Verliert der Preis an Relevanz im Lebensmittelhandel?
Alles bleibt anders! Mitten in einer Veränderung, wie jener, die durch die Shutdowns hervorgerufen wurden, kann man sich auf neue Gegebenheiten im Handel vorbereiten - man kann sich der Frage widmen: wie binde ich meine Kunden an mich? In einem Kurzinterview meint Manfred Litschka, Regional Sales Director bei tcc global, dem Spezialisten für Kundenbindungsprogramme.
retailreport.at: Corona hat eine Krise im Verhalten der Menschen ausgelöst, die man nie mehr vergisst. Was kann man im Sinne von Vertrauensbildung und Loyalty als Händler tun, um nach der Krise nicht vergessen zu werden?
Manfred Litschka: Unverzichtbar ist die klare Definierung meines USPs und die daraus entstehende Differenzierung zum Mitbewerb. Der Preis wird immer wichtig sein aber ich darf – und das passiert leider gerade vielfach – mich nicht nur auf den Preis fokussieren. Hier werden traditionelle Händler langfristig auf der Strecke bleiben. Wie kann ich emotional punkten? Gegenwärtig steht eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Auswahl die umgesetzt werden können. Der Preis verliert durch diese Maßnahmen, für den Konsumenten, an Relevanz.
Wie wichtig ist Loyalty in Zeiten einer Krise?
Zu meinem Bedauern hat die Arbeitslosenquote ein Rekordhoch erreicht. Die Konsumenten werden viel stärker auf jeden Euro schauen den sie ausgeben. Wenn ich es jedoch schaffe den Konsumenten an mich zu binden, seine Treue zu gewinnen, wird der Preis nur sekundär entscheidend sein. Dies erreiche ich ausschließlich mit einer Loyalitätskampagne die langfristig angelegt ist und sich mit der Strategie des Retailers im Einklang befinden. (oder harmoniert)
Wer/welche Händler sollten vor allem darauf schauen, dass sie das Vertrauen des Konsumenten gewinnen?
Es ist jedem einzelnen Händler zu empfehlen. Die Discounter werden allerdings in den nächsten Monaten die Preiskarte noch erfolgreicher ausspielen und hierdurch punkten. Indessen werden sich die übrigen Händler etwas überlegen müssen. Billa hat zum Beispiel viel damit verloren die Schutzmasken nicht wie alle anderen Händler gratis auszugeben.
Können Sie uns einen internationalen Überblick geben, was andere Händler in anderen Ländern unternehmen?
Wir arbeiten mit vielen Händlern weltweit an entsprechenden Strategien. Diese werden in den nächsten Monaten entsprechend umgesetzt. Die Rewe hatte in Deutschland zum Beispiel ein sehr erfolgreiches Community Programm. Statt Punkte zu sammeln und Prämien für sich selbst einzulösen konnte man Voucher (dort wurden sie als „Scheine“ bezeichnet) sammeln und dem jeweiligen Sportamateurverein zugutekommen lassen . Damit entstand ein unglaublicher Drive von ganzen Communities gemeinsam für den jeweils gewählten Sportverein im Ort zu sammeln. Der Preis hatte dann nachweislich eine untergeordnete Rolle gespielt. Während Corona haben auch in Österreich die Vereine sehr stark gelitten. Die könnten eine entsprechende Hilfestellung brauchen und wir arbeiten gerade intensiv daran einen österreichischen Retailer für eine ähnliche Aktion zu gewinnen.