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Tag des Handels in Gmunden 2024

Tag des Handels: Angst ist kein guter Begleiter

In Gmunden am Traunsee fand zum wiederholten Male der „Tag des Handels“ von der Fachzeitung Regal und dem Österreichischen Handelsverband statt. Gerhard Drexel und Klaus Hraby wurden ausgezeichnet.

Branchenfremd und doch der Überbringer einer der wichtigsten Botschaften an die rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Tag des Handels“: Kriminalpsychologe Thomas Müller, international anerkannter Profiler, brachte auf den Punkt, was viele bewegt: Angst ist kein guter Begleiter, schon gar nicht, wenn man als Manager ein Unternehmen oder eine Abteilung führt. Es ist zurzeit nicht leicht die Angst beiseite zu schieben, wenn man Teuerungen, Kriege und Krankheiten vor Augen hat. Doch die gute Nachricht: mit einem gewagten Perspektivenwechsel und mutiger Resilienz geht es auch in turbulenten Zeiten gut voran.

Den schwierigen Themen stellten sich die Zuhörer und versuchten aus den Key Notes und Podiumsdiskussionen wichtige Erkenntnisse mitzunehmen. Sowohl das moderne und veränderte Konsumverhalten, nachhaltige Themen, Supply Chain, veränderte Landwirtschaft und auch Künstliche Intelligenz sind Bereiche, die man sich genau ansehen muss. Auch wenn es hie und da mühsam ist und man vielleicht auch bei dem einen oder anderen Thema scheitert – es lohnt sich die Kommunikation zu eröffnen.

Es sind alle betroffen

Entlang der Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln sind alle Beteiligten betroffen. Es passiert ein Strukturwandel bei den Landwirten, bei den Einzelhändlern und auch die Konsumenten verändern ihr Verhalten. So weitermachen wie bisher wird nicht funktionieren. Und: die Konsumenten sind im Prinzip satt, sie können in allen Preislagen für ihren täglichen Einkauf vorsorgen. Deshalb haben sie Hunger auf andere Dinge, wie Urlaub und Telekommunikation. Die Aufklärung rund um das Thema LEBENSMITTEL muss besser und transparenter werden. Denn alles, was ins Regal im Supermarkt kommt, ist ein Auftrag des Händlers an den Hersteller – somit ist eine Zusammenarbeit vorprogrammiert.

Bürokratiemonster abschaffen

Was alle Beteiligten betrifft ist die überbordende Bürokratie, die teilweise von der EU, aber auch teilweise vom österreichischen Gesetzgeber vorgegeben wird. Diese Bürokratiemonster sind leider oftmals Hemmschuhe für eine wirtschaftliche Weiterentwicklung, aber auch Hemmschuhe für die Evolution österreichischer Produkte. Je größer der Preisunterschied zwischen einem Produkt aus Österreich und einem Produkt aus einem anderen Land, desto eher greift der Konsument zur billigeren Ware – egal, ob sie rot-weiß-rot ist oder nicht.

Anscheinend hilft dagegen nur das Österreich-spezifische „Wunder“ des hohen Aktionsanteils, das aber Wertschöpfungen zerstört. Wie man aus dieser Spirale rauskommt, das muss man noch klären. Eventuell sind CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit ein Gamechanger!

Künstliche Intelligenz

Im Handel sind Künstliche Intelligenzen bereits nahezu flächendeckend im Einsatz und unterstützen bei der Arbeit. Von Seiten der Spar hört man, dass KI zu 90% dort im Einsatz ist, wo es der Konsument nicht sieht. Spannend wird sein, was die Generative KI in Zukunft bringt, wenn sie nicht nur den klassischen Handel betrifft, sondern alle Branchen rundherum: Beschaffung, Mitarbeiter, aber auch Werbeagenturen.

Schnäppchenjäger unterwegs

Ein bereits erwähntes österreichisches Phänomen ist die Aktionitis oder auch Schnäppchenjagd der Konsumenten. Rabatte mit Kundenkarten oder auf Mengen sind Gang und gebe. Aber die Rabatte nehmen auch den Druck aus den höheren Kosten der Waren am POS, wenn es um einen Vergleich mit Deutschland geht. Hier wird es nur dann zu einer Annäherung im Preis kommen, wenn sich unsere Vorzeichen in Bezug auf Logistikkosten und Personalkosten verbessern.

Handelspreis an Dr. Gerhard Drexel

Spar-Aufsichtsrat, Handelsmanager und Autor Dr. Gerhard Drexel wurde mit dem Österreichischen Handelspreis 2024 für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die feierliche Übergabe des wichtigsten heimischen Handelspreises fand vor mehr als 400 Gästen statt. Dr. Gerhard Drexel wurde 1955 in Dornbirn geboren und absolvierte sein Studium der Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen sowie an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. 1980 promovierte er über „Strategische Unternehmensführung im Handel“ zum Doktor der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften. Durch seinen Vater Luis Drexel – ein Gründungsmitglied der Spar in Österreich und Preisträger des Österreichischen Handelspreises 2018 – wurde ihm der Handel in die Wiege gelegt.

Nach beruflichen Stationen in der Schweiz wurde Gerhard Drexel 1990 Mitglied des Vorstands von Spar. Er führte die Spar Österreich zwanzig Jahre – von Anfang 2001 bis Ende 2020 – als Vorstandsvorsitzender und formte in dieser Zeit u.a. die erfolgreiche Eigenmarken-Architektur des umsatzstärksten österreichischen Handelskonzerns. Anfang 2021 übernahm er den Vorsitz im Aufsichtsrat der Spar Österreich.

Industriepreis an Klaus Hraby

Klaus Hraby wurde 1958 in Waidhofen geboren. Nach seinem Handelsschulabschluss fing er als Kostenrechner bei der Firma YO in Kröllendorf an. Dort war er 16 Jahre tätig, die letzten vier davon als Geschäftsführer. Er ist nun seit zwölf Jahren Geschäftsführer der Firma Efko in Eferding und plant mit Ende 2024 die Pension anzutreten. Für den ausgezeichneten Sportler war es immer sehr wichtig, dass heimischen Ware und Rohstoffe auf beste Weise veredelt werden und die Wertschöpfung im Lande bleibt.

Klaus Hraby, efko, und Roland Pirker, Regal
Dr. Gerhard Drexel

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geschrieben am

11.10.2024