Tag des Handels 2022 in Gmunden
Im Rahmen des „Tag des Handels“ präsentierte der Handelsverband mit NielsenIQ und GAW den Regionalitätsindex im österreichischen Handel. Dieser liegt bei 83,8% in Österreich, in
Deutschland ist er um 5,6% niedriger. Ungarn zum Beispiel hat 78%. Die regionale Ausrichtung im Lebensmittelhandel mit regionalen Produkten ist also hoch. Im direkten Vergleich mit Deutschland weist Österreich einen um 5,6 Prozentpunkte höheren Anteil heimischer Produkte an der heimischen Nachfrage auf.
Im Rahmen von Simulationsrechnungen zeigt sich für die genannten Produktgruppen, dass der höhere Selbstversorgungsgrad im Vergleich mit Deutschland folgende Mehrwerte für Österreich bringt:
- Erhöhung der Wirtschaftsleistung um jährlich 460 Mio. Euro
- Erhöhung der Beschäftigung um 3414 Jahres-Vollzeitäquivalente
- Erhöhung des jährlichen Abgabenaufkommens um 152 Mio. Euro
"Bemerkenswert ist auch, dass im österreichischen Lebensmittelhandel der Anteil an Umsätzen mit Bio-Produkten in sämtlichen betrachteten Sortimenten seit 2019 trotz multipler Krisen konstant gestiegen ist. Bei Frischmilch liegt der Bio-Anteil am Sortiment mittlerweile bei über 30 %, bei Eiern und Gemüse sind es rund 25 %", bestätigt Klemens Hanspeter, Senior Sales Consultant bei NielsenIQ.
2021 konnte der Bio-Gesamtumsatz bei Lebensmitteln die Marke von 2 Milliarden Euro erreichen. Und auch im laufenden Krisenjahr 2022 haben die Bio-Umsatzzahlen der Teuerung getrotzt und befinden sich weiterhin im Aufwärtstrend. Der gesamte private Konsum dieser Produkte liegt bei 7,3 Mrd. Euro inkl. Ust (2021). Laut NielsenIQ ist der Aktionsanteil in diesen Segmenten ebenso rückläufig.
Themen des Tages
Viele CEOs der Lebensmittelhändler in Österreicher gaben sich in Gmunden ein Stelldichein. Die zur Auswahl stehenden Themen überraschen nicht: Inflation, Versorgung und Nachhaltigkeit sind die drei großen Säulen, unter denen sich die Key Notes und Diskussion einreihten. Der Grundtenor der Händler: man habe keine Probleme mit der Grund-Versorgung, da sich Österreich in der guten Lage befindet mit heimischen Lieferanten zusammenzuarbeiten. Auch einig sind sich Lebensmittelhändler jeder Größe: keine Preisdeckelung und kein Festpreis auf Grundnahrungsmittel. Preise werden in Österreich aufgrund der hier herrschenden Einkaufskultur für den Konsumenten anders erzielt – nämlich über Aktionen. Sie liegen in Deutschland bei rund 12%, in Österreich bei 40%.
Kritik aus den Händler-Reihen kommt jedoch an der Regierung – nicht nur an der aktuellen, sondern auch an vielen vorhergehenden: es fehlt an „Handelsfreundlichkeit“, und das schon immer. Andere Branchen werden oftmals in Unterstützungen wie auch aktuell in der Energiekrise bevorzugt.
Nachhaltige Themen finden sich in allen Bereichen des Lebensmittelhandels wieder: natürlich im Sortiment und hier vor allem in der Zusammenarbeit mit der österreichischen Landwirtschaft. Wenn Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger dafür plädiert mehr regionale Produkte zu integrieren, so kontern die Händler mit einer Auflistung an Produkten aus Österreich: gerade im Fleischsegment hat sich enorm viel getan.
Bei veganen Produkten geht die Einlistung rapide voran. Der Wunsch der Veganer und der Flexitarier macht diese Verfügbarkeiten notwendig. Vegane Produkte erleben nicht nur einen Höhenflug, sie sind laut internationalen Studien auch für die Umwelt und die Verringerung des CO2-Ausstoßes von großer Bedeutung.
Nachhaltigkeit in der Bauweise steht schon seit vielen Jahren auf der Agenda und wird nun sowohl bei Handel als auch bei Industrie – Berglandmilch-Chef Josef Braunshofer stellte hier besonders interessante Beispiele seines Unternehmens vor – noch schneller vorangetrieben. Die Gründe dafür sind klar: Unabhängigkeit in der Energieversorgung, als auch eine Reduktion der Kosten. Dass sich in Zukunft im Thema ESG (Environment Social Governance) noch viel tun wird, zeigen alleine die Überlegungen hin zu Veränderungen bei Verpackungslösungen vor allem im Non-Food Bereich, aber auch bei den Flugblättern, die immer stärker in den digitalen Bereich abwandern.
Österreichischer Handelspreis und Österreichischer Industriepreis
Im Rahmen einer Abend-Gala wurde der Österreichische Handelspreis 2022 an den früheren Vorstand der Rewe International, Frank Hensel, verliehen. Kerstin Neumayer, ehemalig Rewe, heute MPreis hielt eine beeindruckende Laudatio. Frank Hensel war ab August 2005 im Vorstand der Rewe International AG, im April 2008 übernahm er die Funktion des Vorstandsvorsitzenden. Nach beruflichen Stationen bei der Nestlé AG Deutschland und der SPAR Handels AG Deutschland begann er 1999 seine berufliche Laufbahn bei der REWE Group im internationalen Bereich der REWE Zentral AG. Ein Jahr darauf übernahm er die Position des Geschäftsführers REWE Ungarn, 2002 wurde ihm die Funktion des Vorstandsmitglieds der BILLA AG für den Bereich Vollsortiment Italien übertragen. Allein in Österreich schuf die REWE Group unter Führung von Frank Hensel über 10.000 neue Arbeitsplätze und investierte 2,5 Milliarden Euro.
Den Österreichischen Industriepreis 2022 erhielt wohlverdient Birgit Rechberger-Krammer, Präsidentin von Henkel in Österreich und Mitglied der Geschäftsführung. Die studierte Betriebswirtin ist seit 30 Jahren beim Konzern tätig und als eine der wenigen Frauen über eine Vertriebskarriere zum Erfolg gekommen. Nach acht Jahren im Vertrieb und Marketing, baute sie fünf Jahre lang den Vertrieb des Osteuropa-Geschäfts auf, war drei Jahre als General Managerin in Tschechien tätig und wechselte nach weiteren fünf Jahren in Wien, drei Jahre ins Henkel Hauptquartier nach Düsseldorf. Ein weiterer Karrierehöhepunkt erfolgte 2017, als Birgit Rechberger-Krammer als erste Frau an die Spitze von Henkel Österreich kam.