutes Drittel der Befragten Interesse an Politik (34 Prozent). Umweltschutz und Nachhaltigkeit (45 Prozent), Mode sowie Kultur (jeweils 41 Prozent) interessieren junge Österreicherinnen und Österreicher mehr als das politische Geschehen. Entsprechend gering ist auch das Vertrauen in die österreichische Politik und Parteienlandschaft, das nur mehr 16 Prozent der 14- bis 29-Jährigen bekunden. Zum Vergleich: Der Europäischen Union vertraut ein gutes Drittel (35 Prozent). Deutlich höher ist das Vertrauen gegenüber staatlichen Institutionen wie Polizei (56 Prozent) oder Justiz (53 Prozent) ausgeprägt. Auch dem Banken- und Finanzsystem (38 Prozent) und der Kirche (19 Prozent) wird mehr Vertrauen als dem heimischen Politsystem geschenkt. Im Vergleich mit der Erhebung im Jahr 2012 ist das Vertrauen in die Institutionen jedoch gewachsen.
Knappe zwei Drittel tauschen sich regelmäßig mit Freunden über Politik oder politische Themen aus. Nur 14 Prozent klammern das politische Geschehen gänzlich aus ihrer Kommunikation aus. 27 Prozent zeigen sich mit dem Zustand der Demokratie in Österreich zufrieden und etwa gleich viele sind gegenteiliger Meinung (26 Prozent). 42 Prozent sind über den Zustand der heimischen Demokratie geteilter Meinung.
Sieben von zehn jungen Menschen beabsichtigen, bei der Nationalratswahl im September 2024 ihre Stimme abzugeben. Ihnen stehen nur elf Prozent gegenüber, die nicht wählen werden. 18 Prozent sind noch unentschlossen.
Rechtsruck: FPÖ führt bei jungen Österreichern
Als attraktivste Partei für Jugendliche und junge Erwachsene schätzen 18 Prozent die FPÖ ein. Dieser Aussage stimmen 23 Prozent der jungen Männer und 13 Prozent der jungen Frauen zu. Neben dem Geschlecht hat auch der Bildungsgrad einen Einfluss: Unter Maturantinnen und Maturanten liegt die Präferenz für die FPÖ nur bei elf Prozent, während sie bei jungen Menschen ohne Maturaabschluss 22 Prozent erreicht. Mit 16 Prozent Zustimmung erreicht die Bier-Partei den zweiten Platz vor der SPÖ (zehn Prozent). Dahinter folgen Die Grünen und NEOS (jeweils acht Prozent), ÖVP (sieben Prozent) und KPÖ (vier Prozent).
Fake News als Gefahr für Demokratie, Gesellschaft und Frieden
Sieben von zehn jungen Österreicherinnen und Österreichern sprechen sich für eine Kennzeichnungspflicht für Inhalte aus, die mit Künstlicher Intelligenz erstellt wurden. Zwei Drittel fordern Maßnahmen der globalen Plattformanbieter zur Eindämmung von Fake News und ebenso viele sehen manipulierte Inhalte oder gezielte Falschinformation als große Gefahr für die Gesellschaft beziehungsweise Demokratie. Ebenso wünschen sich die jungen Menschen von der Europäischen Union und österreichischen Bundesregierung Maßnahmen gegen Fake News.
Mehr als die Hälfte ist der Meinung, Fake News zu erkennen. 42 Prozent fühlen sich auch in der Lage, Deep Fakes zu enttarnen. Männer trauen sich beim Entlarven manipulierter Inhalte deutlich mehr zu als Frauen.
Knapp zwei Drittel hinterfragen Inhalte oder überprüfen Quellen, wenn sie sich nicht über ihre Echtheit oder journalistische Vertrauenswürdigkeit sicher sind. Zehn Prozent setzen sich nicht mit der Authentizität und dem Wahrheitsgehalt von Informationen auseinander. Ein Viertel erkennt die Gefahr, selbst auf manipulierte Inhalte hineinzufallen, während fast ein Drittel glaubt, dagegen immun zu sein.
Mode: Pragmatische und überlegte Konsumentscheidungen statt Nachhaltigkeit
Durchschnittlich kaufen sich die jungen Österreicherinnen und Österreicher 26,5 Kleidungsstücke und sieben Paar Schuhe pro Jahr, wobei die jungen Frauen etwas mehr Kleidung kaufen (29,2 Kleidungsstücke) als die jungen Männer (23,9). Pro Kleidungsstück werden im Schnitt 41,80 Euro und pro Paar Schuhe 80,70 Euro ausgegeben. Männer (46,40 Euro) greifen für Kleidung etwas tiefer in den Geldbeutel als Frauen (36,90 Euro).
Knapp zwei Drittel kaufen überwiegend in den Filialen internationaler Modeketten. Für etwas mehr als die Hälfte sind die großen Online-Shops die erste Einkaufsadresse. Second-Hand-Läden werden nur von 16 Prozent der Befragten frequentiert und ebenfalls nur 16 Prozent kaufen online gebrauchte Kleidungsstücke. Kleine Boutiquen oder heimische Schneider suchen nur sieben Prozent der jungen Österreicherinnen und Österreicher auf.
Sechs von zehn jungen Menschen achten beim Kauf von Kleidung auf hohe Qualität und gute Verarbeitung, während für 57 Prozent der günstige Preis entscheidet. Langlebigkeit und Reparierbarkeit ist für knapp die Hälfte der Befragten wichtig und 43 Prozent achten auf natürliche Materialien. Der aktuelle Trend entscheidet nur für 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen über den Kauf, wobei dieser Wert mit zunehmendem Alter sogar noch abnimmt. Nachhaltigkeit ist nur 34 Prozent der Befragten wichtig und die Marke für lediglich 29 Prozent.
„Trotz der Herausforderungen der letzten Jahre hat die ‚Generation Dauerkrise‘ ihren Optimismus nicht verloren und blickt überwiegend positiv in die Zukunft. Bildung, Beruf und finanzielle Unabhängigkeit sind wichtig. Trotz Politikverdrossenheit planen die jungen Österreicherinnen und Österreicher bei den bevorstehenden Wahlen ihre Stimme abzugeben“, fasst Marketagent-Geschäftsführer Thomas Schwabl die Ergebnisse zusammen.
„Im Hinblick auf die EU-Wahl haben junge Menschen klare Forderungen an die Politik, die sich für das Gesundheits- und Sozialwesen und Frieden einsetzen und Lösungen für die Migration schaffen soll. Die konkreten Probleme der gesamten Gesellschaft machen auch vor jungen Menschen nicht Halt und bewegen sie mehr als Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Fake News und Deep Fakes werden nicht nur im Wahlkampf als Problem erkannt, sondern gefährden die Gesellschaft, Demokratie und den Frieden“, sagt DocLX-Mastermind Alexander Knechtsberger.